Russland ist im Ersten Weltkrieg am Rand einer Niederlage. Hohe Verluste, die Bevölkerung hungert. Das Deutsche Reich zündet die politische Atombombe und bringt Lenin ins Feindesland, dazu einige Millionen Mark in Gold. Ein simpler Trick, um den Zweifrontenkrieg zu beenden und sich auf den Erzfeind Frankreich konzentrieren zu können. Das ist der Beginn des Kommunismus, des Marxismus in der Praxis. Er endet schnell in einer blutigen Diktatur. Alle Versuche in anderen Ländern sind ebenfalls gescheitert: das kümmerliche karibische Experiment namens Kuba, die bizarre Kim-Dynastie in Nordkorea, der rotlackierte Manchesterkapitalismus in China, die hilflosen Bemühungen in Nicaragua oder Chile, die von Stalin installierten Marionettenregimes in Osteuropa. Es hat nie eine proletarische Revolution gegeben, die Arbeiterklasse hat sich bis heute nicht erhoben und ist immer die willfährige Verfügungsmasse ihrer Brotherren geblieben. Ein kurzes Gespräch mit einem beliebigen Fließbandarbeiter genügt, um diese Erkenntnis zu verifizieren. Dazu die Erinnerungen an den kommunistischen „Widerstand“ in Deutschland nach 1933 und nach 1990. Es gab und gibt ihn nicht.
Das Ergebnis der
bolschewistischen Machtübernahme war 1918 der feuchte Traum der deutschen
Imperialisten. Der Ausbruch aus der Kessellage in Europas Mitte (Das Deutsche
Reich war zuvor in allen vier Himmelsrichtungen von Großmächten umgeben: im
Westen von Frankreich, im Norden vom britischen Empire mit seiner mächtigen
Flotte, im Osten von Russland und im Süden von Österreich-Ungarn). Lebensraum!
Allerdings war es damit am Jahresende wieder schnell vorbei. Aber mit dem
Vertrag von Rapallo, in dem sich die beiden international geächteten Schmuddelkinder
Deutschland und Sowjetunion 1922 verbündeten, konnte man sich territoriale
Kompensationen für die Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag erhoffen.
Auch der Hass gegen das 1918 entstandene Polen, das im polnisch-russischen
Krieg 1920 große Gebiete im Westen der Sowjetunion erobert hatte, einte beide
Staaten und eröffnete den Weg nach Osten. 1939 wurde bekanntlich ein zweiter
Anlauf unternommen, um diese Ziele zu erreichen (Hitler-Stalin-Pakt). Kiew und
die Krim waren also im 20. Jahrhundert zweimal deutsch. Weniger bekannt sind
die deutschen Pläne aus der Zeit vor 1914, den ursprünglich zum Osmanischen
Reich gehörenden Balkan gemeinsam mit Österreich-Ungarn zu okkupieren.
Wachstumsideologie ist kein Privileg der Wirtschaft.
Sehr interessant, danke.
AntwortenLöschenBitte. Habe gerade "Von Bismarck zu Hitler" von Sebastian Haffner gelesen. Sehr aufschlussreich und gut geschrieben. Der Text "2023" beruht auch auf der Lektüre.
LöschenDa muss ich immer wieder an den Ausspruch von E.O. Wilson denken: "Communism/Socialism: Great idea, wrong species."
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