Der Recaro-Sitz ist der Thron des kleinen Mannes. Herr van Peutel fährt jeden Morgen mit seinem Opel Corsa in eine hellgrau gestrichene Fabrik im Industriegebiet von Utrecht. Dort wird tiefgefrorener Hering, der aus Portugal in Lkws angeliefert wird, in kleine rechteckige Blöcke geschnitten und frittiert. Anschließend kommt ein Plastikstab hinein und die einzelnen Stücke werden in bunte Folie verpackt. Man nennt es „Schuschliko“, was übersetzt „Fisch am Stiel“ heißt, und ist eine slowenische Spezialität. Für den dortigen Markt produziert die Fabrik. Herr van Peutel würde so einen Mist nie essen. Er mag keinen Fisch und kann den Geruch nicht ausstehen. Er hat nach der Schule eine Lehre als Industriemechaniker gemacht, aber irgendwann in seinem alten Beruf keine Arbeit mehr gefunden.
Frau van Peutel arbeitet in einem mit EU-Mitteln geförderten Projekt zum Schutz von behinderten Katzen. Sie geht jeden Morgen in den Stadtpark von Zwolle und streichelt behinderte und kranke Katzen. Sie füttert auch blinde Tiere mit Katzenfutter und verabreicht den Katzen im Park Medikamente. Sie mag Tiere und wählt alle vier Jahre die ATPN (Atheistische Tierschutzpartei der Niederlande). Herr van Peutel geht nicht wählen. Er trinkt am Abend Dosenbier und sieht sich die Fußballübertragungen am Wochenende an. Sie leben in einer Mietwohnung in Oldebroek, etwas außerhalb von Zwolle, und haben keine Kinder. Sie sind Mitte vierzig und möchten gerne einmal im Leben mit dem Wohnmobil quer durch Amerika fahren. Frau van Peutel hätte gerne eine Perserkatze, aber ihr Mann ist gegen Katzenhaare allergisch.
Das Ehepaar van Peutel ist für die große Unterhaltungsshow „Das Millionenloch“ im holländischen Fernsehen ausgewählt worden. In dieser Show können die Kandidaten bis zu 100.000 Euro gewinnen. Das Spiel geht so: Der Ehemann steckt seinen linken Arm in ein Loch. In der ersten Runde nur die Hand, dann den halben Unterarm, danach den ganzen Unterarm usw. Die Kandidaten wissen nicht, was mit dem Arm passiert, aber die Zuschauer sehen es. Er wird Hitze oder Kälte ausgesetzt, mehr oder weniger ekelhafte Tiere berühren es, er kommt mit Hundekot oder einem prominenten Überraschungsgast in Berührung. Die Frau entscheidet, ob man noch eine Runde weiterspielt. Der Mann beschreibt seine Gefühle, schreit vor Schmerz oder lacht, wenn er gekitzelt wird. Am Samstagabend ist es so weit. Lieke und Jaap van Peutel sind schon ganz aufgeregt und haben sich vorgenommen, bis zum Ende mitzuspielen – egal was passiert.
Blondie – Rapture. https://www.youtube.com/watch?v=NSEzsS55XsE
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