„Als wir noch dünner waren, standen wir uns näher.“ (Georg Kreisler)
Wir saßen in einem bayrischen Lokal in Berlin, wo uns eine ältere russische Kellnerin mit Bier versorgte. Unser Thema: Reiseziele. Und da wir dicke alte Männer sind, sollten keine anstrengenden Langstreckenflüge auf briefmarkengroßen Sitzen, für die man mit Impfungen und Thrombosestrümpfen vorbereitet sein muss, zwischen uns und dem Zielort zu bewältigen sein. Und so kamen wir irgendwann auf Polen.
N., ein bekennender Kartenfetischist, in dessen Wohnung – selbst im Badezimmer – riesige Landkarten hängen, auf denen die Reiseziele farbig markiert sind, die er bereits besucht hat (und zu einigen Destinationen können Sie sogar Reiseführer kaufen, die er veröffentlicht hat), brachte gegen Polen das Argument vor, es sähe auf der Landkarte langweilig aus: viereckig, kastenartig, brotförmig. Wie schön hingegen sei Italien geformt. Ein exzentrisches Argument, zugegeben – aber es hat mir gefallen.
Meine Argumente gegen Polen sind ganz anderer Natur, gewöhnlicher, weniger abstrakt. Fangen wir mit Essen und Trinken an: Was hat uns Polen kulinarisch zu bieten? Was fällt uns spontan ein: nichts. Italien hat die Pizza, Japan Sushi – bei Polen komme ich auf nichts Landestypisches. Gibt es außerhalb Polens überhaupt polnische Restaurants? Dann das Wetter: Es ist genauso wie bei uns. Die Wälder, das Mittelgebirge im Südwesten des Landes, der Ostseestrand. Haben wir alles baugleich in Deutschland. Kommen wir zur Hauptstadt Warschau: Welches Gebäude, welcher Platz fällt Ihnen spontan ein? Paris: Eiffelturm. London: Tower Bridge. Sydney: Oper. Aber Warschau? Dazu habe ich kein Bild im Kopf.
Ich war dreimal für jeweils ein paar Tage in Polen. Erst Stettin plus Ostsee, dann Krakau, später Breslau. Es hat mir gefallen, die Leute waren sehr freundlich. Aber das war’s auch. N. will überhaupt nicht hin. Wir stoßen mit unseren Steinkrügen an und beschließen, im Mai nach Franken zu fahren.
The Knack - My Sharona. https://www.youtube.com/watch?v=aRmEa8hv6iU
Kulinarisch bekommst du schon was geboten. Du darfst nur kein Vegetarier oder Veganer sein, denn die Gerichte sind selten Fleischlos. Angefangen mit Bigosch, ein an Szegediner Gulasch erinnendes Kohlgericht, Borscht, die rote Beete Suppe, Piroggen...
AntwortenLöschenEigentlich ein Crossover aus der KuK-Küche und der Russischen. Lecker. Nebenbei sind auch die Würste nicht zu verachten, kein gemahlener Dreck wie hier. Käsefreunde werden in der Tatra fündig: Osczypek und Bryndza, gibts auch in der Slovakei.
An trinkbaren Bier mangelts ebenfalls nicht. Zywiec, Tyskie, Warka, Lech und Konsorten kann man gut trinken. Es gibt auch Starkbiere die gefallen. Schnapps ist ja sowieso international. Wie sagte mal ein serbischer Bekannter: Rakija connecting people. (Du bist alt genug für den Spruch ;-))
Allerin vom Danziger Goldwasser ist abzuraten. Ein furchtbares Gesöff.
Der Friseur hat mir die Worte aus der Tastatur genommen. Polen ist kulinarisch 1a und das sage ich nicht aus irgendwelchen patriotischen Gründen, sondern weil es für jeden guten Esser, der das nicht kennt, eine Entdeckung ist. Und für jeden Veganer der blanke Horror.
AntwortenLöschenNur das ganze Kraut. Wenn du es nicht gewohnt bist wirst du furzen und furzen. Und furzen. Und. Furzen.
Und.
Furzen.
@ Friseur + Neurotiker: Mir ist die polnische Küche zu nah an der russischen Küche, ich sehe da als Laie kaum Unterschiede. Mir fehlt die eigene Handschrift. Deswegen gehe ich lieber gleich zum Russen - oder eben zum Ösi bzw. zum Tschechen. Gibt es denn ein empfehlenswertes polnisches Restaurant in Berlin? Ich habe gerade meine to-do-Liste für die Hüftgold-Tournee an die Spree Ende Juni angefangen (u.a. Kimchi Princess und Ta'Cabron in SO 36) ;o)
LöschenWarschau: Kulturpalast, PKO-Rotunde, das neue Stadion...
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