Wichtelbach hat einen Feiertag,
den es nirgends auf der Welt gibt: den Andy-Bonetti-Tag. An diesem Tag wird dem
berühmtesten Promi gehuldigt, den die Stadt jemals hervorgebracht hat.
Vergessen Sie Berti Vogts und Johann Lafer. Es ist der 17. April, der Tag, an
dem der erste Groschenroman des Jahrhundertliteraten veröffentlicht wurde.
An diesem Tag sind alle Straßen
und Häuser mit seinem Konterfei geschmückt. Es gibt Blumenkränze und Girlanden
in seinem Lieblingszustand, sorry: seiner Lieblingsfarbe (blau). Die
Schulkinder schreiben Gedichte und malen Bilder für Bonetti. Die Menschen essen
den ganzen Tag Bonettis Leibgerichte: Corn Dogs, Brombeermuffins und Fettuccine
Miracoli. Am Nachmittag findet eine große Parade der Bonetti-Fans statt. Aber
eigentlich ist hier jeder Bonetti-Fan.
Abends wird der Feiertag mit
einer Theateraufführung gekrönt, anschließend gibt es ein halbstündiges
Feuerwerk. Das ist der Inhalt des Stücks:
Es regnet, als der Hunger den
jungen Bonetti aus seinem winzigen Zelt treibt. Der Campingplatz von
Wichtelbach liegt zwischen dem Gefängnis und der Müllkippe. Wieder hat er die
ganze Nacht an seinem ersten Roman geschrieben. Jetzt ist er fertig. Er fährt
per Anhalter nach Frankfurt und legt dem berühmten Verleger Blofeld sein
Manuskript vor.
Blofeld beginnt zu lesen: „Es
ist Mitternacht an den Docks von Wichtelbach. Rocky Palermo sieht auf seine Taschenuhr.
Würde Jerry Handsome wirklich kommen? Da tippt ihm jemand von hinten auf die
Schulter. Palermo dreht sich um und blickt in den Lauf einer abgesägten
Schrotflinte. „Ich habe schon viel von dir gehört, Handsome“, sagt Palermo
betont lässig, „aber ich hörte, du wärst tot.“ Dann lässt er sich geschickt zur
Seite abrollen und zieht in einer einzigen fließenden Bewegung seine zwanzig
Pfund schwere 100er-Magnum. Die Kugel trifft den erbarmungslosen Schurken genau
ins rechte Auge und er fällt ins Hafenbecken, wo seine Leiche mit
ausgebreiteten Armen und Beinen auf der Wasseroberfläche treibt.“
Blofeld blickt auf, Bonetti kann
dem Jahrhundertverleger kaum in die Augen schauen.
„Bonetti! Das ist genial. Das
ist groß. Das wird ein Erfolg. Ich werde ihr Buch verlegen.“
So fing alles an. Formulierungen
wie „Die pulsierende Lava seiner feurigen Lenden brachte die wollüstige Olga zu
Schreien des feuchten Entzückens“ sind inzwischen Teil der Weltliteratur wie
Goethe- und Shakespeare-Zitate.
Dann kommt natürlich noch die
Szene, in der Bonetti völlig aufgedunsen in seiner Luxussuite auf dem Bett
liegt und Corn Dogs in sich reinstopft. Literaturnobelpreis, Scheidung, zweiter
Literaturnobelpreis, zweite Scheidung usw. Sie kennen das.
"Sie kennen das."
AntwortenLöschenYepp — inkl. der Wichtelbacher Fleischpeitsche.