Mittwoch, 10. September 2014

Bonettis Heimkehr

Es muss nach Mitternacht gewesen sein, als Andy Bonetti mit seinen Freunden Johnny Malta und Heinz Pralinski das “Troja” verließ. Sie hatten beim Griechen ausgiebig gefuttert und gezecht. Jetzt wollten sie nur noch nach Hause. Da kam Freddy des Weges, ein riesiger Kerl, der nur ein einziges Auge hatte, und überredete die Jungs, noch mit zu ihm zu kommen. Und so ging es durch dunkle Gassen, die sie noch nie gesehen hatten, in ein uraltes Haus, wo Freddy im Hinterhof wohnte. Sie setzten sich ins Wohnzimmer und Freddy legte ein bisschen Musik auf. Sie tranken Wein und Freddy erzählte Geschichten von seinem Job als Fernfahrer, aber Bonetti wurde es bald langweilig. „Wir haben doch alles in Deutschland: 06237 Pissen, 38458 Meinkot, 14715 Kotzen, 89584 Deppenhausen, 58313 Ende. Was wollen wir denn noch?“ Solche miesen Sprüche machte Freddy. Bonetti sagte, er müsste mal aufs Klo und schlich zur Tür hinaus. Aber das Hoftor war abgeschlossen. Also ging er wieder zurück und ließ Freddy einen großen Schluck Bourbon aus seinem Flachmann nehmen. Kurze Zeit später war der Riese eingeschlafen. Sie nahmen ihm die Schlüssel ab und verließen die versiffte Höhle.
Aber wo waren sie eigentlich? Sie torkelten durch die dunklen Gassen, bis sie ein rotes Licht sahen. Es war eine kleine Bar und sie gingen hinein. Die Getränke waren teuer und die Frauen hatten ziemlich wenig an. Heinz Pralinski freundete sich mit einer gutaussehenden Dame an und grunzte bald wie ein Schwein. Johnny Malta hing auch schon die Unterlippe bis zum Tresen. Heinz verschwand mit der Dame und Bonetti schnappte sich Johnny, zahlte und zog weiter. Sie kamen an einem Club vorbei, aus dem laute Techno-Musik dröhnte. Johnny wollte unbedingt reingehen und tanzen, aber Bonetti setzte ihm seine Kopfhörer auf und erklärte ihm, dass er auf dem Heimweg Village People hören dürfe. Bald kamen sie an den Hauptbahnhof, alles war hell erleuchtet. Zur Linken ein Döner-Stand, zur Rechten ein McDonald’s. Plötzlich hatten sie wieder Hunger. Andy Bonetti entschied sich für einen Döner, aber Johnny Malta musste unbedingt drei Big Macs essen. Bonetti hatte ihn gewarnt, nun war es zu spät. Johnny kotzte ins Gebüsch und legte sich auf eine Parkbank, wo er sofort einschlief.
Bonetti kannte den Heimweg vom Bahnhof aus, aber inzwischen waren die Straßenlaternen erloschen und so latschte er tatsächlich an seinem Haus vorbei und landete kurze Zeit später im Stadtpark. Dort traf er einen alten Mann, der am Rand des Brunnens saß. Er lud Bonetti auf einen Schluck Wodka ein und so tranken die beiden zusammen. Es dauerte eine Stunde, bis Bonetti merkte, dass der Typ schwul war und ihn mit nach Hause nehmen wollte. Es begann zu regnen und Bonetti gelang es, sich von dem alten Mann zu verabschieden. Von Osten zog grau die Morgendämmerung herauf. Er bemerkte, dass er auf dem Friedhof gelandet war. Der Regen wurde stärker und Bonetti war nass bis auf die Knochen, als er endlich seine Wohnung erreichte. Auf dem Weg zum Kühlschrank, wo er noch eine halbe Flasche Pernod vermutete, zog er seine nassen Klamotten aus. Seine Freundin, die gar nicht mehr mit seiner Heimkehr gerechnet hatte und die halbe Nacht in Internetforen geflirtet hatte, fand ihn später splitternackt auf dem Sofa im Wohnzimmer. Bonettis Schnarchen war sagenhaft.
Village People – In the Navy. http://www.youtube.com/watch?v=PLgX-VRwKWE

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