Sonntag, 27. April 2014

Leidenschaft, Teil 4

Zu den großen Menschheitsfragen gehört: Was wollen wir trinken? Und nachdem wir diese Frage wahrheitsgemäß mit „Bier“ beantwortet haben, stellt sich uns die nächste große Menschheitsfrage: Was ist das beste Bier der Welt? Darüber kann man nächtelang diskutieren, im Streit auseinander gehen, sich wieder über den Gläsern versöhnen und weiterdiskutieren. Oder man weiß es ganz einfach. Das beste Bier der Welt kommt aus Franken. Sorry, Rest der Welt! Ihr hattet eure Chance. Obwohl tschechische Biere wirklich nah dran sind.
Aber natürlich ist nicht jedes fränkische Bier zu empfehlen. Das wäre ja auch viel zu einfach. Es fallen natürlich sämtliche großen Brauereien weg – Industriebier von der Stange. Es fällt natürlich auch ganz grundsätzlich Flaschenbier unter den Tisch. Tut mir leid, einsame Trinker von Regalware aus dem örtlichen Supermarkt. Bier aus der Flasche ist nur ein Notbehelf. Außerdem mach alleine trinken dumm, wie der rheinhessische Volksmund weiß. Selbstverständlich muss das Bier frisch gezapft und alsdann zügig getrunken werden. Am besten schmeckt es in den winzigen Dorfbrauereien der fränkischen Schweiz. Es ist in Franken mit dem Bier wie in Rheinhessen mit dem Wein. Es wird von hunderten kleinen Erzeugern direkt vor Ort hergestellt. Dieses Bier erreicht die Großstädte außerhalb Frankens gar nicht, selbst in den fränkischen Städten ist es schwer zu finden. Es muss vor Ort getrunken werden, denn im Gegensatz zum Wein ist ein frisch gezapftes Bier nur bedingt transportabel. Es findet seinen Weg gerade noch hinaus in den Biergarten, aber weiter kommt es nicht. Dann verschwindet es im Schlund eines durstigen Menschen. Das Charmante am fränkischen Bier ist es gerade, dass es nicht zu dir kommt. Du musst zu ihm kommen. In einer globalisierten Welt, in der wir neuseeländische Äpfel, chilenischen Wein, griechische Oliven und schwedische Möbel kaufen, hat das etwas geradezu Anarchistisches. Du kannst ein arabischer Scheich sein oder ein texanischer Milliardär – aber wenn du ein frisch gezapftes fränkisches Bier genießen möchtest, musst du deinen verdammten Arsch in das Dorf bewegen, wo dieses Bier gebraut wird. Oft gibt es auch nur ein einziges Gasthaus, das dieses Bier anbietet. Du musst dich also auch benehmen, wenn du wiederkommen möchtest. Und du musst erst einmal einen Platz bekommen.
Ich will aus der Vielzahl schöner Orte, an denen der Biergenuss noch gepflegt wird, exemplarisch drei herausgreifen, die mir spontan einfallen. Erstens die Brauerei Kathi-Bräu in Heckenhof bei Aufseß. Die Gegend hat die größte Brauereidichte des bekannten Universums. Es handelt sich um einen Bauernhof, auf dem – neben der Braukunst – auch noch Landwirtschaft betrieben wird. Hier wird an einfachen Tischen und Bänken ein dunkles Lager-Bier gereicht. Zweitens die Brauerei Kürzdörfer, ein uriges Holzhaus am Rand eines malerischen Dörfchens namens Lindenhardt, das auch „Fremdenzimmer“ (wie das scheue Frankenvolk es nennt) anbietet. Ich empfehle ein großes Helles für 1,90 Euro. Überhaupt sind Essen und Trinken auf dem Dorf unverschämt günstig. Gesunder Appetit und gesegneter Durst gleichen es aber finanziell wieder aus, damit im Gasthaus auch die Kasse klingelt. Drittens den Brauerei-Gasthof Herold in Büchenbach, wo das Beck’n Bier aus vollen Fässern gezapft wird. Dazu gibt es selbstgebackenes Brot und diverse Produkte aus der hauseigenen Schweinezucht. Bier, Brot und Wurst in ehrlicher Handarbeit – seit über vierhundert Jahren. Dafür lohnt sich die Reise.
Und nach ein paar Gläsern erwacht der Dschungel in dir und du willst Musik hören. Laute Musik. Und du willst tanzen. Du willst die Fehlfarben: „Tanz mit dem Herzen“. http://www.youtube.com/watch?v=dVcfy83W3lU

3 Kommentare:

  1. Hey Matte...
    Das beste Bier aus Franken...
    Habe selten so gelacht...
    Holsten und nochmal Holsten...
    Denn Holsten knallt am dollsten...
    Schönen Tag noch für dich...
    Gruß aus Berlin
    Hubert

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  2. :) Danke für die Tipps. Hört sich gut an.

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  3. Lieber Hubert! Ein Holsten trinke ich, wenn der HSV endlich abgestiegen ist. Die Uhr muss weg! ;o)

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