Dienstag, 2. September 2014
Rückblick 1
Andy Warhol hat jedem Menschen einen kurzen Moment des Ruhms in den Medien prophezeit. Das waren meine größten Augenblicke:
Das erste Highlight ist ein Bericht in der „Berliner Morgenpost“ vom 19.9.1992. Direkt im Haus gegenüber findet „Das Massaker von Wilmersdorf“ statt, die Mykonos-Morde des iranischen Geheimdienstes. Ich bin mit Bild auf Seite 13, Überschrift: „Die Augenzeugen“. Der Text: „Matthias Eberling (26), Politologie-Student, wohnt im dritten Stock des Hauses, das direkt gegenüber vom Tatort liegt: ‚Als die Schüsse fielen, bin ich zum Fenster gestürzt. Kurz darauf kam auch schon die Polizei. Die Beamten – es war zunächst nur eine Streifenwagen-Besatzung – wollten die Gäste als Zeugen festhalten, doch in der Panik liefen alle Leute davon. Erst eine Stunde nach der Tat wurden die Leichen aus dem Lokal getragen. Sie waren nicht zugedeckt. Ich wohne erst vier Wochen hier, komme aus Mainz, und schon passiert hier so etwas Schreckliches‘.“ Und schon bin ich zum ersten Mal auf der anderen Seite des Mikrophons in der Zeitung (1984 habe ich selbst als Lokalreporter bei der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ angefangen).
Am 2.5.1995 berichtet das brasilianische „Jornal da tarde“ über meinen Besuch an Sennas Grab in Sao Paulo am ersten Todestag. Ich bin gemeinsam mit dem gleichen Freund gekommen, mit dem ich im Jahr zuvor auch auf der Beerdigung gewesen bin. „Ele era carismático“, werde ich zitiert, Michael Schumacher bezeichne ich hingegen als eiskalt und charakterlos (er war nicht zur Beerdigung gekommen). Auf dem Foto tragen wir Senna-Shirts und –Mützen. Am gleichen Tag berichtet auch die „A gazeta esportiva“ von uns.
Am 2.5.1997 bin ich als Zeitexperte in die neunzigminütige SWR-Fernseh-Talkshow „Streit im Schloss“ in Saarbrücken eingeladen. Das Honorar, 1000 DM, gibt es direkt vor der Sendung in bar in einem neutralen weißen Umschlag.
In der „Zeit“ vom 21.11.1997 macht sich Thomas Kerstan unter der Überschrift „Einsteins Erben“ über meine Forschungsergebnisse lustig (S. 50): „Mit dem raffinierten Trick, alles unter dem Aspekt der Zeit zu betrachten, reißen die Forscher alte Erkenntnisbarrieren nieder.“ Am Telefon klang der Journalist noch so freundlich.
Am 31.7.1998 ein ausführliches Interview in der „Wolfsburger Allgemeinen“. Zitat: „WAZ: Wie wird die Zukunft aussehen? – Eberling: Die atmende Fabrik wird sich weiter flexibilisieren. Aber irgendwann ist eben eine Schmerzgrenze erreicht.“
Am gleichen Tag sieht der „Soziologe Matthias Eberling“ nach Einführung flexibler Arbeitszeiten in Wolfsburg das Chaos ausbrechen, so das „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt“ auf Seite 17. „Ein Fußballverein erwägt sogar die Rückgabe der Lizenz an den DFB, weil keine elf Spieler mehr zeitgleich zusammenfinden.“ So ein wörtliches Zitat von mir. Vom Zusammenbruch des Nahverkehrs und „Pinnbrett-Familien“ spreche ich auch.
Am 7.8.1998 ein großer Bericht mit Foto in den „Wolfsburger Nachrichten“. Es wird berichtet, dass „Vortrag und Diskussion eine philosophische Ebene erreichten: Wer gibt Zeit? Gott oder Mensch? (…) Wer hat die Macht über die Zeit? (…) Diese Fragen warf Eberlings Vortrag auf.“ Und im Schlussabsatz heißt es: „Aber Eberling machte Hoffnung.“
Am 23.8.1998 berichtet die „Bild am Sonntag“ ganzseitig über „Die Pinnwand-Familie“ (S. 40) als neuen Trend, den „Zeitforscher Eberling“ erkannt habe. Als weitere Zeugen werden das Allensbach-Institut und Professor Opaschowski hinzugezogen. Arbeitszeitflexibilisierung, Zeitdruck und „Streß-Rallye“ werden als Ursache genannt. Zitat: „Und die hört selbst am Sonntag nicht auf: ‚Früher ging der Mann zum Frühschoppen, die Kinder spielten – doch spätestens zum Mittagessen saßen alle friedlich zusammen‘, sagt Eberling. ‚Heute hingegen leiden viele unterm Wochenstreß, denken darum auch am Wochenende eher mal an sich. Spaziergänge und Fußballgucken mit der Familie stehen nicht mehr grundsätzlich an allererster Stelle‘.“ Das habe ich tatsächlich im Interview gesagt?
Im „Spiegel“ 40/1998 wird aus meiner Studie zitiert, ohne mich namentlich zu nennen (S. 107).
Das „DeutschlandRadio“ hat mich am 24.11.1999 ins „Journal am Vormittag“ (10:10 bis 11:30 Uhr) eingeladen. Zum Thema „Konsumrausch statt Kirchgang“ diskutiere ich im Maritim Hotel an der Berliner Friedrichstraße mit einem Probst, einem Gewerkschaftsboss und zwei Pressesprechern (Dussmann, Senat). Das Honorar beträgt 700 DM.
Am 17.8.2001 stehe ich im Studio von „nano“ (3Sat) als Experte für die Arbeitswelt der Zukunft. Ich prophezeie einen Rückgang auf zwei Millionen Arbeitslose für 2010-2015. 700 DM Honorar plus Spesen für drei Minuten.
„Die Welt“ berichtet am 27.3.2002, ich hätte bei einer Podiumsdiskussion zum „Dom Aquarée“ in Berlin-Mitte „kein Haar in der Suppe gefunden“, die Gewerbeimmobilie werde ihren Zweck erfüllen. Und siehe da: Der Gebäudekomplex steht immer noch!
Im Sommer 2002 erscheint das Buch „Alles zu jeder Zeit?“, in der es um die Entwicklung zu einer rund um die Uhr aktiven Gesellschaft geht. Mein Kollege und ich rocken das Sommerloch! Hier nur die Überschriften: „Rastloses Stadtleben hat seinen Preis“ (Netzeitung, 17.7.2002), „Die Stadt schläft nie“ (Neues Deutschland, 20./21.7.2002), „Sozialer Halt ist in Gefahr“ (Westfälisches Volksblatt, 22.7.2002), „Die schlaflosen Städte“ (Pinneberger Tageblatt, 27.7.2002), „Die schlaflosen Städte“ (Dithmarscher Rundschau, 27.7.2002), „Wien ist auf dem Weg zu einer ‚Nonstop-City‘, die niemals schläft“ (Der Standard, 1.8.2002), „Wien ‚verschläft‘ Zeit-Debatte“ (ORF On Science, 2.8.2002), „Im hektischen Puls der Großstadt“ (Kieler Nachrichten, 3.8.2002), „Die Non-Stop-Gesellschaft“ (Rheinische Post, 3.8.2002), „Pausenlose 24-Stunden-Gesellschaft schadet Menschen“ (Thüringische Landeszeitung, 12.8.2002), „24-Stunden-Gesellschaft schadet dem Menschen“ (Offenbach-Post, 20.8.2002), „Die Nacht wird zum Tag“ (Nürnberger Nachrichten, 29.8.2002), „Rastloses Leben rund um die Uhr“ (Westdeutsche Allgemeine, 14.9.2002), „Der Stress der Stadt, die niemals schläft“ (Darmstädter Echo, 18.9.2002).
Und am 23.9.2002 schließlich eine Rezension des Buchs in der „FAZ“, S. 18: „Spätestens mit dem Aufkommen der New Economy befinden wir uns auf dem Weg in eine 24/7-Gesellschaft“, schreibt ein gewisser Hanno Beck. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/wirtschaft/rezension-sachbuch-wirtschaftsbuecher-neu-auf-dem-markt-174587.html
In der „Frankfurter Rundschau“ am 27.7.2002 ein Artikel unter der Überschrift „Die Nonstop-Gesellschaft erreicht auch Frankfurt“. Dazu auf der gleichen Seite noch ein Kommentar unter der Überschrift „Stets verfügbar“: „Die Berliner Autoren stellen zu Recht fest, dass Frankfurt weit davon entfernt ist, eine 24-Stunden-Stadt zu sein.“ Auch am 14.1.2003 geht es in der gleichen Zeitung um die Studie zur „Nonstop-Gesellschaft“. Ich plädiere für den freien Sonntag, „einen Tag ohne Produktion und Konsum. (…) eine Pause als Chance zur Besinnung.“
Am 18.2.2004 berichtet Holger Dambeck für „Spiegel Online“ unter der Überschrift „Fluch der Flexibilität“ über ein Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse unter dem Titel „Prekäre Balancen“ in Buchform erschienen sind.
Die „taz“ zieht am 20.2.2004 gleich in der Überschrift ein Fazit unserer Studie: „Flexible Arbeitszeit und kein Spaß dabei.“
Die „Frankfurter Rundschau“ widmet dem Forschungsbericht am 25.2.2004 eine ganze Seite: „Die Balance von Arbeit und Leben.“
Am 1.5.2004 werde ich im Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola, wo Ayrton Senna vor zehn Jahren ums Leben kam, von Reuters-TV interviewt. Es ist das erste Interview, das ich mit einer Bierflasche in der Hand und einer brasilianischen Fahne um die Hüften führe.
Der „Freitag“ schreibt am 23.7.2004, unsere Studie „Prekäre Balancen“ rücke manches zurecht, was an Visionen und Leitbildern rund um das Thema Arbeitszeitflexibilisierung entstanden ist und wie weit die Realität von „Hoffnungen und Versprechungen“ entfernt ist.
Und zum Thema Gewaltfreier Widerstand bin ich selbstverständlich auch Experte: „Dr. Eberling sagte kürzlich in Frankfurt auf einer Podiumsdiskussion, dass er, solange Bush (…) den Irak besetzt habe, keine US-amerikanischen Produkte wie Coca-Cola, Marlboro, (…) kaufen wolle.“ (Zeilsheimer Anzeiger, 18.10.2006)
Im Mai 2009 erscheint eine Rezension meines ersten Krimis „Ich träume deinen Tod“ unter der Überschrift „Berliner Hass“. http://www.berlinkriminell.de/1/buecher_286.htm
Im selben Monat berichtet der Radiosender „Star FM“ positiv über den Roman und verlost einige Exemplare. Der öffentlich-rechtliche Sender RadioBERLIN 88,8 lädt mich am 7.6.2009 sogar für ein Interview ins Studio ein.
Eine weitere Rezension findet sich unter: http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=14539&title=Ich_traeume_deinen_Tod
Am 13.1.2011 bin ich als Kiezschreiber in einer Radiosendung von „Alex 88 vier“, lese eine Stunde lang Kurzgeschichten vor und gebe ein Interview - inzwischen honorarfrei.
P.S.: Alle Berichte, Sendungen und Zitate sind real. Warhol hat es gut mit mir gemeint.
David Bowie – Look Back in Anger. http://www.youtube.com/watch?v=VU8HjP-aLKM
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