Montag, 10. März 2025

Bonetti – Master of the content universe

 

„Knallt es bei Bonetti Media gewaltig? Experte packt über Beben aus“ (BILD-Überschrift)

Ich frage mich, ob ich eigentlich mit meiner Kunstfigur Andy Bonetti tauschen möchte.

Er ist Chef eines Medienkonzerns. Gut fürs Ego. Aber er hat eben auch viele Aufgaben. Man kann nicht alles delegieren, wenn man nicht den Eindruck erwecken möchte, dass man in der Zentrale völlig überflüssig ist. Übergibt man alles an einen oder mehrere Geschäftsführer, verliert man erst die Kontrolle und dann den Respekt der Belegschaft. Das heißt: Termine, Termine, Termine. Entscheidungen. Ansprechbarkeit. Kurz: ARBEIT.

Ich arbeite nicht. Schließlich hat Jesus auch nicht gearbeitet.

Bonetti ist reich. Er hat eine Villa und Hausangestellte. Er hat einen Haufen teures Zeug. Er hat einen Lebensstil, den man von einem reichen Mann erwartet. Er ist Teil der High Society. Er ist von langweiligen Schnöseln umgeben, die ebenfalls reich sind. Er gibt Empfänge und lädt zu opulenten Menüs ein, bei denen erlesene Speisen aufgefahren werden. Er kann nicht einfach einen Stapel Lieferpizzas bestellen und eine Kiste Bier in den Speisesaal stellen. Was sollen die Leute denken? Er hat einen Ruf zu verlieren. Dazu kommt: Wer ein Vermögen hat, hat auch die Angst, es zu verlieren.

Niemand erwartet etwas von mir. Ich lade niemanden zum Essen ein, weil ich dann selbst kochen müsste. Was ich nicht kann. Ich treffe mich mit anderen zu Pizza und Bier in einem Ristorante. Das muss reichen. Ich kann in meiner Wohnung den ganzen Tag in Unterhosen rumlaufen, ohne jemandem aufzufallen. Ich habe keinen Ferrari und keinen Rolls Royce, ich habe noch nicht mal ein Fahrrad oder Rollschuhe.

Literaturpapst Bonetti ist berühmt. Ruhm ist vermutlich eine tolle Sache, aber auch mit Arbeit verbunden: Interviews, öffentliche Präsenz bei kulturellen Veranstaltungen, Erwartungen des Publikums, der Druck, regelmäßig ein neues Buch zu veröffentlichen, Lesereisen, die nervenden Fans, die ihm überall auflauern, ihn überall erkennen und ein Selfie oder ein Autogramm oder beides wollen.   

Mich kennt niemand. Keiner kauft meine Bücher, weil ich schon lange nichts mehr veröffentlicht habe. Das Blog ist eine Spielwiese, die ich jederzeit verlassen kann, ohne eine weitere Spur meiner Existenz zu hinterlassen.

Ich bin frei. Keine Verantwortung, kein Reichtum, kein Ruhm, keine Karriere. Ich muss mir keine Gedanken machen. Meine Gedanken können den ganzen Tag über die Spielwiese toben. Weil sie machen können, was sie wollen, gibt es immer was zu schreiben. Hätte ich einen Auftrag oder ein klares Ziel, wäre dieses federleichte Leben vorbei.

8 Kommentare:

  1. Möge dein Leben auch in Zukunft so leicht sein wie ein Kolibrifederchen!
    PS. Niemals auf die Waage schauen!

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    1. Ein Blick auf die Waage (die ich aus gutem Grund nicht besitze) und mein panzernashornleichtes Leben wäre vorbei.

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    2. Um eine Waage ablesen zu können, muss i.d.R. eine Sichtverbindung zwischen Augen und Anzeige bestehen ;)
      Es kann natürlich sein, dass durch die starke Gravitation im Nabelbereich das Licht derart gebeugt wird, dass indirektes Ablesen möglich wird :)

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    3. In meinem Fall ist natürlich eine Viehwaage mit digitaler Anzeige die einzige vernünftige Lösung ;o)

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    4. Wir wissen zwar, dass der Kiezschreiber ein Tier ist, aber eine sprechende Waage tut es zur Not auch.

      https://www.marland.eu/produkte/sprechende-personenwaage-xl-700/?srsltid=AfmBOor9w8_dK4lgDuBSpKdPJdCmc5JUzClsLwiPbHrIPnlPctTmE6YA

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  2. "Wer ein Vermögen hat, hat auch die Angst, es zu verlieren."
    ... wieso muss ich dabei an Louis de Funes (der Geizkragen) denken?
    Gruß, ein Freund — und Bonetti-Versteher der ersten Generation

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    1. @anonym um 22:08
      Es ist unmöglich, Bonetti zu verstehen. Man kann ihn nur lieben.

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