„Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen. Denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genusses sind ihrer Natur nach höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.“ (Arthur Schopenhauer)
Es gibt seit einigen Jahren eine Flut von Ratgebern zum Thema “Glück” und selbst Politiker befassen sich inzwischen mit dem „guten Leben“. Novalis hat einmal geschrieben: „Wovon man spricht, das hat man nicht.“ Ginge es uns gut, müssten wir nicht darüber nachdenken, wie das Gute geht. Wie lässt man es sich gut gehen? Und vor allem (was jedoch häufig vergessen wird): Wie lässt man es anderen gut gehen?
Mit meinen bescheidenen Kenntnissen der Philosophie, Soziologie und Psychologie bin ich auf eine kurze Antwort gekommen, die leider nicht für ein ganzes Buch reicht, das ich ansonsten in meiner profanen Gier nach Ruhm und Reichtum sofort schreiben und auf den Markt werfen würde:
Seit der Mensch die Erde betreten hat, ist er ein soziales Tier. Er ist vom Augenblick seiner Geburt bis an sein Ende auf soziale Kontakte angewiesen. Ohne andere Menschen ist er nichts. Er will die anderen Menschen sehen, hören, sprechen, fühlen und riechen. Er entwickelt Netzwerke, die nicht der Notwendigkeit der Zusammenarbeit und der ökonomischen Zweckmäßigkeit entspringen, wie uns neoliberale Ideologen in den Parteien, den Konzernen und den Wirtschaftswissenschaften weißmachen wollen, sondern seinem Bedürfnis nach sozialen Beziehungen, die auf Emotionen aufgebaut sind. Egal, wo wir uns treffen, ob am Arbeitsplatz, in einem Zugabteil oder vor hunderttausend Jahren in einer Höhle: Es entwickeln sich in kürzester Zeit Zuneigungen und Abneigungen; und es entstehen Freundschaften, Feindschaften und Liebschaften, wenn dem Netzwerk genügend Zeit gegeben wird.
Diese Netzwerke, diese emotionalen Verbindungen hatten in der Vergangenheit ausreichend Zeit zu ihrer Entstehung. Die Menschen lebten in kleinen Gruppen zusammen und waren nicht sonderlich mobil. Die moderne Massengesellschaft hat alles verändert, unsere sozialen Beziehungen werden immer abstrakter und damit brüchiger: Arbeitsteilung in anonymen Großorganisationen, Leben in anonymen Großstädten, hochformalisierter Austausch von Gütern und Dienstleistungen, Kommunikation über technische Netzwerke, Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel, Isolation im Individualverkehr (und nicht viel besser ist das stumme Nebeneinander in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit) usw. Es entstehen kaum neue emotionale Bindungen zu anderen Menschen. Seine besten Freunde hat man meistens schon als Kind in der Schule kennengelernt. Wir mögen genug Schokolade, Hollywood-Filme und Autos haben, aber uns fehlen die stabilen und regelmäßigen sozialen Kontakte, die direkte und konkrete Beziehung zu anderen Menschen. Der materielle Überfluss unserer Gesellschaft geht einher mit sozialen Mangelerscheinungen.
Wie konsequent Deutschland auf dem Weg in die Abstraktion und Isolation fortgeschritten ist, sieht man an der Zahl der Kinder. Nirgendwo kommen weniger Kinder auf die Welt, nirgendwo ist die Bevölkerung älter. Das ist es, was uns unglücklich macht, krank und pessimistisch. Das ewige Mehr - mehr Arbeitsplätze, mehr Geld, mehr Wirtschaftswachstum - wird uns nicht helfen. Und die ganzen Ratgeber in der Buchhandlung werden niemals ein Ersatz für ein freundliches Wort oder eine Umarmung werden.
„Vor vielen Jahren nahm mich ein weiser Mann namens Bernard Baruch zur Seite und legte seinen Arm um meine Schultern. ‚Harpo, mein Junge‘, begann er, ‚ich werde dir drei Ratschläge geben, drei Dinge, die du niemals vergessen solltest‘.
Mein Herz tat einen Sprung, und ich glühte vor Erwartung. Ich war im Begriff, vom Meister höchstpersönlich das Zauberwort für ein reiches, erfülltes Leben zu hören. ‚Ja, Sir?‘ sagte ich. Und er verriet mir die drei Dinge.
Ich bereue, dass ich sie vergessen habe.“
(Adolph „Harpo“ Marx und Rowland Barber: Harpo spricht!)
David Bowie - Stay. https://www.youtube.com/watch?v=6g34goy0mos
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