Donnerstag, 26. März 2015

Wo ist Bonetti?

„Wollen Sie ein Autor sein, wollen Sie ein Buch schreiben, dann denken Sie daran, dass es neu und nützlich oder zumindest sehr vergnüglich sein muss!“ (Voltaire)
Was macht der hessische Großschriftsteller und weltberühmte Vortragskünstler zurzeit? Er arbeitet, wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, an seinem opulenten Amerikaroman „Oha! Oho! Ohio!“
Sein neuer Krimi „Die Unschuld des Messers“ erscheint zur Frankfurter Buchmesse im Herbst.
Für seinen historischen Roman „Abschied von Delmenhorst“ hat Andy Bonetti 2014 den silbernen Literaturdachs des bayrischen Heimatministeriums in der Kategorie Dramödie verliehen bekommen.
Sein Schelmenstück „Wetzlar ist nicht Mombasa“, das seit vielen Jahren mit großem Erfolg vom Bad Nauheimer Stadttheater aufgeführt wird, soll von Quentin Tarantino (angefragt) mit Leonardo DiCaprio (angefragt) sowie Rainer Calmund (zugesagt) und Uschi Glas (zugesagt) verfilmt werden.
Erstmals in Buchform erschienen sind auch die Artikel aus seiner Zeit als freier Mitarbeiter beim „Bad Nauheimer Morgen“ und beim „Bad Nauheimer Echo“, z.B. sein legendärer erster Artikel „Quo vadis, Landmaschinenausstellung Wichtelbach?“ von 1986 (Der rasende Bonetti, Hgb: Dr. Ed von Schleck, Sturmkap Verlag Frankfurt/Main 2015). Die englische Übersetzung wurde übrigens vom höchst ehrenwerten Sir Archibald Knickerbocker besorgt und erschien unter dem Titel „We’re only in it for the cheese“ (The Half Company, Cheddarville 2015).
Hier einige Bonettiana:
„Im Treppenhaus roch es nach Knoblauch und Hoffnungslosigkeit.“ (Beginn von Andy Bonettis Novelle „Der Tod kommt aus Braunschweig“)
„Der unerträglich heiße Tag schien kein Ende nehmen zu wollen. Aber gegen Abend erhob sich ein kühler Wind über dem Ozean und wehte sanft über den Strand. Er spielte mit den langen Blättern der Palmen und streichelte die friedlichen Träumer in ihren Hängematten. Vor den Hütten saßen ein paar Eingeborene und spielten Bongo. Bad Nauheim im August.“ (Andy Bonetti: Zukünftige Erinnerungen – Im Salonwagen durchs weite Hessenland, Fulda 2011, S. 27)
„Ich esse einen Apfel und kann sicher sein, den Apfel überlebt zu haben. Aber, so denke ich weiter, es wird der Tag kommen, wo ein Apfel mich überlebt. Er ist noch glücklich und scheinbar schwerelos mit seinem Mutterbaum verbunden, während mir auf dem Bad Nauheimer Friedhof Kränze zu Füßen gelegt werden. Den Apfel an sich werde ich nicht überleben.“ (Andy Bonetti: Nachdenken über Obst, Stierkampf Verlag Frankfurt/Main, Kairo, Ponderosa 2009, S. 108)
„Unsterblich ist nur der Tod.“ (Andy Bonetti: Parerga und Paralipomena, Schnurkrampf Verlag Frankfurt/Main 2014, S. 902)
Wenig bekannt sind Bonettis wissenschaftliche Arbeiten wie „Reiter und Berittener – Reflexionen zur Identität des Subjekts im postmodernen Turbokapitalismus“ oder „Zwischen Logos und Lego – Anspruch und Wirklichkeit radikalfeministischer Transzendenz im Zeitalter digitaler Vergesellschaftung“. Wer bei solchen Buchtiteln verständnisvoll nickt und erhaben lächelt, hat sich als Insider geoutet. Wer die Frage stellt „Was heißt das eigentlich?“, gehört nicht dazu. „Ich habe es stets abgelehnt, verstanden zu werden“ (Fernando Pessoa).
Bonettis „International vergleichende Studie über die Essgewohnheiten von jungen Unternehmensberatern“ aus dem Jahr 1998 ist bis heute unveröffentlicht geblieben. Dagegen gilt „Beobachtungen an Maulwürfen unter Berücksichtigung der Mondphasen“ inzwischen als naturwissenschaftliches Standardwerk.
Zur Abwechslung hier ein Gedicht aus Bonettis neuem Lyrikband „Gedichte für ein anderes Jahrhundert“, es trägt den Titel „Gaylord“:
Mein Bruder
Dieses Luder
Ist ’ne Schwester
Und mag‘s fester
TV-Tipp: The Big Bonetti Theory. Dokuporträt (D / F / B 2015) am Samstag, 20:15 Uhr, auf ARTE.
„Es war bei einem Minigolfturnier in Kopenhagen, als mich ein Ball am Hinterkopf traf und mir die weitere Teilnahme am Wettkampfgeschehen an diesem Tage unmöglich machte. Mir wurde zugetragen, dass ein unbegabter Trottel namens Burnetti oder Buletti die Schuld trug. Ich reiste am folgenden Tag nach Lugano ab.“ (Sean Connery: Lizenz zum Leben, Edinburgh 2007, S. 231)
„Ich habe den berühmten Filmschauspieler Sean Connery in Kopenhagen getroffen. Cool, was?“ (Andy Bonetti: Briefe an Mathilde, Sturkopf Verlag Frankfurt/Main 2012, S. 76)
Abschließend möchte ich noch auf die Dissertation „Zum emblematischen Charakter der Ziegensymbolik im Werk Andy Bonettis“ von Dominique Weißgerber-Bondarenko (Tübingen 2013) hinweisen, in der äußerst detailreich der Bedeutung von Ziegen, Ziegenkäse und Ziegen im übertragenen Sinne in den Romanen Bonettis nachgegangen wird, die jeweils an den schicksalhaften Wendungen der Handlung auftauchen, teilweise als Glücksbringer, teilweise als Vorboten des Unheils.
Noch’n Gedicht?
Haustür und Haustier
Sind wie Tag und Nacht
Haustier und Haustür
Eins schläft und eins wacht
"Wenn ich die romans lange und an einem stück lesen müßte, würden sie mir beschwerlich fallen; ich lese aber nur ein blatt 3 oder 4, wenn ich met verlöff auf dem kackstuhl morgens und abends sitze, so amüsierts mich und ist weder mühsam noch langweilig so." (Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans, in einem Brief vom 1. Mai 1704)
The Chameleons – Home is where the heart is. https://www.youtube.com/watch?v=V-3v2rtWgCM

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