Ich erwachte, als der Wecker klingelte. Der Wecker? Ich
hatte überhaupt keinen Wecker. Im Dämmerlicht sah ich ein Nachttischchen und
tastete nach dem Lichtschalter der kleinen Lampe. Es wurde hell und ich konnte
endlich diesen schrecklichen Wecker ausschalten. Es war sieben Uhr morgens. So
früh war ich noch nie wach gewesen.
Ich schaute mich im Zimmer um. Nichts kam mir bekannt vor.
Wo war ich? Dann bewegte sich neben mir etwas und ich bekam einen Schreck. Da
lag eine Frau! Sie sah mich an, dann gähnte sie. Ich beschloss, das Zimmer zu
verlassen und das Bad zu suchen. Als ich es gefunden hatte, schloss ich die Tür
hinter mir und betrachtete mich im Spiegel. Das war mein Gesicht. Kein Zweifel.
War es ein Traum? War es ein Fluch?
Ich ging zurück ins Schlafzimmer. Die Frau war
verschwunden. Ich zog die Sachen an, die über einem Stuhl und auf einem Bügel
am Schrank hingen. Ein dunkler Anzug und ein blauer Schlips. Ich hatte
überhaupt keine Anzüge. Aber ich beschloss, das Spiel mitzumachen, bis ich mehr
Informationen über die Situation hatte. Also zog ich mich an und ging die
Treppe hinunter. Aus einem Raum hörte ich Geräusche.
Es war die Küche. Am Tisch saßen die fremde Frau, die einen
Bademantel trug, und zwei kleine Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Auch sie
hatte ich noch nie gesehen. Ich trank, gegen meine Gewohnheit, eine Tasse
Kaffee und sagte dann, ich müsse los. Im Hausflur lehnte eine Aktentasche an
der Wand und auf der Kommode lag ein Autoschlüssel.
Ich verließ das Haus. Die Frau stand in der Tür und winkte
mir zu, immer noch im Bademantel. Offenbar war sie nicht berufstätig. Mussten
die Kinder in die Schule? Oder gingen sie noch in den Kindergarten? Ich hatte
keine Ahnung. Also stieg ich einfach in den Wagen und fuhr los. Die Straßen
dieser Stadt hatte ich noch nie gesehen. Wo sollte ich hinfahren? Sollte ich
einfach die Stadt verlassen? Hatte ich denn überhaupt Geld?
Ich fuhr rechts ran und untersuchte den Inhalt meines
Jacketts und der Aktentasche. In der Brieftasche hatte ich etwa hundert Euro in
bar und eine Bankkarte, deren Geheimzahl ich allerdings nicht wusste. Dann fand
ich einen kleinen Stapel Visitenkarten. Offenbar hieß ich Edgar Oswaldo, die
Stadt hieß Bottrop und ich arbeitete bei einer Versicherung. Ich gab die
Adresse in mein Navi ein und fuhr los. Spätestens im Büro musste der ganze Spuk
doch auffliegen, oder?
Ich schaltete das Radio ein. Söder war Bundeskanzler. Es regierten
die CDU/CSU und die AfD. Alice Weidel war Außenministerin, Höcke
Verteidigungsminister. Wir befanden uns im Krieg mit Österreich. Aufgrund der
mangelhaften Ausstattung beider Armeen beschränkten sich die Kriegshandlungen jedoch
auf gelegentliche Schießereien an der bayrisch-österreichischen Grenze. Der
österreichische Kanzler Kickl von der FPÖ bereitete mit dem ungarischen
Diktator Orban eine Neuauflage des Habsburgerreichs vor. Es war Januar,
fünfzehn Grad im Schatten. Immerhin gab es den Klimawandel noch.
Konstatiere, der Patient Bonetti leidet zunehmend unter kleinbürgerlichen Alpträumen. Die Heilungsaussichten sind gleich null!
AntwortenLöschenZur Linderung der Symptome werden der tägliche Genuss von mindestens 3 Flaschen erlesenens Cognacs, und die unverzügliche Aufnahme regelmäßiger Erdbong Besuche dringlichst empfohlen.
Sobald der Patient mein Honorar überwiesen hat, werde ich seiner in meinem täglichen Dankesgebet gedenken.
Mit freundlichen Grüßen
Siggi
Allianz CDU/CSU und AfD: Genau das haben die deutschen Wähler vor.
AntwortenLöschenNeuauflage des Habsburgerreiches: Genau das hat Putin vor.
Du kannst einfach interessant schreiben, das muss man dir lassen!
Danke. Schwarz-braune Haselnusskoalition, Habsburgerreich mit russischer Garnison, Trump Präsident von Amerika und Le Pen in Frankreich. Es könnten finstere Zeiten auf uns zukommen.
LöschenDie Erzählungen scheinen Dich zu inspirieren! Das freut mich!
AntwortenLöschenEin bisschen Phantastik kann ganz amüsant sein.
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