„Mit der Geschichte ist es wie mit den Zebras. Ist ein Zebra ein weißes Pferd mit schwarzen Streifen oder ein schwarzes Pferd mit weißen Streifen? Leben wir seit zehntausend Jahren im Frieden, der durch Krieg unterbrochen wird, oder im Krieg, der durch Frieden unterbrochen wird?“ (Lupo Laminetti)
Die aktuellen Angriffe rechtsradikaler Gruppen gegen Flüchtlinge lassen sich meines Erachtens auf zwei Wegen erklären: individuell und gesellschaftlich.
Individuum: Gewalt ist Ausdruck des individuellen Scheiterns. Die Straftäter sind überwiegend Außenseiter, die keinen Platz in der Leistungsgesellschaft gefunden haben. Es fehlt ihnen auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, um ihre oppositionelle Haltung zum Ausdruck zu bringen. Sie haben resigniert, fühlen sich vom Staat nicht mehr repräsentiert und kündigen ihm in Form des Rechtsbruchs offen die Gefolgschaft. Durch gemeinschaftlich begangene Gewalttaten stärken sie den Zusammenhalt ihrer Gruppe.
Gesellschaft: Die Straftaten geschehen in einem historischen Umfeld, das von staatlicher Gewalt geprägt ist. Der Staat selbst tritt als Gewalttäter und als zweifelhaftes Vorbild der Rechtsradikalen auf. Da ist zum einen der Angriffskrieg der USA und ihrer Verbündeten in Ländern wie dem Irak und Afghanistan. Und zum anderen die moralische Kapitulation des Westens durch seine Foltergefängnisse (Guantanamo, Abu Ghuraib usw.) sowie den völkerrechtswidrigen Drohnenkrieg im globalen Maßstab. Gewalt erscheint uns heute entweder in Form staatlich oder religiös sanktionierter Kriegsverbrechen („Kreuzzug“ vs. „Heiliger Krieg“).
Die Medien – allen voran die populistische Konfettikanone BILD - verschärfen diese Situation noch, in dem sie Fremde fast ausschließlich als fanatische Gewalttäter oder als parasitäre Elemente darstellen. Der Fremde ist längst wieder zum Feindbild geworden. Er ist nicht Teil unserer Werte- und Rechtsgemeinschaft, weswegen man ihn scheinbar straflos bombardieren oder verprügeln darf.
Ideal – Eiszeit. https://www.youtube.com/watch?v=nWUOwEZ3dl0
P.S.: Ich lese gerade „Die Gewalt des Heiligen – Legitimationen souveräner Macht“ von Claudia Simone Dorchain. Frau Dorchain ist promovierte Philosophin und hat eine philosophische Beratungspraxis – genau wie Schlomo Bergomask in meinem Roman „Ich träume deinen Tod“. Sie hat diesen Roman „innerhalb von wahrscheinlich vier Stunden fasziniert in einem Raptus durchgelesen“, wie sie mir schrieb, und mir ihr Buch geschickt, das mich wiederum zum Nachdenken über Gewalt inspiriert hat. Was wäre ich als Schreiber ohne solche Leser?
“I killed the President because he was the enemy of the good people — the good working people. I am not sorry for my crime.” (letzte Worte des Anarchisten Leon F. Czolgosz, der 1901 den US-Präsidenten William McKinley erschossen hat, vor seiner Hinrichtung)
In Hollywood Filmen fickt der die schönste Frau, der die meisten Menschen umgebracht hat.
AntwortenLöschenUnd meistens werden dunkelhäutige, östlich aussehende Typen massakriert.
Das sind die Vorbilder. Das ziehen Wir uns seit Jahrzehnten rein.
Bäng Bum Crash.
Die Saat geht auf.
Komisch, dass ausgerechnet dieses Thema so gar nicht das Kommentariat in Bewegung setzt.
AntwortenLöschenGegen solche aufklärerischen Soziologiethesen hielte ich lieber an den Auskünften "out of the horses mouth" fest. Demnach ist das Feindbild die Folge der Moral, die von sich selbst weiß, dass der Staat dazu da ist, denen beizustehen, die sich für ihn krumm gelegt haben.
Ausländer gehören da nicht dazu.
Ich weiß das übrigens von meiner Flüchtlings-Mutter, diesem geliebten Monstrum.