Donnerstag, 17. April 2014

Schweppenhäuser Sehenswürdigkeit: „Das Fels’chen“

Nach einem opulenten Mahl am Sportplatz – Spaghetti Calabrese an einem Dialog von Hopfen und Malz – beschloss ich, ein wenig durch den Wald zu spazieren. Nach einer kurzen Strecke des Weges sah ich einen Pfad, der nach links führte. Ich beschloss kurzerhand, ihm zu folgen. Der kaum handtuchbreite Pfad wand sich den Hügel hinauf. Bald sah ich zwischen alten Buchen und Eichen, umgeben von einem Meer von blühenden Anemonen, einen Felsen vor mir liegen. Er ragte flach ins Tal und bot eine prachtvolle Aussicht über die Felder, die andere Talseite und den Rand des Dorfes. Bei seinem Anblick erinnerte ich mich wieder an diesen Ort. Seit meiner Kindheit war ich nicht mehr hier gewesen.
Auf dem Felsen saß ein Mann.
Ich kam näher und schaute ihn an. „Ich hoffe, ich störe nicht.“
„Keineswegs.“
Ich hatte ihn noch nie im Dorf gesehen, außerdem trug er merkwürdige Klamotten. Alles in grün, aber alles andere als neu. Also fragte ich neugierig: „Sind Sie zum ersten Mal hier?“
Er drehte sich zu mir um und sagte: „Das ist doch wohl nicht ernst gemeint. Ich lebe hier. Ich bin der Geist des Waldes!“
Ich schwieg eine Weile. War der Typ verrückt? Ein Geist? Eigentlich sah er ziemlich echt aus. Aber er hatte sich schon wieder umgedreht und blickte schweigend über das Tal.
„Herr Waldgeist?“ fragte ich.
„Was?“
„Darf ich fragen, ob Sie ein echter Geist sind?“
Er drehte sich wieder zu mir um. „Natürlich bin ich echt. Ich trage einen Geisterhut, Geisterhosen und eine Geisterjacke. Nach was sieht es denn aus? Sind Sie aus der Stadt oder was?“
Ich kratzte mich verlegen am Kopf und überlegte angestrengt, was ich darauf antworten sollte, aber mir fiel nichts ein. Also stellte ich ihm eine weitere Frage: „Herr Waldgeist?“
„Was ist?“
„Darf ich fragen, was Sie hier machen?“
„Ich bewache den Eingang.“
„Den Eingang?“
„Natürlich den Eingang. Was denn sonst? Was dachten Sie denn?“
Gut, ein Eingang. „Unter dem Felsen ist ein Eingang?“ fragte ich schüchtern.
Er nickte stumm und sah wieder ins Tal hinunter. Ein frischer Wind kam auf und ließ die Blätter in den Bäumen rauschen.
Nach einigen Minuten fasste ich mir ein Herz und stellte noch eine Frage: „Herr Waldgeist?“
„Was denn?“
„Wohin führt dieser Eingang?“
„In eine Höhle,“ brummte er.
„Ach so.“ Wieder schwieg ich. Die Vögel zwitscherten. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und stellte meine letzte Frage.
„Herr Waldgeist?“
„Was denn noch?!“
„Was ist eigentlich in dieser Höhle?“
„Der Schatz. Vollidiot! Würde ich sonst hier sitzen, wenn es in der Höhle keinen Schatz gäbe? Unter dem Felsen ist die Höhle und in der Höhle ist der Schatz. Ist das so schwer zu verstehen?“
Ich bedankte mich für die Auskunft und ging weiter.
P.S.: Am 1. Mai ist Fels'chenfest in Schweppenhausen. Die passende Musik ist von Adriano Celentano: “Una Festa Sui Prati.” http://www.youtube.com/watch?v=2rHCa6-nq3I

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