Montag, 7. Juli 2014
Andy Bonetti und der Fluch des Jadedrachen, Teil 2
Es war ein glühend heißer Nachmittag, als Bonetti in Havanna aus der polnischen Linienmaschine stieg. Die Hitze traf ihn wie ein Handtuch, das man in kochendes Wasser getaucht und dann auf sein Gesicht gedrückt hatte. Auf dem Flug hatte es nur Wodka und Piroggen gegeben (Tiefkühl-Troja, unterste Ausgrabungsschicht). Bonetti sehnte sich nach einem eiskalten Cuba Libre.
Beim Zoll wurde er ohne Formalitäten und mit einem Augenzwinkern durchgewinkt. Subcomandante Romero hatte offenbar alles vorbereitet. Bonetti war über London und Warschau auf die Karibikinsel geflogen, er hatte weder ein Smartphone noch das Internet benutzt, alle Rechnungen in bar bezahlt und seine Ankunft per Ansichtskarte angekündigt. Sie war an einen gewissen Johnny Malta im Havanna Club, Avenida Bonetti 7 in der Hauptstadt der Revolution gerichtet.
Wenig später hielt ein knallroter 1953er Buick Roadmaster Skylark Cabriolet vor dem Flughafengebäude. Andy Bonetti kletterte auf den Rücksitz und warf seine kleine Reisetasche lässig neben sich. Der Fahrer war klein und schmal, hatte aber einen riesigen Schnurrbart und eine olivgrüne Armeemütze auf. Sie verließen die Stadt und erreichten eine alte Villa im Kolonialstil, die von Palmen umgeben war. Der Fahrer hielt vor dem säulenbewehrten Portikus der Villa und brachte Bonetti in die Vorhalle. Niemand war zu sehen.
„Wo ist Subcomandante Romero?“ fragte Bonetti.
Plötzlich riss sich der Fahrer den Schnurrbart vom Gesicht und nahm die Mütze ab. Langes, schwarzglänzendes Haar quoll hervor.
„Ich bin Romero“, sagte die schöne Frau und fiel Bonetti um den Hals.
„Endlich lerne ich den großen Bonetti kennen“, hauchte sie und küsste ihn. Ihre Zunge kitzelte sein Gaumenzäpfchen.
„Haben Sie das Dokument?“ fragte Bonetti ganz außer Atem.
„Wir müssen vorsichtig sein“, sagte sie und trat ans Fenster.
Vor der Villa hielt eine schwarze Limousine und zwei Männer in grauen Anzügen stiegen aus. Sie trugen riesige Sonnenbrillen und schauten sich nach allen Seiten um, bevor sie auf das Haus zugingen.
„Schnell! Wir müssen in den Keller“, befahl Romero und packte Bonetti am Arm.
Hastig eilten sie eine alte weißgestrichene Holztreppe hinunter.
„Ziehen Sie das an. Und hier ist das Dokument.“ Sie drückte ihm eine Metallröhre in die Hand.
Bonetti verkleidete sich als Landarbeiter mit Strohhut. Dann kroch er durch einen tausend Meter langen Tunnel, der in einem kleinen Wäldchen fernab der Straße endete. Er öffnete die Metallröhre und las die Botschaft, die in einem alten Inka-Dialekt abgefasst war. Er wusste nun, was er zu tun hatte.
The Smiths – Panic. http://www.youtube.com/watch?v=JlYXp_3A64k
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