Freitag, 25. Juni 2021

Sterben mit Sören

 

Ich stelle mir vor, ich wäre ein alter Mann und es sei endlich Zeit zu sterben. Leute mit Nahtoderfahrungen sagen ja immer, es ginge dabei total friedlich zu. Entspannt. Also wenn man nicht gerade von den Taliban geköpft wird. Der Körper schüttet Glückshormone aus. Es ist ein langsamer, schöner Übergang in eine andere Welt. Ich stelle mir vor, ich hätte auf diesem Weg einen Sterbebegleiter. Nur ich kann ihn sehen und hören. In Wirklichkeit bin ich allein und liege auf dem Sterbebett. Dieser Begleiter ist aber extrem unsympathisch und eine echte Nervensäge. Er heißt Sören.

Sören: Gehe ins Licht.

Ich: Ich gehe schon seit einer Viertelstunde ins Licht. Kannst du nicht was Bedeutungsvolles sagen?

Sören: Was willst du denn hören?

Ich: Woher soll ich das wissen? Du bist doch der professionelle Sterbebegleiter.

Sören: Na gut. Wie wär’s damit: Eine Tür schließt sich und eine Tür öffnet sich.

Ich: So ein Quatsch. Hier sind doch überhaupt keine Türen.

Sören: Fühlst du dich gut? Du wirkst ein bisschen aggressiv.

Ich: Ich hatte es mir anders vorgestellt. Feierlicher.

Sören: Du könntest dich an die schönsten Augenblicke deiner Kindheit erinnern.

Ich: Zu meiner Zeit gab’s an Weihnachten noch lange Unterhosen und selbstgestrickte Socken.

Sören: Aber es gab doch sicher wunderbare Erlebnisse in deinem Leben.

Ich: Das Golden Goal von Bierhoff 1996. Jägerschnitzel mit Pommes. Solche Sachen?

Sören: Es ist dein Weg. Deine Entscheidung.

Ich: Am liebsten würde ich wieder zurückgehen. Ich find’s doof hier. Man kommt dem Licht auch irgendwie nicht näher und mein Rücken tut mir weh.

Sören: Du kannst doch jetzt nicht stehenbleiben. Was meinst du, was mein Chef sagt! Du wirst doch im Jenseits erwartet.

Ich: Nee, im Ernst. Ich breche das jetzt ab.

Dann schlage ich die Augen auf. Ich bin am Leben. Ich stehe auf, nehme mir ein Eis am Stiel aus dem Kühlschrank und lebe noch zehn Jahre glücklich und zufrieden.

Take It as It Comes - YouTube

 

10 Kommentare:

  1. HAST wohl:

    "Sörensen hat Angst" (Mittwoch, 20. Januar, 20:45 Uhr, Das Erste) geschaut ;)

    und DAS hat wohl DICH in Deinem TRAUM beschäftigt ;D

    *passiermirübrigensauchdassichdieTAGESGESCHEHNISSEversucheimTRAUMzuverarbeitenoderweiterzuerleben...hehe*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Den Film habe ich übrigens gesehen und fand ihn gut. Bei Bjarne Möbel (oder heißt der Mädel?) schaue ich immer gerne rein. Im Text mache ich mich aber einfach über die Themen Nahtoderfahrung und Sterbebegleiter lustig. Stell dir mal vor, du hast keine Angehörigen, liegst im Hospiz und dann kommt Mario Barth als Sterbegleiter. "Meine Freund ist Sternzeichen Krebs ... Kennta? Kennta?"

      Löschen
    2. Muss natürlich "FreundIN heißen. Merke ich fünf Stunden später :o)

      Löschen
  2. Nachdem ich nun monatelang Plastemüll in Form von Einwegmasken quer durch die Pampa entsorgt gesehen habe, sind nun ab Samstag in einer Woche Plastikstrohhalme verboten.

    Bundesregierung - die tun was.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mein Traum: Papierstrohhalme, einzeln in Plastik verpackt.

      Löschen
    2. Irgendwas war da noch mit Plastiktüten und aufgeschäumten McDoofVerpackungen. Was ist mit Starbucks, Kaffee zum Gehen und in die Hecke den Becher ?
      War mehr als Strohhälmer aus Plastik. Es ging um meeeehr ! :-)

      Löschen
  3. Thema Müll in der "Pampa".
    "Wir" 60er hatten
    zum einen keine Kohle um Müll zu kaufen. Bier und Kippen mußten reichen.
    Und 20 Pfennige Flaschenpfand waren ab ein paar Pullen schon ganz OK.
    zum anderen gab es ab 18:30 Uhr nichts mehr zu kaufen.
    War ja nichts mehr auf, und die Tankstellen verkauften nur Kohlenwasserstoffe.
    Oder hatten wir tatsächlich noch etwas mehr Verantwortungsgefühl ?? ( Wahrscheinlich Blödsinn )
    Ich halte diese Müll in die Gegend schmeiß Kultur derart infantil.
    Könnte mich total aufregen.......könnte.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. "Ich halte diese Müll in die Gegend schmeiß Kultur derart infantil."

      Kultur ist womöglich der falsche Begriff ;o)

      In meiner Kleinstadtjugend kam der Pizzakarton und die ganzen To-go-Sachen, ob Getränke oder Fastfood, gar nicht vor. Wir hatten nichts zum Wegschmeißen - oder höchstens die Kippen, die wir ausgetreten haben.

      Löschen