Es ist
egal, ob du pleite bist. Du musst nur gut aussehen und selbstbewusst sein. Aus
meiner früheren Zeit als Büroangestellter hatte ich noch einen dunklen Anzug und
schwarze Lederschuhe. In dieser Ausstattung ging ich eines Abends ins Adlon und
an der Rezeption vorbei. Ich stieg in den Aufzug und fuhr in den fünften Stock.
Dort spazierte ich durch die Gänge, bis ich eine offene Tür sah, vor der ein
Schiebewagen voller Handtücher und Putzmittel stand. Ich ging hinein. Das
Zimmermädchen hatte gerade das Bett neu bezogen.
„Sie
können morgen weitermachen“, sagte ich zu ihr.
Sie
antwortete nicht und verschwand. Vermutlich sprach sie kein Deutsch.
Es war
achtzehn Uhr und wahrscheinlich würde dieses Zimmer heute nicht mehr vergeben
werden. Große Hotels sind nie vollständig ausgebucht, schon gar nicht im
Januar. Ich zog meine Schuhe aus und legte mich aufs Bett. Das war genau das
Leben, das mir gefehlt hatte. Auch arme Menschen haben einen Anspruch auf
Luxus.
Nach
einer Stunde rief ich den Zimmerservice an. Shrimps-Cocktail,
Filetsteak und New York Cheesecake. Dazu eine Flasche Champagner. Als der Etagenkellner
mein Abendessen brachte, unterzeichnete ich den Beleg mit irgendeinem
unleserlichen Gekrakel.
Satt
und zufrieden, umgeben vom Duft der frischgewaschenen Bettwäsche, schlief ich
wie ein Baby.
Am
nächsten Morgen nahm ich ein Schaumbad und ging anschließend in den Speisesaal.
Das Frühstücksbuffet war unglaublich. Ich gönnte mir knusprige Croissants,
frisches Obst, ein Viertelpfund Beluga-Kaviar, eine Käseomelett, Crêpe Suzette und Jamón Ibérico. Ich habe eine Stunde lang gegessen. Dann verließ ich
das Adlon, neuen Abenteuern entgegen.
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