Mittwoch, 3. Januar 2018
Neulich auf dem Frauenlobplatz
Mainzer Neustadt. Ich bin zu einer Verabredung mit einer Freundin zu früh gekommen und sitze nun unter einem Baum am Frauenlobplatz. Ich sehe vier Jungs, die eine ferngesteuerte Drohne haben – und die gerade in einem Baum hängt. In aller Ruhe beobachte ich ihre Bemühungen. Erst springen sie hoch, dann rütteln sie am Baum. Nix zu machen. Ihr elektronischer Drachen hängt fest und lässt sich auch per Fernsteuerung nicht mehr bewegen.
Dann hat einer der Jungs eine Idee, auf die auch ein Schimpanse gekommen wäre: wir brauchen ein Werkzeug, einen Stock! Er geht in eine Kneipe und leiht sich einen Besen. Aber auch mit dem Besen kommen sie nicht an die Drohne. Es wäre mir ein Leichtes, hinüberzugehen und ihnen zu helfen. Schließlich bin ich groß genug, um mit dem Besenstiel Bewegung in die Sache zu bringen. Aber ich will dieses soziologische Experiment nicht beeinflussen. Wenn ich ihnen jetzt helfe, lernen sie nichts. Wenn sie zu mir kommen und mich um Hilfe bitten, stehe ich selbstverständlich für eine Heldentat zur Verfügung.
Stattdessen kommen jetzt zwei junge Männer vorbei, die gute Ratschläge geben, ohne jedoch die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen. Diesen Typus aus dem Consultant-Business kennen wir von jeder Baustelle. Sie erzählen den Jungs, wie man eine Räuberleiter macht. Es klappt trotzdem nicht. Sie machen die Räuberleiter am Stamm, von dort reicht aber der Besenstiel wieder nicht bis zum Ast, an deren Ende die Drohne baumelt. Schließlich erlöst eine Böe die Primatenhorde und alsbald fliegt die Drohne wieder surrend über den Spielplatz.
Ultravox - Hiroshima Mon Amour. https://www.youtube.com/watch?v=NcOjgHt6fq0
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