Heute
war ich mit einem CDU-Mitarbeiter zum Mittagessen verabredet. Wir saßen im
Biergarten des Jägerhauses, einem Ausflugslokal im Binger Wald, in der Sonne
und sprachen natürlich, nachdem die Themen Wetter, Urlaub, Fußball und Garten
schnell abgehakt waren, über Politik.
Wir
haben uns coronabedingt schon eine Weile nicht mehr gesehen. Was ich von
Laschet halte, fragt er mich. Er sei ein farbloser Mann ohne Ausstrahlung und
ohne Fortune, niemand möge ihn und er wechsle täglich die Meinung. Morgens will
er das Thema Klima stärken, abends will er die bisherige Politik nicht ändern.
Einmal sagt er, angesichts der Lage in Afghanistan, 2015 dürfe sich nicht wiederholen
– eine Metapher für „Grenzen dichtmachen“. Dann will er die sogenannten
Ortskräfte alle evakuieren. Die Krönung sei das dämliche Lachen im Katastrophengebiet
gewesen.
Dieses
Lachen, regt sich der CDU-Mann auf, würde doch völlig überschätzt. Er frage
sich, was alle gegen Laschet haben. Ich entgegne, dass solche Bilder in den
Köpfen der Wähler bleiben, ich aber auf Anhieb keinen bedeutenden Satz dieses
Mannes kennen würde. Ob in meinem Dorf schon CDU-Plakate hingen, will er
wissen. Nein, antworte ich. In seinem Dorf hängen auch keine. Überhaupt würde
er in unserer ganzen Gegend die Wahlwerbung vermissen. Er selbst sei ja auch im
Wahlkampf, aber seine Partei komme einfach nicht in die Gänge. Alle sind müde,
niemand verteidigt Laschet öffentlich.
Wir
fangen an, über Inhalte zu reden. Wir sind bereits beim zweiten Weizenbier und
er sagt überraschend offen, dass niemand mehr wüsste, wofür die CDU überhaupt
stehen würde. In der Ära Merkel sei nur linke und grüne Politik gemacht worden.
Atomausstieg, Aussetzung der Wehrpflicht, die vielen Asylbewerber, die
Übernahme von Schulden anderer europäischer Länder und die ganzen Windräder,
gerade im Binger Wald, die es vor 2005 nicht gegeben habe.
Ich
bin von dieser Offenheit überrascht. Ich sage ihm, seine Partei sei nur den gleichen
Weg wie die SPD gegangen. Schröder habe nach seinem historischen Sieg eine
lupenreine CDU-Politik gemacht, den Spitzensteuersatz und die Unternehmenssteuern
gesenkt, er habe die Stammwähler mit den Hartz-Gesetzen verprellt und die
Gewerkschaften kastriert. So seien aus den 40-Prozent-Parteien unserer Jugend die
Zwanzig-Prozent-Parteien unserer Gegenwart geworden. Aus dem
Drei-Parteien-Bundestag wurde ein Sechs-Parteien-Bundestag. Die CDU verliert an
die AfD, die FDP und die Freien Wähler Stimmen, die SPD an Grüne und Linke. Sie
wollten Catch-All-Parteien sein und haben sich selbst zerlegt.
Als
die Kellnerin die Teller abräumt, frage ich ihn, ob er an den Sieg Laschets
glaubt. Er schüttelt wortlos den Kopf. Aber es kommt noch schlimmer. Er sagt,
wenn er nicht für die Partei arbeiten würde, wäre er längst ausgetreten. Er ist
frustriert. Gerade hat die CDU die Landtagswahl verloren und dreißig Jahre
Opposition in Rheinland-Pfalz liegen bereits hinter ihr. Als wir noch in Mainz
studierten, saß die CDU fest im Sattel. Sie regierte von 1949 bis 1991
ununterbrochen, teilweise mit absoluter Mehrheit. Er ist in Mainz geblieben,
ich bin nach Berlin gegangen.
Bevor
wir gehen, stelle ich ihm eine letzte Frage. Warum hat die Union überhaupt
Laschet zum Kandidaten gemacht? Das sei im Vorstand und im Präsidium der CDU
entschieden worden, sagt er. In diesen Gremien habe jeder nur an seine eigenen
Karrierechancen nach der Wahl gedacht. Damals habe man an einen ungefährdeten
Sieg geglaubt. Wenn sich die lieben Damen und Herren Spitzenpolitiker da mal
nicht täuschen.
Wer nun da die Wahl gewinnt ist ohehin egal. Den Afghanistanrückzug kann man als Dokumenymtarfilm der deutschen Politik der vergangenen und der kommenden Dekaden betrachten. Politik wird für die Automobilindustrie und die Reichen gemacht, die dufter Weise gleich die Gesetze selber schreiben. Das Demikratie von Veränderung lebt, ist dem konformistischen Deutschen eh wurscht. Wenn es nicht der Wendehals von der CDU wird, dann hält der Bankverbrater der SPD oder die Rohstofftante der Grünen. Mit etwas Glück, kriegt keiner:innen von den:innen überhaupt irgendwelche Mehrheiten zustande. Stillstand muss nicht schlimm sein. Hat beim letzten Mal auch nen halbes Jahr gedauert, bis sie 'ne Regierung bilden konnten. War eine sehr erholsame Zeit, auch für die anderen Länder der Welt. Darf gerne wiederholt werden, nur mit grösserer Zeitspanne! Verwalter gibt es überall genug.
AntwortenLöschenJa, so wie in Belgien. das hat fast zwei Jahre gedauert, bis sich dort eine Regierung gebildet hat.
LöschenDa bei Schwarzgelbrotgrün jeder mit jedem kann, rechne ich auch mit langen Koalitionsverhandlungen. Meine Prognose beim Mittagessen: Merkel ist auch 2022 noch Kanzlerin.
AntwortenLöschenIst doch egal, Hauptsache, das Finanzamt schöpft die Kohle von den Dummen ab.
AntwortenLöschenWeise gehen in den Garten.
Die Generation der Kinderlosen, Wohlstandsselbstverwirklicher hat ausgedient. Schlapp, lustlos, leicht depri schauen sie rückratlos ihre Netflixscheisse.Ist doch suupi.Armin Lusche ist unser neuer Vater. Mutti geht.
AntwortenLöschenUmfrage: "Welche Koalition würden Sie bevorzugen? Die große Koalition? Die Ampel-Koalition? Oder die Jamaika-Koalition?"
AntwortenLöschen"Die Sahara-Koalition!"
"Wie bitte? Sahara-Koalition?"
"Sahara-Koalition: Man schickt sie alle in die Wüste!"
... jetzt weiß ich 🥳 wo ich meine Kreuzchen machen werde 👍