Donnerstag, 8. April 2010

Frühlingserwachen


Ich träumte von einer hellen, schönen Villa in Italien und erwachte an einem Ort, den ich nicht kannte. Ich lag auf einer Matratze und blickte über einen schmutzigen, von allerlei Lumpen und Unrat übersäten Holzboden. Die Sonne schien durch zerbrochene Scheiben, hinter denen sich ein grün leuchtendes Dickicht in alle Richtungen zu erstrecken schien. Das Licht spielte in den leeren Weinflaschen, ich sah eine Weile zu. Dann erhob ich mich und drehte mich zum ersten Mal in diesem Raum um. Ein wurmstichiger Schrank, dem eine Tür fehlte. Vergilbte Zeitungsausschnitte an einer Wand, die ich nicht entziffern konnte, die Pressefotos schienen Boxer oder Politiker zu zeigen. Ein umgeworfener Stuhl. Ich ging in den nächsten Raum, auch hier alles zerstört und verwahrlost. Das Haus mußte schon seit langem verlassen sein, nichts erinnerte mehr an einen menschlichen Gebrauch, es war, als seien die menschengemachten Dinge ohne Seele, jetzt wo sie wieder ein Teil der Natur wurden. Im Haus selbst keine Geräusche, draußen lärmten unzählige Vögel. Ich ging weiter und kam in einen großen hohen Raum, offenbar die Eingangshalle. Die runde Treppe ins obere Stockwerk lag zerbrochen an der Seite, ich ging ins Freie. Im wuchernden Gras waren die Umrisse von Wegen kaum noch zu erkennen, hinter dichtem Gebüsch erhob sich ein hoher Laubwald. Wer hier wohl gewohnt haben mochte? Das Haus bot keine Hinweise. Ich ging ein wenig in der näheren Umgebung spazieren. Keine anderen Häuser, keine Straßen, nur Wälder und Wiesen, die vor geschäftigen Insekten zu vibrieren schienen. Sicher war hier schon lange niemand mehr gewesen. Ein von den Menschen vergessener Ort. Ich ging zurück und legte mich wieder hin. Was machte ich hier eigentlich?

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