Mittwoch, 6. Dezember 2023

Wie Wichtelbach der Gentrifizierung entging

 

Künstler und junge Nonkonformisten, überhaupt alle, die keinen Bock auf ein Leben von der Stange haben, sind die Trüffelschweine der Immobilienwirtschaft. Sie finden die Orte, die noch bezahlbar sind und gründen neue Soziotope, die für Investoren – ob große Firmen oder einfach Leute, die eine Eigentumswohnung kaufen wollen – interessant werden. Am Ende ziehen die Trüffelschweine weiter, weil sie sich ihr Wohnquartier nicht mehr leisten können. Aber es ist ja auch ihr unbezahlter Job, neue Viertel mit Entwicklungspotenzial zu finden.

Das war natürlich in Wichtelbach nicht anders. Als Bonetti vor zehn Jahren hierherkam, war Wichtelbach ein ödes kleines Nest ohne Flair, ohne Glamour, ohne Attraktionen. Inzwischen gibt es hier eine Sushibar, ein Yogastudio, diverse Open-Air-Veranstaltungen, eine Szenekneipe und natürlich jede Menge Künstler und Freaks. Höhepunkt ist das jährliche Literaturfestival, bei dem Bonetti in einer Seidenrobe mit Zobelumhang, mit einer Krone und einem Zepter als König der Kunst auftritt.

Die Kacklappen von der Immobilienbranche haben bei uns im Dorf natürlich keine Chancen. Niemand verkauft sein Haus, es gibt nur wenige Baugrundstücke, die alle in Familienbesitz sind und neues Bauland wird nicht ausgewiesen. Der Gemeinderat schmettert jede noch so lukrative Anfrage von außen einfach ab. Deswegen müssen wir auch nicht weiterziehen. Wir bleiben.

1 Kommentar:

  1. Ihr hattet nur Glück, Benko geht nur zum Urlaub in die Provinz. ;-)

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