Samstag, 26. April 2014
Leidenschaft, Teil 3
Spaghetti Bolognese ist mein Leibgericht. Meine Mutter hat es immer für mich gekocht. Sie ist schon lange tot. Hier ist mein Rezept:
Im siedenden Öl der Pfanne wird zunächst Zucker angeröstet. Dann kommen Curry, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch (mindestens eine ganze Zehe pro Person), Kümmel (viel Kümmel …), Fenchelsamen, Muskat und Wasabi (doch, doch!) dazu. Brutzeln lassen. Etwas später gehackte Tomaten und Petersilie hinzufügen. Zum Schluss wird das Rinderhackfleisch ins Spiel gebracht. Kein Tartar (in Berlin gibt es dafür das hässliche Wort „Schabefleisch“), denn das wohlschmeckende Fett des Hackfleischs ist wichtig für die gesamte Komposition. Es muss stark angebraten werden, um die Röstaromen zu entfalten. Ruhig einen ordentlichen Schluck von dem Wein in die Pfanne gießen, den man gerade trinkt, während man mit Freunden in der Küche hockt, schwatzt, lacht und kocht. Schadet nix. Dazu empfehle ich die Spaghettoni n. 7 von Barilla und frisch geriebenen Grana Padano in rauen Mengen. Mehr ist mehr, wie mein Bewährungshelfer zu sagen pflegt. Aber auch nicht übertreiben, gibt meine Psychotherapeutin regelmäßig zu bedenken.
Ich war mal, zusammen mit einer ZEIT-Redakteurin und einem Suhrkamp-Lektor, in der Jury bei einem Spaghetti Bolognese-Wettbewerb. Die Frage, welche Soße am besten schmeckt, kann sehr unterschiedlich beantwortet werden. Wir haben an diesem Abend lange debattiert und sind zu einer ganz grundsätzlichen Schlussfolgerung gekommen: Es gibt eine weibliche und eine männliche Variante von Spaghetti Bolognese. Die weibliche Variante ist fruchtiger, tomatiger, die männliche Variante ist fleischlastiger und häufig gemüsefrei. Jeder der Gäste hat seine persönliche Rezeptur zur Diskussion gestellt und am Ende war uns allen klar, dass es eine Million Möglichkeiten gibt, dieses Gericht zu kochen. Gewonnen hat übrigens Annette, die Männer hatten das Nachsehen.
Musik: „Was ist das Ziel?“ von Alexandra. Auch sie hat uns zu früh verlassen. http://www.youtube.com/watch?v=1DME7nvHq2g
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen