„Kaum jemand außer der eigenen Mutter hat sein Erscheinen auf der Welt bemerkt, sehr wenige bemerken ihn im Laufe seines Lebens, aber sicherlich niemand wird bemerken, wie er aus der Welt verschwindet; niemand wird fragen, niemand ihn bedauern, niemand sich freuen über seinen Tod.“ (Iwan Gontscharow: Oblomow)
Die Amerikaner hätten auch Ozzy Osbourne oder eine alte Sportsocke zum Präsidenten wählen können. Unsere transatlantischen Leitmedien wären ihnen genauso ins Gesäß gekrochen wie derzeit Donald Trump – den sie bis zur Sekunde der Wahlentscheidung mit aller populistischen Brachialgewalt bekämpft haben.
Rückfahrt. Der komplette Wagen im ICE, in dem ich einen Platz reserviert habe, ist gesperrt, weil die Klimaanlage defekt ist. Es ist eiskalt, die Sitze sind mit einem roten Band abgesperrt, als wäre es der Tatort eines Verbrechens. Das erinnert mich an eine Bahnfahrt im letzten August, als die Klimaanlage ausgefallen war. Die Hitze im vollbesetzten Wagen war mörderisch. Die Deutsche Bahn gibt sich wirklich alle Mühe, der Satire über ihren Service gerecht zu werden.
Schweppenhausen. Ritardando rustico bis Ende Februar. Dann Dinkelsbühl und Nördlingen.
Hätten Sie’s gewusst? Es kostet dreihundert Euro, wenn man in ein Berliner Taxi kotzt. Falls es Ihrer vierzehnjährigen Tochter passiert, die gerade von einer Party kommt, und Sie das Auto anschließend selbst sauber machen, kostet es nur hundert Euro.
In Deutschland muss man für Essen und Trinken nicht bezahlen. Man muss für seine Klamotten und die Wohnung nichts bezahlen. Es sei denn, man ist Deutscher. Dann muss man für alles bezahlen. Aber die Fremden bekommen alles geschenkt. Deswegen kommen auch so viele. So denkt eine AfD-Wählerin, deren Gespräch mit der Friseurin ich mir anhören musste, während ich auf meinen 12mm-Navy Seals-Maschinenschnitt gewartet habe. Das ist nicht einfach nur Rassismus. Aus dieser Argumentation tropft das Gift des kapitalistischen Denkens. Es geht nur noch um Geld. Wer zahlt was? Wieviel bekomme ich? In dieser Welt hat Solidarität keine Chance.
Nicht weit von meiner Berliner Wohnung entfernt, in der Trautenaustraße 10 (in unmittelbarer Nachbarschaft zu George Grosz), lebte der jüdische Architekt Leo Nachtlicht. Er baute im Stil der Neuen Sachlichkeit den Gourmenia-Palast an der Gedächtniskirche. An dieser Stelle wurde nach dem Krieg das Bikini-Haus gebaut. Hier war in der Weimarer Republik die Hölle los. Das dreistöckige Restaurant zahlte täglich 1870 Reichsmark Miete und 975 Reichsmark Steuern. Täglich. Damals verdiente ein Arbeiter noch weniger als eine Mark pro Stunde (sagt mein Opa).
Weitere Hot Spots in Berlin waren die „Neue Welt“ an der Hasenheide, damals der größte Rummelplatz Europas, der Lunapark in Halensee und die Krolloper im Tiergarten (ab 1933 tagten hier die Nazis; 1934 gab es hier die erste öffentliche Fernsehübertragung in Deutschland; in diesem Gebäude wurde der Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs verkündet).
Um die Ecke ist die Rankestraße. Leopold von Ranke war Historiker. Von ihm stammt der Satz: „Das Bemerkenswerte an der Weltgeschichte ist, dass niemand aus ihr lernt.“
„Basket of deplorables“ – so nannte Hillary Clinton den erbärmlichen und bedauernswerten Pöbel, der Trump zum US-Präsident gewählt hat. Möglicherweise wird Verachtung und Hochnäsigkeit als politische Strategie nicht mehr ausreichend sein, um die nächsten Wahlen im Sinne des Establishments zu gestalten.
Hätten Sie’s gewusst? Metropolis liegt in Illinois. Dort gibt es eine fünf Meter hohe Superman-Statue auf dem Superman Square. Amerika …
Schmecken grüne Gummibärchen eigentlich anders als rote? Wäre Clinton besser als Trump für die arme Hälfte der Gesellschaft gewesen? Was unterscheidet Merkel und Gabriel bei den nächsten Wahlen? Etwa so viel wie Coke Zero und Coke Light.
Klaus Nomi - Total Eclipse. https://www.youtube.com/watch?v=HmLk2vSXXtk
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
AntwortenLöschenbemerkte, daß ihm das missriet.
Jedoch da er es selbst gebraten,
tut er, als wär es ihm geraten.
Und, sich nicht selbst zu strafen Lügen,
ißt er's mit herzlichem Vergnügen.
Eugen Roth