Der
Maikäferweg in Wichtelbach war schon immer ein gefährlicher Ort, egal,
ob bei Tag oder bei Nacht. Aufgegebene Geschäfte, deren Schaufenster mit
Brettern vernagelt waren, defekte Straßenlaternen, Baulücken voller Unkraut und
Schrott, Nutten, Crack, Geisteskranke und Straßenräuber. Die Scheiße stand
knöcheltief und ohne Waffe konnte man hier keine zehn Minuten überleben. Am
besten passte man sich diesem Ort an, wusch und rasierte sich eine Woche lang
nicht, zog einen Kapuzenpullover und Springerstiefel an und versuchte,
unauffällig zu bleiben. Mit dem Ort zu verschmelzen. Das konnte ich schon immer
sehr gut.
Deswegen
war ich diesem Spezialkommando der Bundeswehr zugeteilt worden. Deswegen landete
ich gerade mit dem Fallschirm in der Wüste von Mali. Deswegen war ich von
Anfang an in der Scheiße.
Ich
war gerade dabei, meine Ausrüstung zu sortieren, als ein kleiner Junge mit
einer Herde Ziegen auf einem Hügel erschien. Er sah mich und kam zu mir.
„Molombo“,
sagte er und lächelte.
Ich
konnte mit dreißig Kilo Marschgepäck einen Marathon unter zwei Stunden laufen
und auf eine Entfernung von zweihundert Metern einer Fliege den Arsch
wegschießen, aber ich verstand natürlich kein Wort. Welche Sprache wurde
überhaupt in Mali gesprochen? Malinesisch?
„Molombo“,
sagte er wieder.
Ich
hatte keine Ahnung, was er wollte. Also gab ich ihm ein Stück Schokolade und
legte meinen Zeigefinger auf die Lippen. Er sollte keinem verraten, dass er
mich gesehen hatte. Die Schokolade würde die Belohnung sein. Schließlich war
ich in einer strenggeheimen Undercover-Mission unterwegs.
Der
Junge nahm die Schokolade und rannte den Hügel hinauf. Dort schwenkte er beide
Arme und rief etwas.
Eine
Viertelstunde später war sein ganzes Dorf an meinem Landeplatz versammelt. Sie
standen um mich herum, deuteten auf Teile meiner Ausrüstung und meines
Proviants und diskutierten angeregt. Ein alter Mann erklärte mir gestenreich,
dass er gerne meine Stiefel gegen einen Ziegenbock tauschen wollte.
Ich
war der einzige Weiße in der ganzen Gegend und langsam dämmerte es mir, dass
ich für meine Undercover-Mission wesentlich unauffälliger vorankommen musste. In
der Ferne sah ich eine kleine Drohne, die langsam näherkam.
Wow, tolle Geschichte;)
AntwortenLöschenEs ist, und das haben mir auch schon andere bestätigt, in der Tat so, daß man in Afrika, hier Nordafrika, in der einsamsten Gegend anhalten kann, und keine 2 Minuten später steht ein Junge da und grinst dich an .
AntwortenLöschenSpäter kommen seine Ziegen, nach 15 Minuten sind es schon 3 Leute.
Unglaublich, nur in der Sandwüste bleibt man dann alleine.
Schwarzafrika ist noch krasser, da steht nach 10 Minuten das halbe Dorf da.
Unglaublich freundlich, nur wenn man in Ruhe scheißen will voll ätzend.....
Beste Antwort auf Molombo wäre Maradona gewesen.
AntwortenLöschenDas hilft sogar im Feindesland. ;-)
BTW: wirklich klasse Story 👍🏽
Hauptsache Italien.
LöschenSpannender Anfang. Bitte mehr davon!
AntwortenLöschenDer Junge wollte lediglich den Weg nach Molombo wissen, ein Ort im Südwesten des Kongo. :)
AntwortenLöschenEs gibt auch in Angola und Malawi einen Ort namens Molombo, dort ist es ein Berg. Im Kongo ist es ein Fluss ;o)
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