Samstag, 5. Februar 2022

Rote Ordnung


Wir nennen uns die Rote Ordnung. Wir sind eine rein analoge Bewegung. Sie werden uns im Internet nicht finden. Wir bleiben unter dem Radar von Verfassungsschutz und Staatsschutz. Wir schreiben uns auch keine Mails und sind nicht in den sozialen Medien aktiv. Wir schreiben uns Briefe und treffen uns ansonsten jeden Freitag in einem Berliner Park und bei schlechtem Wetter in einem angrenzenden Bistro.

Unser Ziel ist die Revolution. Aber wir verbreiten unsere Botschaften diskret. Ich schreibe sie beispielsweise in die Bücher der Uni-Bibliothek oder meiner Stadtteilbibliothek. Dann steht auf Seite 99 mit Bleistift „Kapitalismus ist Mord“ oder „Unser Tag kommt“ am Rand. Jeder von uns fünf hat seine eigene Methode. Ein Mitglied unserer Gruppe arbeitet in einer Druckerei. Es druckt die Botschaften auf die Innenseite von Bäckereitüten. Wenn die Leute dann die Tüte aufreißen, um ihr albernes Käsebrötchen mit zwei Gurkenscheiben herauszuholen, lesen sie „Immer da: Antifa“ oder „Geh nicht zur Arbeit“.

Unsere größte Aktion haben die beiden Frauen in unserer Organisation gemacht. Sie haben mitten in der Nacht im Prenzlauer Berg ein Plakat mit der Aufschrift „Alle Fahrräder stehen still, wenn dein starkes Bein es will“ aufgehängt. Aber am nächsten Tag war es schon wieder weg. Wahrscheinlich die Bullen oder irgendein Spießerschwein. Ich weiß nicht, ob die schwäbischen Wohnungsbesitzer schon reif für die Revolution sind.

Aber die Rote Ordnung ist bereit. Ich stehe kurz davor, meinen WG-Mitbewohner auf die Sache anzusprechen.

Casatschok - Dimitri Dourakine - YouTube

7 Kommentare:

  1. Die Revolution in der Schwebe ist ein Generationenprojekt. Widerstand wird vererbt und die revolutionäre Attitüde ist Bestandteil des Kopierapparates von Herrschaft.
    Alle sind gleich, doch einige sind gleicher.
    Wenn das Schweinesystem endlich fällt, sind die Nazis an der Macht.
    Der lange Marsch durch die Institutionen halt.

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  3. Es ist schon erstaunlich, daß Zukunftsvisionen wie z.B. in Blade Runner immer realistischer werden.
    Nur auf fliegende Autos und menschengleiche Androiden fehlen noch.

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    1. Die tollen Sachen aus Blade Runner gibt's natürlich nicht.

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  4. Genosse Bonetti,
    Dein fester Klassenstandpunkt ist ein Gewinn für uns alle. Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Weiteres, notwendiges Rüstzeug erhaelst Du, indem wir Dich für drei Jahre zur Bezirksparteischule nach Eisenhuettenstadt delegieren.

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  5. Was ist ROT und schlecht für die Zähne?

    Ein Backstein.

    🧱... 🦷🦷🦷... ☝️

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