Mittwoch, 7. Dezember 2016

Blogstuff 92 – Schwerpunkt: Problematische Frauen

„Der deutsche Proletarier macht keine Revolution, er versucht, Bourgeois zu werden. Wenn er es nicht schafft, sollen es seine Kinder schaffen.“ (Lupo Laminetti)
Nach einem kurzen Ausflug nach Hamburg komme ich mit der üblichen Verspätung wieder in Berlin an. Kurz vor Einfahrt des Zuges postiere ich mich an der linken Tür, an der rechten Tür wartet schon eine Frau um die sechzig mit einem Koffer. Eine fifty-fifty-Chance, wer an der richtigen Tür wartet. Der Raum zwischen uns füllt sich mit weiteren Fahrgästen. Das Gleis ist auf meiner Seite, die Frau fängt augenblicklich ihr Lamento an. „Ich habe nur drei Minuten, um meinen Zug zu erreichen. Jetzt stehe ich auf der falschen Seite.“ Wir bilden alle brav eine Gasse, um sie auf meiner Seite aussteigen zu lassen. Auf dem Hauptbahnhof eilt sie zur Rolltreppe und bahnt sich dort mit ihrem Ceterum censeo „Darf ich mal durch! Entschuldigung, darf ich mal durch!“ unaufhaltsam einen Weg nach oben. Ich folge leichtfüßig in ihrem Fahrwasser. Im Bahnhofsgebäude verliere ich sie aus den Augen und gehe zum S-Bahn-Gleis. Die Bahn kommt und ich steige ein. Wer nimmt nur Sekunden später mir gegenüber Platz? Genau. Sie holt seelenruhig ein Fachbuch aus ihrer Handtasche, beginnt eifrig zu lesen und markiert einzelne Textstellen. Ich sehe auf der Innenseite des Einbands den Stempel einer geisteswissenschaftlichen Fakultät der FU Berlin nebst einer handschriftlich angefügten Nummer. Ich nehme an, sie ist Professorin, sonst würde sie nicht so unverschämt in diesem Buch herummalen. Wieder was gelernt: so macht man seinen Weg, im Kleinen wie im Großen.
Ab einem gewissen Alter reden Frauen mit jedem, als sei er ein Fünfjähriger. Lehrerinnen beherrschen diese Technik ab dem ersten Arbeitstag.
Manche ziehen aus der Provinz nach Kreuzberg, um Rockstar oder Schauspielerin zu werden. Manche ziehen nach Kreuzberg und werden heroinabhängig oder scheitern auf eine andere Weise. Ich kenne eine Frau, die nach Kreuzberg gezogen ist und dort ein Reihenhaus gebaut hat.
Ein Freund hatte das Pech, bereits mit Anfang zwanzig verheiratet gewesen zu sein. Ich war des Öfteren zu ausgedehnten Bacchanalien in seiner Wohnung und übernachtete auf dem Sofa. Eines Morgens, Wolfgangs Frau war schon zur Uni gefahren, fand ich auf dem Küchentisch einen Zettel mit der Überschrift „Das Wölfchen macht heute bitte“. Nach dem Doppelpunkt kam eine Din A 4-Liste mit Haushaltsarbeiten, wobei das Saugen der kompletten Wohnung nur einer der vielen Punkte gewesen ist. Für mich wäre diese Liste ja schon ein Scheidungsgrund gewesen. Ich wäre mit diesem Blatt Papier direkt zum Scheidungsanwalt gelaufen und der Mann hätte nur verständnisvoll genickt.
S 7 zwischen Friedrichstraße und Warschauer Straße, früher Nachmittag. Mir gegenüber sitzt eine Punkerin, die mit Drumsticks auf einen Blecheimer trommelt und zwischendurch in breitestem Berliner Dialekt Sätze von geheimnisvoller Schönheit formuliert. „Wengsten hat die Telekom ne jute Abwehr. Dit is dit Schöne.“ – „Wann ist der Fahrspaß verloren jejangen? Darüber würd ick ma nachdenken.“ Irgendwann reicht es einem Fahrgast und er schnauzt sie, ebenfalls im Berliner Dialekt, derbe an. Es folgt der übliche Schlagabtausch „Ick komm dir glei rüba“ – „Komm du doch“ usw., in dessen Verlauf von Seiten der Punkerin das Schimpfwort „Du Wilmersdorfer“ fällt. Das kannte ich noch gar nicht, vermutlich habe ich zu lange in Wilmersdorf gelebt. Bei der BVG ist die Show im Fahrpreis enthalten.
U 9. Ich dachte immer, Araberinnen seien grundsätzlich mit Kopftuch und langen Kleidern verhüllt, weil alles andere als schamlos gilt. Nun sitzt eine Vertreterin dieser Kultur neben mir auf dem Boden und gibt ihrem Säugling die Brust.
Derweil rüstet die Bundesverteidigungsministerin die deutschen Streitkräfte mit Handtaschen, Pumps und Umstandsmode auf. Hoffentlich alles in Tarnfarbe.
http://www.mopo.de/news/politik-wirtschaft/pumps--umstandsmode--handtaschen-bundeswehr-ruestet-auf---bei-der-damenmode--24928806
Es gibt natürlich auch problematische Männer. Kennen Sie den Fernsehkoch Lafer? Ein Bekannter von mir hat mit ihm gemeinsam in einer Fußballmannschaft gespielt, in der nur Köche waren. Es ging gegen eine Auswahl des Stuttgarter Landtags. Lafer war der einzige, der auch während des Spiels auf dem Sie bestanden hat. Es gibt zwei Orte, an denen man sich grundsätzlich duzt: auf dem Fußballplatz und auf dem Segelboot. „Würden Sie mir bitte den Ball zuspielen?“ „Würden Sie bitte den Kopf einziehen, da ich eine Halse beabsichtige?“ Geht gar nicht. Lafer – Lausig – Lachhaft.
Noch so ein Problemfall: Steinmeier. Im Hinterzimmer wurde ein alter Gefolgsmann Schröders und Agenda-Agent als neuer Bundespräsident ausgekungelt. Damit wird die Einberufung der Bundesversammlung 2017 zur Farce. Warum schickt nicht jede Partei, die Vertreter in die Bundesversammlung entsenden kann, einen Kandidaten ins Rennen? Dann wird demokratisch gewählt, bis man – spätestens im dritten Wahlgang – ein neues Staatsoberhaupt hat. Warum hat die Demokratie ein Problem mit demokratischen Verfahren?
P.S.: Ciao, Renzi. Du hast gedroht, dass du den Job als italienischer Regierungschef hinschmeißt, wenn du keine Mehrheit für deine Verfassungsänderung bekommst. Es ist dir ergangen wie dem Bäckereifachverkäufer, der dem Bäcker mit Kündigung droht, wenn das Käsekuchenrezept nicht geändert wird, oder dem Ehemann, der seiner Frau mit Scheidung droht, wenn er nicht zum Bockbieranstich darf. Arrivederci, Großmaul. Und Europa ist wegen dir auch nicht in einer Krise.
M – Pop Muzik. https://www.youtube.com/watch?v=iEfFOd8TDZA

5 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Sehr gut. Das Bürgertum scheißt ja auch auf dich. Ich kann dir allerdings nicht sagen, wo der Zugang zum Untergrund ist. Auch Google Maps wird dir keine Hilfe sein. Schreib mir von dort, wenn du angekommen bist, tapferer kleiner Eierbecher ... äh ...

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    2. Achtung, er schon wieder ...
      Das scheiß Bürgertum ermöglicht Dir erst, auf das Bürgertum zu scheißen.
      Zum einen weil es da ist, logisch, sonst hätte man ja kein Ziel.
      Zum anderen ermöglicht es dir durch den Bezug von z.B. Harz IV, den großen Revoluzzer zu spielen, weil ganz ohne Kohle geht es einfach nicht.
      Es sei denn, du machst wirklich einen auf Selbstversorger, lebst in einer Kommune ohne Geld u.s.w.. Solche Initiativen und Projekte gibt es ja.
      Dann hast du meinen vollen Respekt. Und ich sage dir "weiter so".
      Salonrevoluzzer haben wir schon genug.
      Ansonsten ist alles was du machst mit dem Bürgertum, also der normalen Welt verbunden.
      Schon dein Brot, daß du dir morgens zum Frühstück in den Hals schiebst, wurde von einem Spießer, einem normalen Bürger produziert, der so spießig ist, daß er morgens um 3 Uhr aufsteht und den Teig vorbereitet.
      Bei dem sag ich sogar 2 mal Hut ab. Vor diesem scheiß Spießer.

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    3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. ...Ich wäre mit diesem Blatt Papier direkt zum Scheidungsanwalt gelaufen...

    Ich auch!

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