Ich war sechzehn, als ich von
zuhause abgehauen bin. Ich habe den verdammten Reichtum einfach nicht mehr
ausgehalten. In der Schule wurde ich gemobbt, weil ich jeden Morgen mit dem Maybach
gebracht wurde. Bei der Klassenfahrt nach Berlin hatte ich eine Suite im Adlon,
während alle anderen Schüler in einer heruntergekommenen Jugendherberge in
Neukölln gehaust haben. Wie oft habe ich in der großen Pause meinen Kaviar
allein gelöffelt, weil keiner mit mir sprechen wollte. Ich weiß bis heute
nicht, wie die Salami von Aldi schmeckt.
Also habe ich eines Nachts ein dickes Bündel Bargeld aus dem Tresor genommen und bin ausgerissen. Das Taxi hatte
ich sicherheitshalber ein paar Straßen weiter parken lassen. Endlich war ich
frei. Nun würde ich das wahre Leben kennenlernen, nicht nur den öden Luxus in
unserem Palast. Zunächst bin ich bei meiner Cousine in Monte Carlo
untergekommen. Ich konnte mich auf sie verlassen, sie würde mich nicht
verpfeifen.
Das neue Leben war nicht
einfach. Ich musste lernen, mit dem Nötigsten auszukommen. Jede Woche neue
Klamotten – das war vorbei. Damals hatte ich noch nicht mal eine Kreditkarte.
Es hat Jahre gedauert, bis die Überweisungen meiner Eltern aufgehört haben, weil
sie merkten, dass kein Geld abgehoben wurde. Aber ich habe das Leben auf der
Straße geliebt, ohne Limousine, ohne Bodyguard. Es gab Zeiten, die waren so
hart, dass ich im Restaurant auf die Vorspeise verzichtet habe. Ich musste mir
mein Geld mit Roulette und Baccara im Casino verdienen.
Das alles ist jetzt zwanzig
Jahre her. Heute leide ich unter meinem Erbe. Ich kann nicht offen über meinen
Reichtum sprechen, denn ich habe Angst vor dem Hass meiner Mitmenschen. Reiche
haben kein gutes Image. Wir verstecken uns hinter hohen Mauern. Niemand kennt
das Elend eines wohlhabenden Mannes. Habgierige Mieter, niederträchtige
Vermögensberater, die mich nicht auf Cum-Ex hingewiesen haben, aufsässiges
Dienstpersonal, steigende Champagnerpreise. Viel Geld bedeutet viele Sorgen. Es
gibt Tage, da bin ich so niedergeschlagen, dass ich kein einziges
Wachtelbrüstchen hinunterbringe. Aber meine wilde Jugend kann mir keiner mehr
nehmen.
Peter Gabriel – Dressing the
Wound. https://www.youtube.com/watch?v=BKyQ1-z8GOU
Sie Armer! Aber die Story klingt toll! ;-)
AntwortenLöschenWenn es nur so gewesen wäre ;o)
LöschenHabe ein wenig in Ihrem Blog gelesen. Herzliches Beileid. Schreiben Sie bitte weiter.
Da gibt es einige Parallelen, wenn ich Ihre Selbstbeschreibung lese. Unterschiede: Ich bin als Rheinhesse dem Wein verpflichtet, einer Pflicht, der ich mit äußerster Ernsthaftigkeit nachkomme, und gichtbedingter Bierverweigerer (hier schwächele ich gelegentlich), bartlos + Haupthaar wie Unkraut wuchernd, Brille nur beim Autofahren und im Kino (beides habe ich aufgegeben).
Goggle sagt:
AntwortenLöschenZu haben was man will ist Reichtum, es aber ohne Reichtum tun, ist Kraft.
Armut ist keine Schande - Reichtum auch nicht.
Zum Reichtum führen viele Wege, und die meisten von ihnen sind schmutzig.
Ruhm und Reichtum ohne Verstand sind ein unsicherer Besitz.
DU weißt JA, wo mein Haus wohnt ... nahme DIR gerne Deine GELD - Sorgen ab !!! *zwinker*
Wenn die Geschichte doch nur wahr wäre ...
LöschenEchte Kindheit: Von einer alleinerziehenden Putzfrau in einer Mietskaserne großgezogen, als Schmuddelkind auf dem bürgerlichen Gymnasium ein Außenseiter, kein Erbe, keine Familie, keine Karriere.
Aber den Kopf voller Blödsinn und Geschichten ;o)