Als
ich im Herbst 2020 von Berlin nach Schweppenhausen zurückkehrte, hätte ich
nicht gedacht, dass es ein volles Jahr dauern würde, bis ich im Herbst 2021
wieder in meiner Wohnung sein würde. Zum ersten Mal seit meinem Einzug im
August 1992 hatte ich damals nicht mehr das Gefühl, nach Hause zu kommen. Aus meiner
Heimat war eine Ferienwohnung geworden.
Im
Winter dachte ich ernsthaft darüber nach, die Wohnung in Berlin zu verkaufen.
Schließlich war sie stark im Wert gestiegen. Ich hätte nicht nur dreißig Jahre
umsonst gewohnt, sondern sechsstellig an der Sache verdient. Ich überlegte mir,
den Rest meines Lebens am Rhein zu verbringen, vielleicht sogar in Ingelheim,
meinem Geburtsort, in dem ich bis 1989 bei meiner Mutter – parallel zum Haus
meines Vaters im Hunsrück – gelebt hatte. Dann hätte sich der Kreis
geschlossen.
Schon
der Wohnungseinbruch 2013 hatten mein Vertrauen und mein Heimatgefühl
erschüttert. Ich erinnerte mich auch an eine Panikattacke vor etwa fünfzehn
oder sechzehn Jahren, als mir eines Abends schlagartig klar wurde, dass die
Wohnungstür, diese schmale Holzplatte, mein einziger Schutz vor der Außenwelt
war. Eine zerbrechliche Eierschale, die meine Welt von der Wirklichkeit dort
draußen trennte. Der Tritt eines einzigen Polizeistiefels hätte genügt, um
meine Illusion von Sicherheit zu vernichten.
Aber bei
meiner Reise im vergangenen Monat fühlte ich mich in der Hauptstadt wieder ganz
zuhause und freue mich schon auf die nächste Berlinreise im Sommer. Ich habe
die Restaurantbesuche, die Spaziergänge, die Zeitungslektüre auf der Parkbank genossen
und ich war sogar zum ersten Mal seit über zehn Jahren wieder mal in einer
Buchhandlung, die ich zufällig am Fasanenplatz entdeckt hatte. Ich habe einfach
ein bisschen gestöbert und mir zwei Bücher gekauft, darunter „Zuhause“ von
Daniel Schreiber. Berlin – das geht vielleicht nie wieder weg.
Wie schön, dass Du eine für Dich gute Entscheidung getroffen hast!
AntwortenLöschenSo eine Zweitwohnung in der großen Stadt ist schon was Feines und ein wenig beneide ich Dich darum.
Eines Tages werde ich mich von einem Wohnsitz verabschieden müssen. Momentan laufen die Kosten für das Haus noch über das Konto meines Vaters. Ich kann mir dieses Leben eigentlich gar nicht leisten ;o)
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