Dienstag, 19. Januar 2021

Mein Freund Harvey


Es muss irgendwann während des zweiten Lockdowns gewesen sein. Ich saß gerade am Schreibtisch und schmökerte ein wenig in den Online-News, als ich seine Stimme hörte.

„Wäre Zeit für das erste Bier. Was meinst du?“

Ich drehte mich um. Auf dem Sofa saß ein etwa zwei Meter großer Hase in Unterhosen und löchrigem T-Shirt. Ungepflegtes Fell und lange Ohren.

„Was ist? Holst du jetzt ein Bier oder was?“

„Es ist gerade mal zwei Uhr mittags“, gab ich zu bedenken.

Das war mein Fehler. Ich hätte mich nicht auf meinen imaginären Freund einlassen sollen. Schließlich war ich erwachsen.

Am nächsten Tag saß er mir schon beim Frühstück gegenüber und ich fragte mich, ob es allen alleinlebenden Menschen im Lockdown so erging wie mir. Immerhin war Harvey kein Kontroll-Freak. Er sagte nie, dass ich mehr Obst essen sollte. Ganz im Gegenteil. Es war sein Vorschlag, einen ganzen Karton Eis am Stiel zu kaufen. Er sagte nicht nur ja zu Chips, sondern auch ja zum Käse-Dip. Harvey überredete mich sogar zu einem Mikrowellen-Hamburger, der allerdings scheußlich schmeckte.

Was das Fernsehprogramm anging, hatten wir einen ähnlichen Geschmack. Wir mochten beide keine Western und keine Piratenfilme. Allerdings war er ein Fan von Fantasy-Filmen wir Harry Potter oder Herr der Ringe. Aber das war nicht meine Welt. Ich sah mir lieber Action-Filme und Thriller an. Wir mochten beide Fußball, aber Harvey war leider Bayern-Fan. Er konnte sich furchtbar aufregen, wenn ein Abseits-Tor gegeben wurde.

Harvey beschränkte seine Auftritte nicht nur auf meine Wohnung. Peinlich war er vor allem bei meinen seltenen Ausflügen in den Supermarkt. Er wollte die verrücktesten Dinge. Wie schmeckte Thunfisch mit Avocado? Ich wollte es gar nicht wissen. „Wir kaufen dieses Zeug nicht“, nuschelte ich in meine Maske und hoffte, niemand würde uns hören.

Eines Abends hatte ich einen Freund zu Gast. Wir wollten uns einen netten DVD-Abend machen. Ich musste einfach einen anderen Menschen sehen, weil ich sonst noch verrückt werden würde. Als erstes sahen wir „Shining“.

Als sich mein alter Kumpel Finn ein Bier aus der Küche holte, sagte er mir: „Wusstest du, dass auf dem Flur ein riesiger Hase steht?“

Derek And The Dominos - Layla - YouTube

11 Kommentare:

  1. Ich würde mir wünschen, dass es ein Hase wäre.
    Mich verfolgt seit dem Sommer ein Covidiot. Er war am 19.07.2020 deutschlandweit der Einzige Corona-Tote.
    Jetzt hockt er hier und heult mir wechselweise die Ohren voll vom russischen Geheimdienst oder Q-Anon Fanatikern, manchmal fantasiert er von Drosten-Killerkommandos oder Merkel habe ihn vergiftet, denn Covid-19 gibt es nicht.
    Ich denke dann immer an den großen Philosophen Dieter Bohlen, "Erklär mal einem Bekloppten, dass er bekloppt ist."

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    1. Harvey sagt, Covid-19 wäre nur eine Grippe. Genau wie 1918.

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  2. „Man kann auf zwei Wegen gut durch das Leben kommen, entweder man ist sehr schlau oder sehr freundlich. Früher war ich sehr schlau, nun bin ich sehr freundlich.“ (nicht von mir)

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  3. Kenne Leute, die leben mit Kängurus zusammen und schreiben noch Bücher darüber.
    ( Kän Gurus, Hi Hi...)
    Also ein alter Witz.

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    1. Der Film hätte im vergangenen Frühling in die Kinos kommen sollen. Tragisch. Aber dafür gibt's den Gähn-Guru (noch schlechterer Witz) jetzt als Comic bei ZEIT-Online.

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    2. Die Zeit lese ich nicht.
      Schon gar nicht auf Linie.

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    3. Solange du die relevanten Blogs liest, brauchst du ja auch nicht die Meanstreet-Medien.

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  4. Der Hase nervt Dich ?

    Stell den Hasen warm, wenn Du ihn aus dem Bräter nimmst. Sahne in die Soße geben , etwas einkochen lassen und mit Madeira abschmecken.

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    1. Wie soll ich denn einen Zwei-Meter-Hasen in den Ofen kriegen? Ich habe seit März 2020 auch keinen Tiefkühlschrank mehr. Daher kann ich Hasenreste nicht einfrieren. Und wie überwältige ich das Tier? Er ist intelligent, um nicht zu sagen: verschlagen. Du weißt sicher selbst, wie hinterfotzig beschäftigungslose Biertrinker sein können. Ich bitte um gute Ratschläge!

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    2. Wichtig ist, den Hasen bei den Hinterläufen zu packen und dabei gleichzeitig auch noch die "Blume", also das kleine Stummelschwänzchen, mit zu packen, denn dann nimmt er automatisch den Kopf nach hinten, so ist es einfacher, den Kopf nachhaltig mit einem Prügel zu treffen.
      Aber bei 2 Meter natürlich schwierig....
      Auch 9x19 Parabellum ist nicht immer gleich tödlich, von 7,62 oder 7,65 ( Beretta und so Zeug ) ganz zu schweigen.
      Besser 45er, das sind dann ca. 11,5 mm. ( Alles Durchmesserangaben )

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