Montag, 25. Dezember 2023

Heiligabend

 

Sollte es tatsächlich einen Gott geben, kann er mich nicht leiden. Das ist amtlich. Am Morgen des 24. Dezembers fällt meine Heizung aus. Inzwischen sind es nur noch 18 Grad in der Wohnung. In meinem Schlafzimmer habe ich mich mit einem Heizofen und dem Fernseher verschanzt. Bekommt man zwischen den Jahren einen Handwerker? Ich habe keinen Weihnachtsbaum, keine Weihnachtsgans, keine Weihnachtsplätzchen, keine Weihnachtsgeschenke und die besinnliche Festtagsstimmung will auch nicht aufkommen. Ein Freund ruft an. Er schildert mir den Heiligabend in Hamburg. Die ganze Familie ist da. Aufgrund meiner depressiösen Situation schlägt er vor, die Familie ist per Handy zugeschaltet, gemeinsam ein Weihnachtslied zu singen. Die Tochter könne auch Blockflöte spielen. Ich täusche – krk, wtf, krk – eine Empfangsstörung vor und gebe mich ganz dem Weihnachtshass hin. Ein Stück Plombe ist an meinem rechten unteren Kiefer abgebrochen. Zum Glück schmerzt die Zunge nur, wenn ich schlucke. Mehr als eine Schüssel Haferflocken und eine Flasche Wein ist an Heiligabend nicht drin. Danke, Gott!  

8 Kommentare:

  1. Oh, Mensch! Leider habe ich keine Ahnung von Heizungen und Zahnplomben, und als Agnostikerin kann ich dir die Frage nach einem Gott auch nicht endgültig beantworten. Blockflöte konnte ich mal, aber in Ermangelung einer solchen werde ich dir auch nichts vorspielen. Also keine Sorge! :-)
    Das einzige, was ich tun kann, ist dir ein paar wärmende Weihnachtsgrüße schicken! Vielleicht hilft es etwas.

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    1. Danke. Menschen wie du bauen einen wieder auf. Vor einer Stunde war der Notdienst hier (so was gibt es an den Feiertagen auf dem Land) und die Heizung läuft wieder. Derzeit 19 Grad and rising. Lauwarme Weihnachtsgrüße aus dem Hunsrück

      Matthias

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  2. Wollte erst sagen "Och nee" und dann lese ich, dass du einen.Notdienst gefunden hast. Zum Glück. Gute Zeit noch. PS. Hatte im November "Erzählung zur Sache" von Stephanie Bart zum Geburtstag bekommen. Kennst du das schon? Falls nicht, könnte dich interessieren, wenn sich deine Leseinteressen nicht total gewandelt haben. Ihr Buch über Johann Trollmann ist auch gut.

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    1. Danke für den Tipp. Habe mir zu Weihnachten den 1300-Seiten-Geschichtswälzer "Der große Aufbruch" gegönnt. Für unfassbare 48 €. Sonst kaufe ich ja alle Bücher nur gebraucht für ganz kleines Geld.

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    2. Laut C. H. Webseite klingt "Der große Aufbruch" wirklich interessant. Ich merke aber mittlerweile, dass ich schmerztechnisch nicht unbedingt mehr die Kapazitäten für sinnerfassendes Lesen bei langen Texten habe (ich weiß auch noch nicht wie lange ich brauche um durch "Erzählung zur Sache" mit den +/-600 Seiten zu kommen, obwohl RAF ja wirklich ein Thema ist, von dem ich viel kenne. Auch bekommen hatte ich damals, weiß ich nicht, ob das was für dich ist, "Hemingways Kind" von Russell Franklin über den nicht so positiven Einfluss von Ernest Hemingways auf sein angebliches Lieblingskind. Für ein Debüt fand ich es gut, und ich glaube wenn Leute mehr Hemingway als ich gelesen haben kommen sie auch besser in die Materie, aber liest sich auch nicht so weg, weil relativ viel in der Zeit gesprungen wird. Das war so ein Punkt wo ich gemerkt habe, dass es bei mir nicht mehr so weit her mit der Konzentration ist, weil ich irgendwann nur noch bedingt folgen konnte. Das schiebe ich aber zum Teil auch darauf, dass ich keine Hemingway-Expertin bin. Falls du mehr von Hemingway gelesen hast und da eventuell auch mit der Biografie vertrauter bist, bietet der Roman vielleicht auch noch mal einen zusätzlichen Aspekt über diese recht schwierige Vater-Kind-Beziehung.

      (Vielleicht sollte ich Buchbloggerin werden, nu wo ich in letzter Zeit Leuten Bücher empfehlen kann. Sollte ich nicht, aber bloggen könnte oder sollte ich mal wieder vielleicht. Dann schwatze ich anderen Leuten nicht die Kommentarspalten voll.)

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  3. Das "👍🤗" war gerade von mir. Nur falls Tante Gugl mich wieder zu "Anonym" geschaufelt haben sollte. Irgendwie ist da Sand im Getriebe.

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    1. Tatsächlich hat dich der Guglhupf ins Kröpfchen und nicht ins Töpfchen getan.

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