„Könnten Sie das bitte noch mal nachprüfen?!“
Es war der totale Stress. Freitagabend, kurz vor Ladenschluss. Alle haben es eilig. Natürlich haben es immer alle eilig. Aber am Freitagabend ist es nicht zum aushalten.
„Was genau?“ Sie hörte ihre eigene Stimme, als käme sie aus einem Fernseher.
„Die Aprikosen“, sagte die Kundin mit der Prinz-Eisenherz-Frisur. Entweder war sie Lehrerin oder Ritter der Tafelrunde.
Sie legte die Tüte mit dem Obst noch einmal auf ihre Waage und klickte auf eine Taste ihres Displays.
Es piepste. Sie sah eine Zahl und las sie vor.
„Oh“, sagte die Frau nur und ging. Kein Dankeschön, nichts.
Der nächste Kunde.
Sie zog die Nahrungsbündel über die Glasfläche. Es piepste und piepste.
Endlich Feierabend.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte die Kollegin und überreichte ihr einen Blumenstrauß.
„Wir finden das super“, quiekten die Mädels von den anderen Kassen und präsentierten einen riesigen Pralinenkasten.
Und schließlich kam der Marktleiter: „Ich möchte Ihnen im Namen der Belegschaft zu Ihrer morgigen Hochzeit ganz herzlich gratulieren.“
Dann überreichte er ihr einen Fünfzig-Euro-Einkaufsgutschein für ihre eigene Filiale.
***
Mario musste sich schon den ganzen Tag die dummen Sprüche anhören.
„Ein paar Fotos online wären nicht schlecht.“
„Steck ihn für mich mit rein.“
„Wenn’s doch die Tochter vom Chef ist, hau ich dir eine rein.“
Aber der Freitag konnte nicht ewig dauern.
Am nächsten Morgen würde er mit seiner Braut und den beiden Familien zum Standesamt fahren.
Eine Hochzeitsreise konnten sie sich nicht leisten. Die Einrichtung der gemeinsamen Wohnung hatte schon tiefe Löcher in ihre Kasse gerissen. Kassiererin und Maurer. Wie soll das gehen?
Am Samstagabend würden sie eine schöne Feier haben, bevor am Montagmorgen alles wieder von vorne losging.
The Casualties - We Are All We Have. https://www.youtube.com/watch?v=LtbyamGepu4&nohtml5=False
Ich hätte den letzten Halbsatz für verzichtbar gehalten. Zu zeigefingermäßig. Steht doch alles in den Sätzen davor.
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