Wer sich mit Politik befasst,
muss die Geschichte kennen. Das hat nichts mit Whataboutism zu tun, sondern
gibt der Analyse die nötige Tiefenschärfe. Zur historischen Erfahrung gehört
auch der Grundsatz „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Man könnte ein
ganzes Buch über dieses Thema schreiben, aber ich will mich auf die USA und die
Sowjetunion bzw. Russland in der jüngeren Geschichte beschränken.
Im Zweiten Weltkrieg waren
Amerikaner und Russen bekanntlich Kriegsgegner der Deutschen. Damals
unterstützten die Vereinigten Staaten die Rote Armee mit der Lieferung von
Waffen und Munition, selbst Uniformen und Stiefel wurden über den Atlantik
transportiert. Die Unterstützung im Rahmen des „Leih- und Pachtgesetzes“ begann
nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941. Geliefert wurden u.a.
knapp 15.000 Flugzeuge, über 7.000 Panzer, 131.000 Maschinengewehre, 200.000
Lastwagen und 78.000 Jeeps. Insgesamt 17,5 Millionen Tonnen Hilfsgüter
erreichten die Sowjetunion bis 1945.
Im Kalten Krieg wurden zwischen
beiden Supermächten sogenannte Stellvertreterkriege geführt und eine direkte
Konfrontation vermieden. In Korea und Vietnam unterstützte die Sowjetunion die
Gegner Amerikas, in Afghanistan unterstützten die Amerikaner die Mudschaheddin.
Gleichzeitig versuchten beide Seiten, möglichst viele Bauern auf dem globalen
Schachbrett zu rekrutieren. Der Sowjetunion gelang es in Kuba, Vietnam und
Nicaragua. Neuere Beispiele russischer Einflussnahme sind Syrien, Mali und
Venezuela. Den USA gelangen Regime Changes u.a. 1953 im Iran und 1973 in Chile,
sie scheiterten aber in Afghanistan und in Syrien.
Selbst das demokratische
Russland half dem Irak in den neunziger Jahren, sich nach dem verlorenen ersten
Golfkrieg wieder zu bewaffnen. Beim zweiten Golfkrieg 2003 bekamen es die
amerikanischen Streitkräfte mit russischen Kampfpanzern (T-72 und ältere
Modelle), Jagdbombern und Kalaschnikows zu tun. Die Hauptgegner der USA sind
gegenwärtig Russland und China. Russland hat explizit den Westen zum Feind
erklärt und sucht den Schulterschluss mit China. Selbstverständlich liefern die
Amerikaner und ihre NATO-Verbündeten der Ukraine Waffen für den Kampf gegen
Russland. Ebenso selbstverständlich ist die militärische Unterstützung Taiwans
gegen China.
Man kann das als Laie doof
finden oder unmoralisch, aber in der Politik geht es nicht um Gut und Böse,
sondern um Sieg oder Niederlage. Sie oder wir. Überleben oder Untergehen. Das
mag atavistisch klingen, aber im Kern trifft es die Sache. Menschliches
Verhalten hat sich in den letzten fünfzigtausend Jahren überraschend wenig
verändert. Das Völkerrecht und die Genfer Konvention gelten nur vor und nach
der Schlacht. Das ist die ernüchternde Realität, mit der sich die dauerempörten
Idealisten, die auf ihrem Sofa oder am Stammtisch über die ganze Welt zu
Gericht sitzen, niemals abfinden werden.
Gute, objektive Kurzzusammenfassung.
AntwortenLöschenIch erinnere noch an den sowjetischen Einmarsch 1979 in Afghanistan.
Damals gab es ja auch schon tolle Sanktionen wie den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980.
LöschenDann sollen die Amis halt endlich zügig in der Ukraine mitmachen.
AntwortenLöschenAlso so richtig.
Mit den Ledernacken rein, US air force gleich mit, dann ist, wäre, vielleicht, nach 2 Wochen Ruhe.
Aber nein, man will alle so schön am köcheln halten.
Schon Goebbels sagte mal, wenn man Moskau erobert hätte wolle man am Ural eine Front etablieren, wo sich junge SS-Kämpfer sich dann stählen und bewähren könnte
Warum sollten sich die Amerikaner in die Gefahr einer direkten Konfrontation begeben? Dann könnten die Russen ja auch New York bombardieren. Stellvertreterkriege führen beide Atommächtige seit über siebzig Jahren. Das Prinzip hat sich bewährt.
Löschen@ »Schon Goebbels sagte mal, wenn man Moskau erobert hätte wolle man am Ural eine Front etablieren«
LöschenWo und wann sagte das Goebbels mal? Bitte um Quellenangabe. (Halten Sie “Anonym“ für einen besonders originellen Nickname, oder heißen Sie wirklich so – und falls ja, wem ist der eingefallen?)
Jaaa...da haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt.
LöschenIst übrigens ein Ausdruck aus dem Fußball, sprich wenn man als Stürmer dann schießt, wenn der Torwart gerade in die andere Richtung beschleunigt. Ergo auf dem falschen Fuß steht.
Aber auch ein Abwehrspieler kann auf dem falschen Fuß stehen.
Wer das als erster gesagt hat weiß ich nicht, die Quellenlage ist hier dünn.
Mit diesem Goebbelzitat geht es mir genau so. Tut mir leid...
Es hieß, er hätte es mal gesagt.
Bierschwangerer Abend, vor 35 ?Jahren, auch hier keine belastbare Quellen.
Mehr kann ich dazu nicht sagen, hoffe Sie sind damit zufrieden.
Anonym, Claro que si, kann mich hier auch Gartenzwerg nennen, beim nächsten Kommentar Wixer, dann Bezirksbeschäler, wie hätten Sie es denn gerne ?
Wie es hier letztens schon so richtig hieß: Hallo, ich bin der Holger und fünf Jahre alt. Ich beschäftige mich zum ersten Mal mit Politik.
AntwortenLöschenJe länger der Pandemie- und der Ukraine-Schlamassel daurern, desto öfter denke ich, dass immer mehr Leute mal ganz dringend erwachsen werden sollten.
Seit Donnerstag läuft übrigens Staffel 4 von 'Borgen' auf Netflix. Könnte hilfreich sein.
Verzeihung, wollte nicht anonym kommentieren, aber das Anmeldewidget spinnt gerade. - Stefan R.
AntwortenLöschen@ Stefan
AntwortenLöschenZur mangelnden Reife der Putinisten gehört auch, dass sie sich historisch die Rosinen rauspicken. Sie klagen die Bombardierung Serbiens durch die NATO an, verlieren aber über den serbischen Völkermord in Srebrenica kein Wort. Sie wissen alles über den Irak-Krieg, wollen aber über russische Truppen im syrischen Bürgerkrieg nichts wissen. Daher muss man diese Leute auch nicht ernst nehmen.