Blogstuff 975
BILD-Schlagzeile am 8.10.2024.
Aber alles ist okay, Leute. Keine Panik.
Es gibt jetzt
Flaschenverschlüsse, die nach dem Öffnen mit dem Flaschenhals verbunden
bleiben, als würde es sich um eine katholische Ehe handeln. Mich stört das
nicht. Wein-, Bier- und Schnapsflaschen sind von dieser Neuerung nicht
betroffen. Sonst gäbe es vermutlich Massendemonstrationen gegen die Regierung.
Das ist gelebter Sexismus: Die
Friseurin bietet mir ein Glas Wasser an, während die ältere Dame neben mir die
Wahl zwischen Tee, Kaffee und Champagner hat. Wenigstens sind die Haarschnitte
für Frauen teurer.
Es geschehen noch Zeichen und
Wunder. Mein Dönerladen hat den Preis für einen Döner von 6,50 auf 6 Euro
gesenkt. Danke, Habeck!
„Als mein Nervus marcus exmatrikuliert
wurde, bekam ich einen multiplen Organismus.“ Achtzig Millionen Experten nicken
wissend.
Das ist der Rekord: Ich bin mit
einer Freundin um 12:30 Uhr zum Mittagessen in unserem Stammlokal verabredet
und wir gehen um 19 Uhr. Der Wirt, der die ganze Zeit bei uns sitzt, schenkt
immer wieder Wein nach und bringt nach Vorspeise (frische Steinpilze) und
Hauptspeise (Hirschgulasch) immer wieder neue Leckereien wie Garnelen und Süßspeisen
an den Tisch. Er erzählt von seinen illustren Gästen, die es allesamt mit
Bonetti aufnehmen können. David Garrett, der beim ersten Mal kein Bargeld und
keine EC-Karte dabeihat, beim zweiten Mal aber immerhin die richtige Karte vorweisen
kann. Der Bugatti-Fahrer, der ihm seine Armbanduhr im Wert von 300.000 Euro
zeigt, die man beim Kauf eines Bugatti Chiron Super Sport für vier Millionen
Euro geschenkt bekommt. Das Ziffernblatt zeigt nicht nach oben, sondern nach
rechts, damit man bei Tempo 440 nicht den Unterarm drehen muss.
Wie viele Demokratien waren zu
meinen Lebzeiten noch Diktaturen? Spanien, Portugal, Südkorea, Türkei,
Argentinien, Chile, Osteuropa komplett usw. Die Demokratie ist nicht auf dem
Rückzug.
Ku’damm 195 ist ein Imbiss mit
Tradition. Zwei Currywürste mit Pommes + eine Bratwurst für den Hund kosten
aktuell 18 Euro. Als ich in den Neunzigern zuletzt da war, sah die Sache noch
anders aus. Es war zwar die einzige Bude, in der man auch Champagner trinken
konnte, aber die Preise waren normal. Aus guten Gründen meide ich den Ku’damm
inzwischen. Mit dem „Petrocelli“ ist es genauso. Sie fingen in meinem Kiez mit
einem kleinen Lokal an, hausgemachte Pasta und guter Wein. Inzwischen sind sie
auf dem Ku’damm und zocken Touristen ab. Der alte Petrocelli, dessen Frau nach
altem Familienrezept die Nudeln machte, eröffnet fortlaufend neue Lokale mit
Investoren, die von seinem Namen profitieren wollen. Nach einem halben Jahr
zieht er sein Geld ab und lässt die gierigen Trottel gegen die Wand laufen. Funktioniert,
laut meinen Insider-Informationen, seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
Ich hab mir neulich eine sehr stabile kleine Nagelschere besorgt, mit der ich die Verschlüsse von den Hälsen trenne. Erstere sammle ich, und in mondlosen Nächten schmeiße ich sie heimlich, still und leise in die Biomülltonnen unserer linksgrün-verkniffenen Nachbarschaft. Widerstand jetzt!
AntwortenLöschenBravo! Dafür gibt es den Bonetti-Verdienstorden mit Schwertern und Lametta in Gold. Ich drehe die Dinger immer ab. Das erste Band ist schnell hinüber, das zweite dauert länger.
LöschenAbdrehen? Das dauert mir viel zu lange! Aber natürlich fühle ich mich über alle Maßen geehrt und denke nunmehr darüber nach, einen größeren Posten der o.g. Scheren zu erwerben und sie mit einer kleinen Handelsspanne unter dem Produktnamen "Flaschenverschlussbefreier Anti-EU-Diktatur" zu vertreiben. "Heldenschere" ginge zur Not auch.
LöschenDu hast Geschäftssinn. Willst du nicht als Vorstandsassistent bei Bonetti Media anfangen? Für "Heldenschere" habe ich schon Titelschutz beantragt, da siehst du keinen Cent ;o)
LöschenDer Titelklau sei dir verziehen. Nachdem ich inzwischen noch einmal in mich gegangen bin, habe ich mich ohnehin entschieden, fürderhin auf schnöde Profitmacherei zu verzichten. Denn "deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun", auch ist Armut, gerade auch für eher bescheiden verdienende Kunstschaffende wie mich, "ein großer Glanz aus innen". Oder, um es mit unserem um mutmachende Metaphern nie verlegenen Bundespräsidierenden zu sagen: "Mit Ihrem Ehrenamt bauen Sie mit am Fundament, auf dem wir alle gemeinsam stehen." Aber jetzt leg ich mich erst mal wieder hin, und zwar ganz allein, es ist schließlich Wochendende.
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