Dienstag, 17. Februar 2015
Die Akropolis von Berlin
Was hat die Ruine des geplanten Berliner Flughafens in Schönefeld mit dem antiken Wahrzeichen der griechischen Hauptstadt gemeinsam? Sie sind beide Symbole für die Verwendung von Steuergeldern in Europa im Jahre 2015. Wir wissen, dass der Flughafen niemals fertig wird. Und falls er wider Erwarten fertig ist, wird er ein Subventionsloch bleiben. Und wir wissen, dass Griechenland niemals seine Schulden zurückzahlen wird, weil es sie schlicht und einfach nicht zurückzahlen kann.
Was passiert also? Man macht so weiter wie bisher. In Berlin wird gebastelt und mit Athen wird verhandelt. Es wird nichts ändern, wenn in dieser Woche die EU mal wieder über die griechischen Finanzen debattiert. Das tut man seit fünf Jahren. Keiner der Beteiligten will einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion. Gäbe es einen solchen Austritt (die Wortspielkinder in den Dino-Medien nennen ihn „Grexit“ und finden das alles furchtbar lustig), könnte entweder ein Chaos ausbrechen (wenn’s nicht klappt) oder die nächsten Länder drängeln sich zum Ausgang (wenn’s klappt). Konkret bedeutet das: die mit Steuermilliarden geretteten Großbanken machen riesige Verluste oder der Euro bzw. die Währungsunion ist am Ende.
Immer schön bei der Herde bleiben. Bitte nicht die Karawane verlassen! Einzelgänger fallen unter die Räuber, denn da draußen in den unbekannten Weiten des selbstbestimmten Lebens lauert bekanntlich die Gefahr. Also wird die griechische Farce mit neuen Geldern am Leben gehalten – so wie die Berliner Großbaustelle. „Kicking the can down the road“, wie es im Fachjargon des modernen Politikmanagements heißt. Einfach immer so weitermachen. Kostet ja nur Steuergelder und die Geldgeber sind schließlich unmündige Angsthasen, denen man in den Nachrichtensendungen und in der Presse das Märchen von der bestmöglichen Lösung, hart erkämpften Kompromissen und der Alternativlosigkeit als Mittel der Politik erzählt.
Historischer Exkurs: Bis ins 19. Jahrhundert gibt es die soziale Figur des Dieners, des Leibeigenen, der sich aus dem antiken Sklaven entwickelt hat. Noch in den Romanen von Charles Dickens, die nach der Aufhebung der Leibeigenschaft spielen, finden wir Menschen, die als Diener von offensichtlichen Versagern arbeiten, die sie nur mühevoll ernähren können, denen sie dennoch treu ergeben sind und von deren Geschäftsideen sie sich eine gesicherte Zukunft erhoffen. Dieser soziale Typus findet sich als „braver Steuerzahler“ auch noch im 21. Jahrhundert.
P.S.: Während die BILD im Stürmer-Stil von „Griechen-Raffkes“ geifert, die jedoch bei Finanzminister Schäuble abBLITZen würden, und SPON die Mitglieder der neuen Regierung in Griechenland als „Pokerspieler“ bezeichnet, die nur bluffen würden, hier zwei andere Meinungen.
Paul Krugman: http://www.rutlandherald.com/article/20150217/OPINION04/702179959
Mathew D. Rose: http://www.nachdenkseiten.de/?p=25072
Musikalische Begleitung: Mireille Mathieu - Akropolis Adieu. https://www.youtube.com/watch?v=qDc4udA_Y4g
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