„HAMM: Kann es überhaupt … er gähnt … ein Elend geben, das … erhabener ist als meines?“ (Samuel Beckett: Endspiel)
In meiner Kindheit war der drohende Untergang Venedigs die Metapher für den kommenden Untergang unserer Zivilisation. Wer hätte nicht Mitleid mit den herrlichen alten Palazzi gehabt? Sie stehen immer noch. Venedig ist nicht untergegangen und das Abendland auch nicht. Aber es ist immer noch eine liebgewonnene Gewohnheit, sich die Welt und damit die eigene Existenz an einem schreckenerregend tiefen Abgrund vorzustellen. Wir sind ganz vernarrt in die Idee, am Ende der Zeit, am Vorabend des Weltuntergangs zu leben.
Offenbar ist die Vorstellung, einfach nur eine ganz gewöhnliche Generation in einer langen Kette von Generationen zu sein, für uns unerträglich. Es kränkt unseren Narzissmus, dass es nach uns einfach weitergeht und dass unsere Zeit nichts Besonderes ist. Vielleicht sind wir nur Krisen- und Untergangs-Junkies? Vielleicht regen wir uns umsonst auf? Vielleicht ist aber auch alles längst zu spät und wir haben selbst die Ungeborenen schon ans Messer geliefert? Wir wissen es nicht. Wir sind zu erschöpft, um irgendetwas zu erkennen.
„HAMM: Meinst du nicht, dass es lange genug gedauert hat?
CLOV: Doch! Pause. Was?
HAMM: Dies … alles.“
(Samuel Beckett: Endspiel)
The Pogues - Waxie's Dargle. http://www.youtube.com/watch?v=-WFBC-PEnTI
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