Freitag, 21. April 2023

Grandpa Simpson erinnert sich mal wieder an die gute alte Zeit

 

Blogstuff 790

„SPIEGEL: Sie haben sich zum Schreiben auf die Seychellen zurückgezogen. 

Bonetti: Ja, wenn es um Stuckrad-Barre geht, schreibt man besser am Strand.“

Jetzt wird überall herumgejammert, dass die NRW-Abiprüfungen auf Freitag verlegt werden – und ausgerechnet an diesem Tag streikt die Bahn. Ich bin in meiner Jugend jeden Morgen fünfzehn Kilometer bei Wind und Wetter zur Schule gelaufen, weil ich die dreißig Pfennig für den Bus nicht hatte!

Langsam wird es unheimlich. Vier Tage hintereinander klingelt eine junge Frau in einem roten T-Shirt an meiner Haustür. Sie benutzt nicht die Klingel an der Gartentür, sondern betritt einfach das Grundstück und steht direkt hinter der Tür. Ich sehe sie durch die Mattglasscheibe als rote Silhouette. Sie klingelt ein zweites Mal und bleibt noch eine Weile stehen. Dann verlässt sie das Grundstück wieder. Ich beobachte sie vom Küchenfenster aus. Sie ist Ende zwanzig, trägt ein Klemmbrett und hat ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie setzt sich in einen silbernen Mittelklassewagen mit Ingolstädter Kennzeichen, macht sich Notizen und sieht dabei immer wieder zu unserem Haus hinüber. Keine Ahnung, was das soll. Soll ich ihr irgendwann mal aufmachen?

Ü50-Freundschaften sind manchmal eine seltsame Sache. Ein Schulfreund, den es nach Mainz verschlagen hat, bezeichnet einen Schulfreund in Ingelheim, der Nachbarstadt, ernsthaft als seinen „besten Freund“. Die beiden sehen sich zwei- bis dreimal im Jahr auf ein Glas Wein (wg. Führerschein). Ein anderer lebt seit zwanzig Jahren in Saarbrücken. Er besucht einen alten „Freund“ in Ingelheim einmal im Jahr. Dieser „Freund“ war in all den Jahren nicht ein einziges Mal in Saarbrücken. Er hat die Frau und die drei Kinder des Saarbrückers, die älteste Tochter ist inzwischen fünfzehn, noch nie gesehen. Wenn ich sowas höre, bin ich über die Jungs und Mädels froh, mit denen ich Fußball oder Filme gucken und Pizza essen kann, die flüssigen Requisiten stets in Reichweite, auch wenn die Niederlage gegen die Skyblues letzte Woche bitter war (das Rückspiel haben wir uns erspart). Wir sind alle so herrlich Old School, ich habe in diesem Jahr schon zwei Ansichtskarten aus dem Urlaub bekommen und wir führen tatsächlich noch Telefongespräche.

Ich verstehe die heutige Studienordnung nicht. Erst macht man den Bachelor, für den sechs Semester vorgesehen sind, dann den Master in vier Semestern – wenn man sich an die Regelstudienzeit hält. Früher hieß der Bachelor Grundstudium. Dafür habe ich damals drei Semester gebraucht. Von den zwanzig Scheinen, die man zur Abschlussprüfung vorlegen musste, habe ich in diesen drei Semestern dreizehn gemacht, keiner besser benotet als 3. War mir egal, interessiert hinterher ohnehin niemanden mehr. Für die restlichen sieben Scheine, die Magisterarbeit und die mündliche Prüfung habe ich mir dann acht Semester Zeit gelassen. An zwei Tagen pro Woche Seminare, keine Vorlesungen. Ansonsten Baggersee und Party. Warum presst man die Studenten heutzutage in dieses elende Korsett, als gingen sie noch zur Schule?

1 Kommentar:

  1. Man presst sie in das Korsett, weil man es kann. Zudem fühlt man sich so den Amis näher, die früher abschließen. Zudem muss man Bafög rein theoretisch nicht so lange zahlen. Als Lieferheldfahrer können sie sich auch viel schneller an bestehende Jobverhältnisse gewöhnen, sollte es, wie gewöhnlich, nicht mit der wissenschaftlichen Karriere klappen. Außerdem wird die Wasserqualität der Baggerlöcher besser.

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