Freitag, 16. Januar 2015

Der Untergang des Abendlands

Der Untergang des Abendlands war bekanntlich 1918. Das wird Ihnen jeder Buchhändler bestätigen können. In diesem Jahr erschien Oswald Spenglers berühmtes Buch „Der Untergang des Abendlandes“, in dem er den Niedergang der hiesigen Kultur als natürlichen Abschluss einer unvermeidlich vorausgehenden Blütephase beschreibt. Am Ende dieses Niedergangs stünde eine sogenannte „Fellachen-Unkultur“, wobei den Angehörigen der Ackerbau betreibenden Landbevölkerung des Vorderen Orients mit diesem, wenig schmeichelhaften Vergleich Unrecht getan wird.
Würde Spengler noch leben, fände er in unserer Gegenwart sicherlich genügend Belegmaterial für seine These. Mit mahnendem Blick würde er uns den Programmteil einer Fernsehzeitschrift präsentieren, auch die Presse und die Parteien bieten anschauliche Beispiele für den geistigen Niedergang unserer Kultur. Und sähe er die selbsternannten Retter des Abendlandes, die jeden Montag Parolen grölend und Fahnen schwenkend durch Dresden laufen, würde er die Hoffnung endgültig begraben. Schon allein das aktuell wieder täglich stattfindende Medienspektakel namens „Dschungelcamp“ wäre 1918 nicht möglich gewesen.
Steht im Jahre 2015 also das Abendland vor dem Untergang? Oder müssten wir nicht eigentlich fragen: Ist das Abendland nicht schon längst untergegangen? Womöglich ist es in der sächsischen Provinz noch fünf vor Zwölf, aber in Wirklichkeit ist es finsterste Nacht. Ich lege mich jetzt mal auf halb Vier fest, aber das ist nur eine vorläufige Arbeitshypothese. Vielleicht gibt es Dresden gar nicht mehr, wenn es das nächste Mal fünf vor Zwölf ist? Zur Illustrierung dieser Behauptung mag folgendes Gedankenspiel helfen: Was wird von unserer gegenwärtigen Kultur in hundert Jahren übrig sein? An was werden sich unsere Nachfahren erinnern? An die Memoiren von Dieter Bohlen, die gesammelten Heiratsurkunden von Lothar Matthäus oder die Vierteljahresberichte von Siemens und VW?
Das bringt mich zu einer noch kühneren These: Vielleicht hat es das Abendland niemals gegeben? Auf was beruht denn unsere abendländische Zivilisation und Kultur? Und jetzt lassen wir mal den ganzen materiellen Plunder, unsere Autos, Smartphones und Schnellkochtöpfe weg und fragen uns: Auf was beruht unsere Kultur geistig? Dann ist man ganz schnell bei der Bibel. Dieses Buch hat ein wenig geschätztes Volk aus dem Vorderen Orient (siehe „Fellachen“) vor langer Zeit zusammengestellt. Wenn man so will, sind es die gesammelten Notizen der Juden aus einigen Jahrtausenden, in denen unsere Vorfahren noch nicht einmal wussten, dass man Worte auch aufschreiben kann – allerdings ohne präzise Zeitangaben, dafür mit vielen Übertreibungen und Ausschmückungen, wie man sie von orientalischen Geschichtenerzählern gewohnt ist. Angeblich geht diese Chronik zurück bis zum Anfang der Zeit. Es heißt in diesem Buch, Gott habe den Menschen persönlich und nach seinem Ebenbild geschaffen. Das ist doch eine sehr optimistische Annahme. Nach Gottes Ebenbild? Denken Sie an Rainer Calmund oder Ursula von der Leyen. Schon an diesem Punkt habe ich erhebliche Bedenken.
Die gesamte Grundlage der abendländischen Kultur ist äußerst zweifelhaft. Und da ist nicht nur die Bibel gemeint. Die Antike, Griechenland und Rom, werden ja auch gerne als kulturelles Fundament angeführt. Das waren gewaltgeile Sklavenhaltergesellschaften, in denen Frauen nichts zu sagen hatten. Nichtsdestotrotz wurde aber ausgerechnet wegen einer Frau ewig und drei Tage in Troja Krieg geführt. Und dieser dämliche Odysseus hat für die Heimreise zehn Jahre gebraucht (Luftlinie: etwa 600 km). Was war noch im Abendland los? Zeit der Völkerwanderung – ich nenne das Orientierungslosigkeit. Dann das Mittelalter mit diesen albernen Rittern, gefolgt von einer Zeit mit bescheuerten Perücken und unpraktischen Klamotten, die Weltkriege, Kabelfernsehen. Ich bitte Sie! Das ist doch alles nicht ernst zu nehmen. Wir sollten aufhören, vom Abendland zu sprechen. Tun wir einfach so, als hätte es den Begriff nie gegeben. Es gibt wichtigere Dinge im Leben. Zum Beispiel: Essen. „Oma, haben wir noch CURRYKING?“
Hawkwind - Spirit of the Age. https://www.youtube.com/watch?v=Lbq0EjSt7XY
Retter des Abendlands sehen sich bitte das folgende Video in voller Länge an: https://www.youtube.com/watch?v=Nki25GNO07g

2 Kommentare:

  1. Wohl wahr !
    Bin unlängst mit meinem Hund an einer Herde Rindviecher vorbei gelaufen. Der dort auch anwesende Stier drückte sich dann an den Damen vorbei und stand in vordester Front am Zaun und streckte das Kinn vor.
    Das selbe Verhalten wie bei einem z.B. angetrunkenen männlichen Vertreter unserer Spezies in der Kneipe.
    Wenn es um seine Weibchen geht. Oder sonstwo und sonst wie. Aufbauen, Brust raus, sich groß machen und das Kinn hoch/vor.
    Wir haben uns also noch keinen Zentimeter vom Tier entfernt.
    Und der stärkste Trieb ist die Fortpflanzung.
    Hi Hi..... Also müssen Wir noch ein paar millionen Jahre warten.

    AntwortenLöschen
  2. Was für ein Schmarrn...

    AntwortenLöschen