Sonntag, 29. Juni 2014

Andy Bonetti und der Tempel des Todes

Es ist finster in den Kellern tief unter dem Vatikan. Ich sehe nur das schwache Schimmern des Doppellaufs meiner treuen „Firesnake“, die ich mit Tapirfett eingerieben habe. Die Schweizer Garde liegt betäubt einige Etagen über uns. Wir haben Chloroform, Chlorophyll oder irgendwas anderes verwendet, was ich in all der Aufregung nicht mehr recherchieren konnte. Den Papst habe ich mit einer fingierten Ansichtskarte aus seinen Gemächern gelockt. Ich habe seit mindestens hundert Stunden nicht mehr geschlafen, nichts gegessen, nichts getrunken und ich kenne noch nicht mal die Fußballergebnisse. Jetzt nicht aufgeben, Bonetti, denke ich mir. Alles dreht sich um mich: Briefmarken, Büroklammern, Münzen, rote Gummibänder, Streichholzbriefchen, Zuckerwürfel. Habe ich einen entscheidenden Hinweis übersehen? Denk nach, Bonetti! Versuch, dich zu erinnern! Wo bist du letzte Nacht gewesen? Im “King’s Head”? Oder hast du es bis ins “World’s End” geschafft? Ja! Der Gedanke durchzuckt mich wie ein Blitz. Ich habe zwölf Bier getrunken. Müssen die sieben Schlüssel zur Schatzkammer zwölf Mal in ihren Schlössern gedreht werden? 7 x 12 = 84. Die Quersumme ist wiederum zwölf. Magie der Zahlen – der Teufel persönlich muss seine Hand im Spiel haben.
„Bonettti“, höre ich Lefuet rufen.
Ich taste mich weiter.
Lefuet klammert sich mit den Fingerspitzen am Rand eines Abgrunds fest. Er trägt immer noch diese elegante sepiafarbene Seidenkrawatte. Ich versuche seine Hand zu ergreifen. Zu spät. Sein Todesschrei verliert sich in der Tiefe.
Plötzlich geht das Licht an. Ich bin wie geblendet. Vor mir steht des Teufels Großmutter. In ihren Händen hält sie eine doppelläufige Jagdflinte namens „Iron Maiden“.
Ihr Lachen hallt fürchterlich durch den Höhlengang vor der Schatzkammer. „Weißt du, wo du bist, Bonetti?“
„Nö“, antworte ich schlagfertig und greife unauffällig nach dem Ninja-Stern im Innenfutter meines Abenteurerhuts aus schwarzem Schlangenleder.
„Du bist soweit hinabgestiegen, dass du in der Dachkammer der Hölle gelandet bist. Und hier wohne ich.“ Wieder dieses schauerliche Lachen.
“Echt jetzt? Kein Scheiß?” Ich versuche Zeit zu gewinnen, während ich unauffällig wieder meinen Hut aufsetze.
„Sehe ich aus, als würde ich Witze machen? Zeit zu sterben, Bonetti!“
In diesem Augenblick schleudere ich ihr den Ninja-Stern ins Gesicht. Er bleibt zwischen ihren Augen stecken. Mit einem fürchterlichen Schrei löst sie sich in einer Wolke aus Blitzen und Rauch auf.
Furchtlos gehe ich auf die undurchdringliche Wand aus Nebel zu. Was wird mich auf der anderen Seite erwarten?
Lesen Sie nächste Woche: Wann kommt endlich Helgoland ins Spiel? Wie geht es eigentlich Heinz Pralinski? Bekommt Johnny Malta noch eine Ansichtskarte oder nicht?
P.S.: Sie möchten wissen, wie Andy Bonetti aussieht? Schauen Sie einfach mal bei Wikipedia unter „Erfolg“ nach, da ist ein Bild von ihm.
Icona Pop – I Love It. http://www.youtube.com/watch?v=TB759ueuY_g

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