Es ist die verrückteste und
angesagteste Bar von ganz Berlin. Jeder will dorthin, aber nur wenige kennen
den Weg.
Man fährt auf ein verlassenes Industriegelände
in Adlershof. Hier hat früher der VEB Plaste und Elaste die Kondome für den
halben osteuropäischen Markt hergestellt. Man sucht das Verwaltungsgebäude und
fährt in den dritten Hinterhof. Dort gibt es eine Stahltür, an die man klopfen
muss.
Ein schmales Schiebefenster
öffnet sich. Dann sagt man das Passwort, für das viele in der Berliner Undergroundszene morden würden und das nie ein Tourist erfahren wird: „Bier.“
Schon ist man drin. Im Eingangsbereich
sind eine Reihe crazy Haken angebracht, an die man seine Jacken hängen kann.
Die ganze Inneneinrichtung ist extrem abgefahren. Auf der linken Seite ist ein
langer Holztresen mit Hockern, rechts sind bequeme Clubsessel und kleine
Cocktailtischchen. Um die Beleuchtung geheimnisvoller zu machen, wurden nur
50-Watt-Birnen verwendet.
Die Musik ist sicher nicht
jedermanns Geschmack, aber damit muss man in einer Avantgarde-Bar rechnen. Die
größten Hits der achtziger und neunziger Jahre. Zwischen elf und zwölf Uhr ist
die DJ-Bobo-Hour. Die Songs laufen auf Zimmerlautstärke, so dass man sich gut
unterhalten kann.
Der Barkeeper ist ein alter
Hase, der schon Harald Juhnke seine Drinks gemixt hat. Er ist um die sechzig,
korpulent, hat immer ein Geschirrtuch über der Schulter und benutzt Worte wie „verhohnepipeln“ und „knorke“. Formulierungen
von geradezu zauberischem Glanz.
Man
trinkt hier am liebsten Wodka-O, Gin Tonic, Whisky-Cola und Berliner Kindl. Für
die ganz Verwegenen gibt es auch noch Jägermeister mit Red Bull. Hinter den
Toiletten ist der sogenannte Darkroom, der nicht ganz so hell ist. Hier kann
man Karaoke singen oder Tischfußball spielen.
Ich
bin schon ein bisschen stolz, zu diesem elitären Publikum zu gehören. Habe ich schon die kostenlosen Salzstangen und Erdnüsse erwähnt?
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