Dienstag, 23. März 2021

Endlich: Bonetti macht einen Salattag

 

„Extrablatt! Extrablatt!“ rufen die Zeitungsjungen an den Straßenecken. „Bonetti will abnehmen!“

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Es ist dreizehn Uhr, als Meister Bonetti, der auf einem ledergepolsterten Thron sitzt, von vier kräftigen Männern in den Speisesaal seiner Villa getragen wird. Er bekommt eine Serviette umgebunden, dann ertönt das Trompetensignal.

Heute gibt es nur Salat, das hat sich Bonetti fest vorgenommen und den Köchen entsprechende Anweisungen zukommen lassen. Ein livrierter Diener tritt ein und bringt eine kleine Schüssel mit Tomaten-Zwiebel-Salat, der mit einer Joghurtsoße angemacht wurde. Der Mundschenk reicht dazu ein Glas Mineralwasser. Der Meister isst den Salat, ohne das Gesicht zu verziehen oder zu murren.

Der zweite Gang wird gebracht. Es ist Blumenkohlsalat mit Sauce Hollandaise. Andy Bonetti ist so reich, er beschäftigt einen Trompeter, der jedes Mal eine Fanfare spielt, wenn die Dienerschaft den nächsten Gang des Mittagessens in den Saal trägt. Zu diesem Salat passt hervorragend ein leichter, sommerlich frischer Riesling und dem Meister mundet er offenbar vorzüglich. Wir erkennen es am vergnügten Aufblitzen seiner Schweinsäuglein.

Im Anschluss gibt es einen opulenten italienischen Salat. Bonetti beschränkt sich beim Essen auf die hartgekochten Eier, die geviertelt sind, den Schinken, den Käse und die Oliven. Grüner Salat enthält bekanntlich wenig Nährstoffe und noch weniger Geschmacksstoffe. Das Fläschchen Riesling ist schnell geleert und der Meister gibt, zur Förderung seiner gelegentlich trägen Verdauung, einen Mirabellenschnaps in Auftrag.

Der vierte Gang ist ein Nudelsalat. Dazu lässt sich Bonetti eine Flasche Rotburgunder bringen. Der Nudelsalat ist so, wie er ihn am liebsten mag. Erbsen, Mais, gewürfelte Fleischwurst, Eier, Öl, Mayonnaise – und natürlich Nudeln. Mit gutem Appetit verspeist er eine großzügig bemessene Portion. Ein Kirschwässerchen rundet die Sache ab.

Es folgt ein Kartoffelsalat. Er ist bewusst schlicht gehalten. Mit Essig und Öl, Zwiebeln und Speck. Die Hose des Meisters spannt etwas, nachdem er den Teller geleert hat, und er winkt einen der Träger heran. Der Mann schlägt ihm kräftig auf den Rücken und Bonetti macht ein großes Bäuerchen. Die Fenster werden geöffnet.

Der sechste und letzte Gang des Salat-Menüs ist Schweizer Wurstsalat. Er ist die Krönung und die silberne Schüssel ist reich gefüllt. Bonetti trinkt den restlichen Bordeaux aus und lässt sich einen fünffachen Espresso bringen. Das war köstlich. So muss ein Salattag sein, denkt er und lächelt selig.

Soll er noch den Eisbecher mit Waldbeeren essen? Der Meister überlegt kurz und befindet, dass man sich für seine Disziplin durchaus auch einmal belohnen sollte. „Aber nur fünf Kugeln Eis“, befiehlt er streng. „Schließlich mache ich Diät.“  

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12 Kommentare:

  1. Tomatensalat mit Joghurtsoße geht nicht !
    Dann der Kartoffelsalat ohne Fleischbrühe ! Da müsste man noch mal drüber nachdenken.
    Der Schweizer WuSa hoffentlich mit einer Vinaigrette aus Öl, Essig UND Senf. Hier der Maille.
    Der Nudelsalat ist mit der Fleischwurst etwas überfrachtet, sonst OK.
    Der Rest ist einwandfrei.
    Wobei ein Mirabellenschnaps zum Ital. Salat diskussionswürdig wäre. Schwamm drüber.

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    1. Ja, man merkt dem Text an, dass ich mich mit Salat überhaupt nicht auskenne. Kartoffel- und Nudelsalat sind von Chefkoch.de und aus dunklen Erinnerungen an Partys (zuletzt im Januar 2020). Aber Maille-Senf habe ich - heute gibt es nämlich Bockwurst. Ohne Schnaps. Mit Spirituosen kenne ich mich nämlich auch nicht aus :o(

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    2. Sprituosen sind das einzig wahre, da sehr Plakativ.
      Mit Schnaps kennt man sich rel. schnell aus, man schmeckt sehr leicht, ob das Destilat eine hohe Qualität hat. So es denn nicht im Kühlschrank war.
      Merke: wenn der Schnaps, Ausnahme Kümmel, Steinhäger und so Zeug, also Obstbrände kühl auf den Tisch kommen hat der Wirt/Kellner keine Ahnung oder der Stoff ist schlecht.
      Bei Wein bedarf es einer weit längeren Spanne der Erfahrung, um hier sichere Aussagen machen zu können. Schnaps ist da einfacher.

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  2. ... ein wahrlich kärgliches Mahl, Euere Hohheit:

    Fünf Köpfe bringen einen guten Salat zustande:
    Ein Geizhals, der den Essig träufelt,
    ein Verschwender, der das Öl gibt,
    ein Weiser, der die Kräuter sammelt,
    ein Narr, der sie durcheinander rüttelt,
    ein Künstler, der den Salat serviert.

    Jean Anthelme Brillat-Savarin (1755 - 1826)

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  3. Comment 26 (Movie Version)23. März 2021 um 10:01

    Rüüüülps ...

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  4. "Schließlich mache ich Diät."
    ...
    "Eines Tages fand man ihn gelblich, gelähmt und lallend in dem Armsessel seines Privatkontors, und eine Woche darauf nahm die ganze Stadt an seinem Begräbnis teil."

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  5. Ich kann mit dem ganzen Foodporn nichts anfangen.
    Mir erschließt sich der Sinn von Nachrichten über meine Essgewohnheiten nicht.
    Bevor es das Internet gab, bin ich nie mit einem Polaroid meines
    Mittagessens in der U-Bahn auf und abgegangen, um es jedem Fahrgast unaufgefordert
    zu zeigen.
    Warum macht ihr das im Internet?
    Was ist an Bockwürstchen bemerkenswert?
    Was soll der Scheiß?

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    1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  6. Stattdes Salattages mal einen Obsttag einlegen: Himbeergeist, Grappa, Williams Christbirne, Cidre, Obstler, Pecher Mignon und Marillenbrand.

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  7. Mahlzeit. Ich bin happenpappensatt und leg jetzt ein Nachtwürschtel ins Bettchen eini.

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