Dienstag, 17. Januar 2017

Entwertung der Arbeit

„Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique ‚regieren‘ zu lassen.“ (Sophie Scholl: Flugblatt I)
Die alt gewordenen Freunde der marxistischen Arbeitswerttheorie haben das moderne Spiel der Finanzmärkte nie begriffen. Nicht nur die menschliche Arbeit schafft einen Wert, auch in der Petrischale der Spekulation entstehen Werte. Wer beispielsweise mit einem Optionsschein auf die Wertentwicklung einer Aktie spekuliert, muss noch nicht einmal einen Anteilsschein eines Unternehmens und damit einen Anteil an der Wertschöpfung durch menschliche Arbeit erwerben. Auf diese Weise entstehen jedes Jahr neue Billionen an Dollar, Euro oder Yen. Und dieses virtuell erzeugte Geld kann ich jederzeit in Grundstücke, Autos oder Goldbarren umtauschen.
Geld, das mit menschlicher Arbeit nichts zu tun hat, wird real – und alle Leute, die tatsächlich den Buckel für Geld krumm machen, schauen natürlich blöd aus der Wäsche. Es sind inzwischen Derivate, also Wettscheine auf die Entwicklung von Aktien, Zinsen, Rohstoffpreisen usw., auf dem Markt, die dem Zehnfachen der tatsächlichen weltweiten Wirtschaftsleistung entsprechen. Mit Arbeit erwirbt man in dieser Welt nur noch das Brot zum täglichen Überleben, die Spekulanten kaufen derweil mit ihren Casinogewinnen, was immer sie haben wollen.
Während eine unlustige Schar von Marxisten noch immer auf das im 19. Jahrhundert prophezeite Endes des Kapitalismus wartet – Fall der Profitrate und tralala -, schafft sich die Zockeria fröhlich eine neue Welt. Die Produktion von Waren und ihr Konsum – das läuft nebenher. So wie man vielleicht einen Teil seines Villengrundstücks einem Kräutergarten gewidmet hat. Das richtige Geld wird im Casino produziert. Nicht nur durch Derivate, auch durch Kredite – gerne an die lieben, aber etwas ärmlich lebenden Erfüllungsgehilfen von der Politik, die munter neue Staatsschulden produzieren.
Geld wird aus Geld geschöpft, liebe Freunde der Weltrevolution, und nur noch zu einem geringen Prozentsatz aus Arbeit. Und diese Arbeit überlassen wir, gemeinsam mit dem Müll und den Abgasen, den Chinesen und ihren Nachfolgern in der industriellen Nahrungskette. Euer revolutionäres Subjekt sitzt gerade in Shanghai und freut sich über den riesigen neuen Flachbildschirm. Nächstes Jahr geht es mit einer Reisegruppe zum Schloss Neuschwanstein und nach London. Mit dieser Mastkur hat man in den fünfziger und sechziger Jahren auch das europäische Proletariat domestiziert.
Das Theater, in dem die Inszenierung des sozialistischen Siegeszugs aufgeführt wurde, ist längst leer. Die Darsteller haben die Bühne verlassen und auch das Publikum ist gegangen. Der Mensch kann dem Siegeszug des Kapitalismus nichts mehr entgegensetzen, nur noch die Natur. Erst ihr Kollaps wird die Wende bringen. Ich werde es zum Glück nicht mehr erleben.
Murray Head – Say It Ain’t So. https://www.youtube.com/watch?v=-enIN21BWWI

30 Kommentare:

  1. "Das Theater, in dem die Inszenierung des sozialistischen Siegeszugs aufgeführt wurde, ist längst leer."
    Längst ist gut. In meiner (Berliner) Käseglocke schon seit über 30 Jahren, spätestens mit dem Ende der Fehlfarben/Slime-Zeit. Dabei waren da die ganzen K-Gruppen-Großmäuler bereits längst über alle Berge.
    Dann gab es hier und da noch ein paar Zuckungen, der Volkszählungsboykott '87 etwa ist gerade noch erwähnenswert.

    "Ich werde es zum Glück nicht mehr erleben."
    So bin ich auch lange geschwommen.
    Schweppenhausen. Liegt das nicht zufällig am nördlichen Ende der Rheinebene?

    Die Wahrheit schlichter Mathematik:
    http://www.taz.de/!5093128/

    Zur Untermalung beim Lesen:
    https://www.youtube.com/watch?v=AYG27NWFRt0
    ;-)

    Aber Du hast schon recht, try to enjoy every fuckin day, der Weg ist das Ziel.

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    1. K: Bei Feynsinn.org und auf Charlies Narrenschiff treffen sich immer noch die letzten Träumer. Dort existiert sogar noch die Arbeitswerttheorie, wie ich letztens feststellen konnte.

      Super-GAU: Dann mutiere ich eben zu Schraubenzieher-Man und komme nach Berlin ;o)))

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  2. Bonetti goes Rennbahn und setzt auf "Thunderstorm".
    Bonetti gewinnt, Casino verliert (et vice versa). Nullsummenspiel, das.

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    1. Bonetti kennt Begriffe wie Geldschöpfung und Giralgeld. Anonym nicht. Anonym arbeitet für Feuerwasser und Pferdedecke auf Plantage von weißem Mann und guckt abends doof aus der Wäsche ;o)

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    2. Bonetti irrt , hat zuviel Feuerwasservorstufe getrunken ;-)
      Optionsschein ist gleich Versicherungsschein ist nicht Geldschöpfung (Kredit).

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    3. Optionsschein hat sogenannten "Hebel" = macht aus wenig Feuerwasser viel Feuerwasser ohne Arbeit. Allein die Deutsche Bank, eine Hundehütte im Vergleich zu den großen Banken der Welt, hat 35 Billionen an Derivaten in ihren Büchern stehen (gesamtes BIP des Planeten Erde mit seinen 7 Milliarden Bewohnern = 70 Billionen p.a.).

      Merke: Marxismus ist Opium für das Volk.

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    4. Hebel kennt keine Ideologie, wirkt auch in andere Richtung.
      Macht aus viel Feuerwasser wenig Feuerwasser, ohne Arbeit.
      Beispiel? Verkäufer des "Versicherungsscheins", eintretender Versicherungsfall.

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    5. Macht nix, Feuerwasser fällt nicht aus da Optionsschein immer andere Mann mit ebensoviel Feuerwasser auf Gegenseite.

      Tipico auch nix Geldschöpfung. Hat sich aber strategischen Vorteil da im Wettbüro nur bares ist wahres.

      DeutschBank hat da sog. "Vertrauen" in Kollege von andere Bank. Ist sich zwar Widerspruch in sich (hat sich Kapitalismus viele von) wenn Verlierer kein Feuerwasser mehr kann sich nichts schicken zu Gewinner und selbemach nix gehen also Abstinenz angesagt.

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    6. http://money.visualcapitalist.com/all-of-the-worlds-money-and-markets-in-one-visualization/

      Das hatte Marx im 19. Jhd. noch nicht auf dem Radar.

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    7. @ Franz

      Dann stimmt das mit der Arbeitswerttheorie von Marx also doch? Danke. Da bin ich beruhigt. Für einen Augenblick war ich unsicher. Also geht jetzt der Kapitalismus zugrunde, die Weltrevolution kommt und dann der Kommunismus. Ick freu mir. Ehrlich!

      See You at the barricades.

      P.S.: Gibt's da schon einen Termin?

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  3. Wenn ich als Bank bei einer Hypothek sage: das Haus ist 100.000 euro wert oder es ist 200.000 Euro wert. Dann schaffe ich einen Wert ohne Arbeit. Manchmal kostet das Haus auf dem Immobilienmarkt 100.000, zu einer anderen Zeit 200.000. Das hat nichts mit der Arbeit zu tun, die von den Maurern geleistet wurde. Das ist eine Frage der Bewertung. Der Goldpreis steigt und fällt, ohne das die Minenarbeiter was davon haben.

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  4. @Bonetti:
    Beteigeuze und das Finanzsystem können morgen explodieren, müssen es aber nicht.
    (Sicher ist, das nichts sicher ist. Nicht mal das ist sicher. frei nach Kästner)

    Ich vermute, so muss man sich das auch mit dem Termin für die Weltrevolution vorstellen.
    Andererseits: Gestern war der Seerosenteich noch halb bedeckt...

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    1. ABBA zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=92cwKCU8Z5c

      Übermorgen ist ABBA hier das große Thema. Agenda Setting à la Bonetti.

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  5. Männer - wir alle sind nicht blinden Mächten ausgeliefert, sondern Teil des Ganzen, auch wenn wir ganz kleines Teil sind. Was nützen euch die Erkenntnisse? Da suche ich mir doch lieber Themen in meiner Umgebung, oder Freunde, und ändere mit denen, was in unserer Macht steht.
    Und über die Philosophie von Macht und Markt rede ich auch lieber mit Menschen, die noch Reste von Hoffnung haben. Warum sollte ich in der Gegenwart trauern wegen einer Zukunft, die niemand vorhersagen kann? Immer nur Eckdaten geben kein Gesamtbild, ich verfüge nur heute über mein Lachen und Weinen!

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    1. *folgt Roswitha*

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    2. Die Mächte sind allerdings nicht blind :o)

      Aber wir wüssten doch gelegentlich gerne, wer uns da von hinten besteigt und sich hinterher noch die Brieftasche vom Nachttisch nimmt.

      Was änderst du innerhalb deines Machtbereichs? Gehst du bei Rot über die Ampel? Kaufst du einen Coffee-to-go und bleibst dann einfach stehen? Über konkrete Beispiele freut sich

      Bonetti Media Unlimited.

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    3. Was nützen uns die Erkenntnisse?
      Wenns nach den Frauen gänge, wärn wir nie auf dem Mond gewesen.

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    4. Coffee-to- go brauche ich nicht, ich setze mich zum Kaffee hin, ich bin nicht auf der Flucht. Keine Zeit, kein Kaffee! Über rote Ampeln gehe ich, wenn kein Auto in der Nähe ist und ich allein an der Ampel stehe. Ich wehre mich mit konsequenter Freundlichkeit und freundlicher Konsequenz täglich gegen alles mögliche(Auswahl in der persönlicher Entscheidung). Beispiel: in Blogs posten.

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  6. Der ungläubige Thomas17. Januar 2017 um 14:44

    Im Mittelalter haben die Könige bei den Bankern Kredit aufgenommen und sind in die Schlacht gezogen. Wenn sie den Krieg verloren haben, war das Geld weg. Der Banker, der aufs Geld betsanden hat wurde eben einen Kopf kürzer gemacht. Schuldschein zerrissen, Schulden beseitigt. Die Arbeitswertlehre wurde von Arbeitern erfunden, die glauben sie wären es mit ihrer Arbeit, die im Zentrum der Wirtschaft und des Geldes stehen.

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  7. thomas:
    ja, zeit wirds wieder: schuldscheine zerreisen,sklaven entlassen.
    war schon in mesopotamia so.

    mehr dazu ? dr daniel stelter , ehemals boston consulting group.
    sein spannemann sitzt bereits im finanzministerium bei der schwarzen null. (lewis holle)

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  8. "Es sind inzwischen Derivate, also Wettscheine auf die Entwicklung von Aktien, Zinsen, Rohstoffpreisen usw., auf dem Markt, die dem Zehnfachen der tatsächlichen weltweiten Wirtschaftsleistung entsprechen."

    Ihr seid mir ja ungemein pfiffige Kritiker der politischen Ökonomie!

    Erst Hohn über eine Theorie, deren Dritten Band anscheinend keiner gelesen hat, und dann sich auch noch kein bißchen wundern, wieso man selbst nicht einmal mit dem Zehnfachen etwas kaufen kann, das gar nicht erst wertgeschöpft wurde.

    Der von Dir verpasste Witz der gehöhnten Theorie ist doch die beim ollen Marx aufgeschriebene und in ihren Folgen durchdachte Trennung des fiktiven Kapitals von der realen Wertschöpfung.
    Von einer in diesem abstrakten Verhältnis steckenden Revolution lese ich da nix, obwohl darin doch massenhaft Leute vorkommen, die allen Anlaß zur Spaßverderberei hätten...

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    1. Dann mach uns alle schlau, gitano. Erklär uns den Weg!

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    2. Und am besten in zwei drei Worten eines postings, gell?

      Was ich gerne gemacht hätte: Dich über Dein Anbellen des falschen Baums Stolpern machen. Gräßlich daneben gegangen.

      Aber insoweit kann ich Dir doch entgegen kommen: die Liebe und die Revolution und noch ein paar andere Dinge mehr, das sind so Sachen, die kommen nicht, die macht man, oder man lässt es halt bleiben.
      Man kann aber auch beim Warten auf den Bus an einer stillgelegten Linie hervorragend Blödeln.

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  9. Mein lieber Herr Gesangsverein - also Herr Bonetti alias Eberling alias (Sie wissen schon): Marx und das Casino schließen sich keineswegs aus, wie Du zu suggerieren versuchst. Ist das wieder nur eine Provokation oder eine ernst gemeinte, inhaltlich allerdings leere Spitze? Ich kann das manchmal nicht mehr unterscheiden. ;-)

    Ich bringe es mal pragmatisch ebenso auf den Punkt: Arbeit im Kapitalismus ist Bullshit - Bullshit kann man aber nicht entwerten, denn was wertlos ist, kann keinen Wert mehr verlieren. Du solltest die philosophischen Werke von Spock und anderen Vulkaniern lesen, da kannst Du eine Menge lernen. :-)

    Tuvok (Wissenschaftsoffizier auf der "Voyager") beispielsweise schrieb in seiner Abhandlung "Angriffe von Unwissenden: Ein Leitfaden":

    "Ich warte, bis er [der Angreifer] von seiner eigenen Unlogik überwältigt wird."

    Das ist auch mein Motto, wenn ich so etwas lese. ;-)

    Solidarische Grüße! :-)

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  10. Ich bleibe bei meiner These: die Finanzwirtschaft hat sich von der Realwirtschaft längst entkoppelt und erschafft sich auf diese Weise Werte, die in der realen Welt eingesetzt werden, um die Arbeitnehmer abzuhängen. Der Marktwert von Uber liegt beispielsweise bei 63 Milliarden Dollar, obwohl der Laden nur Verluste macht und keine Wertschöpfung stattfindet. Aber die Aktien dieser Mitfahrzentrale kann ich z.B. in Immobilien umrubeln.

    Arbeit ist nicht komplett entwertet, sonst würden ja keine Löhne mehr gezahlt, Charlie, aber mit Arbeit kann man sich kein Haus mehr kaufen wie vor dreißig Jahren.

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    1. Genaus dies hat Marx doch beschrieben - mit seinen "sinkenden Profitraten" bezog er sich doch (u.a.) auf diesen Umstand. Anders gesagt: Wenn die kapitalistische "Realwirtschaft" kollabiert (und das tut sie zwangsweise in diesem Szenario), kollabiert auch die Casino-Wirtschaft mit ihren Fantasieprodukten und es ist vorbei mit dem virtuell "verdienten" bzw. ergaunerten Geld.

      Hast Du die "Bankenkrise" gar nicht mitbekommen? Glaubst Du allen Ernstes, die "notleidenden Banken" haben nichts mit der längst erfolgten Entwertung jeglicher tatsächlicher "Arbeit" (womit im Kapitalismus stets die radikalstmögliche Ausbeutung der Allgemeinheit gemeint ist) zu tun hat?

      Wieso wird denn wohl ständig an den Daumenschrauben der "Realwirtschaft" herumgedreht (Abbau von "Arbeitnehmerrechten", Senkung der Löhne, Ausweitung der Arbeitszeiten, Hartz-Terror etc.), wenn das doch eigentlich gar keine Rolle spielt? Sind diese Leute einfach perverse Arschlöcher (ja) und tun das aus lauter Langeweile oder Lust an der Folter (nein)? - Sie müssen das im Rahmen dieses Systems tun, weil ihr perverses Casino sonst wie ein lächerliches Monopoly-Spiel zusammenbricht.

      Ohne die ausbeuterische "Realwirtschaft" ist das kapitalistische Casino nichts anderes als das, was "Demokratie" für uns alle ist: Eine stets wild und innig beschworene, aber nicht existente Schimäre.

      Tuvok, übernehmen Sie!

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    2. Du vergisst, dass man die Casino-Gewinne zuvor bereits in erheblichem Maße krisensicher in reale Werte transformiert hat. Ich habe Anfang der Nuller-Jahre mal gelesen, dass Goldman Sachs Millionen Hektar unbebautes Land in Patagonien gekauft hat. Da habe ich mich gefragt: Warum machen die das? Inzwischen habe ich es kapiert. Land vermehrt sich nicht, das ist eine stabile Größe. Bei wachsender Bevölkerung hat man mit Landbesitz einen Wert, der niemals bei null liegen wird (es sei denn, es steht ein havariertes AKW drauf). Für Verluste stehen die Steuerzahler gerade, also die Idioten, die ihre Arbeitszeit für Geld verkaufen, anstatt mit Geld mehr Geld zu machen.

      Die Daumenschrauben des Kapitalismus sind doch im kommunistischen China (kleiner Scherz) viel fester als bei den reichen Deutschen (kleiner Scherz). Aber ohne Daumenschrauben wird es nie gehen, damit die Knechte und Mägde nicht aufmüpfig werden. Man muss die Menschen grundsätzlich knapp und in Angst halten, an diesem Grundprinzip wird sich natürlich nichts ändern.

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    3. P.S.: Wo sinken eigentlich die Profitraten? Ich sehe nur, wie die Reichen immer reicher werden. Wenn der Profit sinkt, müssten sie ja ärmer werden. Ich sehe auch keine Lohnsenkungen und Arbeitszeitverlängerungen. Alle Leute, die ich kenne, haben stabile Einkommen (d.h. Lohnerhöhung und Inflation halten sich die Waage) und stabile Arbeitszeiten. Kommt die 6-Tage-Woche wieder? Ich krieg hier im Dorf echt nix mit ...

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    4. @ Heinz Dörfler: Du weißt sehr genau, dass es hier laut Rauschebart um das "tendenzielle" Sinken der Profitraten geht - dieses kleine Adjektiv ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig und verweist Deinen Kommentar in die Kanalisation, wohin er gehört. ;-) Ich weiß, dass Du trotz besseren Wissens nur provozierst - aber bemerkst Du denn nicht (siehe beispielsweise den anonymen Kommentar vom 18.01. unten), dass das ganz üble Folgen haben kann?

      Kleinbloggersdorf ist nicht reif für Dein wunderbares, schizophrenes Kunstprojekt, wenn es um Politik geht, fürchte ich. Leider.

      Liebe Grüße!

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  11. @ Bonetti et al

    Man kann mit Charlie und anderen Linken nur diskutieren, wenn man vorher die marxistischen Gesetzmäßigkeiten wie "Fall der Profitrate" oder "nur Lohnarbeit schafft Wert" anerkannt hat. Wer das nicht akzeptieren will, ist schlicht unlogisch. Mit einem Pfarrer kann man ja auch nicht über die unbefleckte Empfängnis diskutieren.

    Ehrlich gesagt interessieren mich Fakten mehr als die Thesen eines toten Hippies aus Trier, die im vorletzten Jahrhundert aufgestellt wurden. Arbeitsverdichtung und Digitalisierung (weil Maschinen sich noch wesentlich effizienter ausbeuten lassen als Menschen) sind das große Thema, nicht Arbeitszeitverlängerung und Lohnkürzung. Auch wenn das in der marxistischen Musikwissenschaft, auf dem Raumschiff Enterprise oder vor der Bill-Gates-Gedächtniskonsole noch nicht angekommen sein sollte.

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