Samstag, 15. August 2015

Planeten-Poker (1985)

Pssst! Kommen sie unauffällig rein! Gehen Sie durch die Bar in das verrauchte, düstere Hinterzimmer. Hier bleiben Sie mucksmäuschenstill und ängstlich im hintersten Winkel stehen und werden Zeuge des
PLANETEN – POKER
Die schäbige kleine Kneipe im Stil der zwanziger Jahre ist bereits zum Bersten gefüllt, obwohl es erst zwölf Uhr mittags ist – High Noon also. Da der Laden aber in einer Zeitblase schwimmt und es den ganzen Tag zwölf Uhr ist, macht es den Gästen wenig aus und die Drinks fließen mit schöner Regelmäßigkeit in die Mäuler der versammelten Unterwelt einer ganzen Galaxis. In diesem verrufenen Loch sitzen die bösartigsten Wesen mehrerer Zeitalter, die Finger ständig locker am Abzug – die Bestellung einer Flasche Limonade oder die Beanstandung des Wechselgeldes kann einen hier schon das Leben kosten.
Doch all diese kleinen Gangster sind noch kleinere Fische, denn im Hinterzimmer sitzen die Bosse – und pokern …
Hier aus unserem Winkel, versteckt hinter den breitschultrigen und bis an die Zähne bewaffneten Gorillas, die beim kleinsten Wink ihres Chefs zu morden bereit sind, können wir die beiden Rivalen erkennen. Zur Linken sitzt ein mächtiges, fettes, graurüsseliges Monster mit Schlauchbootlippen, das die Zeit bis zum Spiel damit verbringt, regungslos und nur gelegentlich gefährlich fauchend vor sich hin zu stinken. Zur Rechten sitzt ein älterer Herr mit langem, weißem Bart und noch längerem, noch weißerem Haupthaar, der einen eleganten Nadelstreifenanzug und monströse Ringe an den Fingern trägt. Er kaut bis zum Spielbeginn an einer dicken Zigarre und übt bereits den bösen Blick.
Da! Das Spiel beginnt. Teilnahmslos gibt das Monster die Karten aus. Als beide Spieler ihre Karten aufgenommen haben, tauschen sie noch einmal Karten aus, dann werden ihre Gesichter zu Eis.
Der Weißhaarige setzt zuerst: „Fuffzisch Penning.“
Es wird totenstill.
Vorher war es nur still.
„Seschzisch“, kontert das Monster.
Die stickige Luft ist angefüllt mit Gestank und Zigarrenqualm. Die Augen des Weißhaarigen werden zu schmalen Schlitzen, in der Dunkelheit schimmert sein gelbes Raubtiergebiss, das langsam die Zigarre zerbeißt.
„E Mak.“
Das Monster versucht, ein überlegenes Grinsen aufzusetzen, doch es misslingt ihm kläglich. „Mak zwansisch.“
Das einzige Geräusch, das man jetzt noch hören kann, ist ein leises Knistern. Die Spannung.
„Die Erde“, lässt der Weißhaarige die ängstlich wartende Umgebung wissen. Dann lacht er dröhnend: „Harr, harr, harr!“
Schlagartig verstummen sogar die Gäste in der Bar, voller Panik wartet der gesamte Planet den Ausgang der Partie ab. Alle Einwohner sind wie erstarrt.
„Isch geh mit unn will sehe!“ Das Monster scheint sich wieder gefangen zu haben.
Stille.
Nochmal Stille.
Dann ein lässiges „Okay“.
Der Weißhaarige wirft einen Royal Flash in Kreuz auf den Tisch und lehnt sich mit einem gewinnenden Blick in die Runde zurück.
Ungläubiges Staunen.
Das Monster macht eine kleine Pause, um die Spannung ins Unerträgliche zu steigern.
Dann präsentiert es seine Karten, indem es sie einzeln und gemütlich hintereinander auf den Tisch blättert.
„Fünf Asse!?!“
Der verblüffte Weißhaarige ist der erste, der nach Stunden des betretenen Schweigens die passenden Worte findet. Die meisten Leute haben sich vor Entsetzen erstmal flach auf den Boden gelegt und tief durchgeatmet.
„Scheiße. Schon wieder verloren. Dabei habe ich sechs Tage an dem Ding gearbeitet. Was wohl meine Frau dazu sagt?“ murmelt Gott vor sich hin, bevor er mit hängendem Kopf die Kneipe verlässt.
Tja, liebe Leser, sollte also demnächst ein Monster vor Ihrer Tür stehen und von Ihnen verlangen, als Sklave auf seiner Cocktailkirschenplantage zu arbeiten, dürfen Sie sich nicht wundern. Bedenken Sie, dass wir alle nur Teil eines großen Spiels sind. Und jetzt haben Sie auch die Erklärung dafür, warum in den letzten paar tausend Jahren so erschreckend wenige Dinge auf Ihrem Planeten wirklich rund gelaufen sind.
P.S.: Mein erstes Lieblingslied, von meiner ersten Lieblingsgruppe. Wir schreiben das Jahr 1976. The Bay City Rollers - Keep On Dancing. https://www.youtube.com/watch?v=-5c7f8ANifA

1 Kommentar:

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