„Wenn mich jemand fragt, ob ich Wasser zu meinem Scotch möchte, antworte ich, dass ich durstig bin und nicht schmutzig.“ (Joe E. Lewis)
Es war kurz nach Mitternacht, als es an der Tür klopfte. Fünf- oder sechsmal.
Dann öffnete ein hagerer Mann in einem hellblauen Bademantel.
„Was wollen Sie?“
Der breitschultrige Riese antwortete: „Wir haben keine Zeit. Die Polizei kann in jedem Augenblick hier sein.“
Ohne nachzudenken, packte der hagere Mann seine wichtigsten Habseligkeiten in einen Koffer und verließ seine Wohnung.
***
Auf dem Schiff nach Bad Gotham war er als einfacher Bauer verkleidet: Hercule Porridge, der berühmte irische Detektiv, der inzwischen auf die dunkle Seite gewechselt war. Ein ungelöster Mordfall, der fälschlicherweise ihm angerechnet wurde – aber das ist eine andere Geschichte.
***
„Extrablatt! Extrablatt!“ schrie der Zeitungsjunge an der Straßenecke. „Der Schraubenzieher-Man ist im Urlaub! Die Stadt ist völlig schutzlos!“ Kurze Hosen, aufgekrempelte Ärmel, Hosenträger, Schiebermütze – wie die Karikatur aus einem Dickens-Roman. „Große Juwelenausstellung in der Stadthalle!“
Aber es war niemand anderes als Kreuzschlitz-Boy, der das Hotel beobachtete, in dem Mister Porridge abgestiegen war.
Tatsächlich kam der dicke Ire, der einen hellgrünen Tweedanzug und eine Jagdmütze mit Ohrenklappen trug, neugierig aus dem Gebäude und stapfte zu ihm hinüber, um sich eine Zeitung zu kaufen. Hämisch grinsend las er die Schlagzeilen.
***
Bonetti machte sich Gedanken. Immer, wenn ein Gedanke fertig war, schrieb er ihn auf einen Zettel und warf ihn zu den anderen Zetteln. Inzwischen hatte er einen großen blauen Müllsack voller Notizen, der er irgendwann einmal sortieren wollte.
Gerade schrieb er einen besonders schwierigen Satz auf. Drei schwarze Vögel saßen auf diesem Satz. Da klingelte das Notfalltelefon mit dem Paisleymuster.
Schurken in Bad Gotham! Er quetschte sich in seinen Schraubenzieher-Man-Anzug, wobei er die Luft anhalten musste, als er den Reißverschluss der Hose hochzog.
Dann rutschte er auf dem Treppengeländer hinunter zur Schraubenzieher-Cave und plumpste dort mehr oder weniger elegant auf den Boden.
***
Erneuter Szenenwechsel. Wir befinden uns in der Stadthalle von Bad Gotham, meine Damen und Herren. Es ist Mitternacht und geradezu unheimlich ruhig. Singvögel werden vom Ordnungsamt nach ihren Ausweisen gefragt, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Von der Decke lässt sich Mister Porridge hinab. Er schwebt an einem Seil nur wenige Zentimeter über dem Boden der Halle und ist mächtig aufgeregt. Tom Cruise nix dagegen. Aber es ist völlig unnötig, denn für eine Laser-Überwachungsanlage fehlt der Stadt das Geld.
Und jetzt halten Sie sich fest. Es ist auch deswegen gar nicht nötig, weil die jährliche „Juwelenausstellung“ nur ein Trick ist, um in einem Fischzug möglichst viele Gangster in den Knast zu bringen. Clever, oder? Hätten Sie nicht gedacht.
Die Schaukästen der Ausstellung sind mit besonderen Schrauben gesichert. Sie geben ein Signal, das Schraubenzieher-Man in der Kneipe gegenüber empfängt.
Wissen Sie, warum der Schraubenzieher-Man in seinem Kostüm nicht auffällt? Weil gerade Karneval ist und deswegen einige andere Leute in der Kneipe oder anderswo in einem Schraubenzieher-Man-Kostüm rumlaufen. In dieser Zeit ist also ein solches Kostüm die beste Tarnung, okay?
Der Rest ist schnell erzählt. Lautlos wie fallender Schnee betritt der Schraubenzieher-Man die Juwelenausstellung und macht Hercule Porridge dingfest. Und glauben Sie nicht, dass die Begriffe „Bewährung“ oder „Resozialisierung“ eine Rolle in dieser Erzählung spielen. Das ist heute völlig aus der Mode. Porridge klopft Steine auf dem Mars und endet als Organspender für die Vorstandsetage von Apple.
Mike Batt - Ride to Agadir. https://www.youtube.com/watch?v=b7_y-F8VtSo
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