Dienstag, 20. Mai 2014
Tee
Ich habe gerade "Der Tod des Teemeisters" von Yasushi Inoue gelesen. Es geht um den Weg des Tees, Teemenschen und die Bedeutung der Teezeremonie in Japan. Zitat: "Ruhig an Ort und Stelle den Tee bereiten und nicht daran denken, seinem Schicksal zu entfliehen." An anderer Stelle heißt es: "Ich bedauere, dass meine alltäglichen Pflichten es mir nicht gestatten, mich ganz dem Weg des Tees hinzugeben: Gerade so leben, dass es nicht ins Haus hineinregnet und man nicht verhungert."
Ich erinnere mich an eine Reise ins Land der Massai. Wir übernachteten in einem landhausartigen Hotel inmitten der Savanne. Zu Ehren der Touristen führten die Massai am nächsten Nachmittag vor dem Hotel einen ihrer traditionellen Stammestänze auf. Mir sind solche Vorstellungen nicht nur peinlich, sondern auch zuwider. Also blieb ich im Hotel, setzte mich an einen Tisch im Foyer und bestellte mir eine Tasse Tee. Alle Gäste waren draußen, ich war ganz allein. Wenig später kam ein junger Massai in den Raum. Er trug seine Stammeskluft, Kopfschmuck und hatte sogar einen Speer dabei. Wie selbstverständlich setzte er sich an meinen Tisch und bestellte ebenfalls einen Tee. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er in Nairobi studierte. Politikwissenschaft, so wie ich in Berlin. Mit diesen Tänzen verdiente er sich in den Semesterferien ein wenig Geld, wenn er in seiner alten Heimat war. Es war eine sehr entspannte Plauderei und mit vollendeter Höflichkeit haben wir uns am Ende voneinander verabschiedet. Eine gute Tasse Tee verwandelt den Augenblick.
P.S.: Depeche Mode und “Enjoy the Silence”. http://www.youtube.com/watch?v=-Zxx3_wOCoU
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