Donnerstag, 1. Februar 2018

Aufregung

Reg dich nicht auf, sage ich mir, als der Wecker klingelt, obwohl in meiner Welt noch ewige Finsternis herrscht. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich durch den kalten Regen zur Bahnstation gehe. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich auf dem Bahnsteig warte. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich mich in die vollbesetzte S-Bahn quetsche. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich die Treppe zum Büro nehmen muss, weil der Aufzug nicht funktioniert. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als mir mein chronisch gut gelaunter Kollege von seinem Abend in der Bar und den Fußballergebnissen erzählt. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich die vierzig Mails auf meinem Computer durchgehe. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als mich mein Chef in sein Büro ruft. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als er mir erklärt, ich müsse in der nächsten Woche dienstlich nach Helgoland. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich in der Kantine Blumenkohlauflauf und paniertes Seelachsfilet zur Auswahl habe. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als meine Ex-Frau anruft und mir wegen ausbleibender Alimente mit ihrem Anwalt droht. Reg dich nicht auf, sage ich mir, als ich nach Hause fahre. Reg dich nicht auf. Reg dich nicht auf. Reg dich nicht auf. Aber ich rege mich auf.
Focus - Hocus Pocus. https://www.youtube.com/watch?v=MV0F_XiR48Q

4 Kommentare:

  1. Die Katze aus dem Sack1. Februar 2018 um 00:24

    Ein reges (Arbeits-)Leben. Manch einer, der hochgewürgt und dem sozialen Staat dann vor die Füsse gekotzt wurde, bekäme sicherlich ganz feuchte Augen.

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  2. Immer lächeln und winken, denn du kannst sie nicht alle töten.
    Aber vielleicht so irritieren, dass sie vor einen Bus laufen.


    ... reg DICH also nicht auf (ړײ)

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  3. Oh das kenne ich... da kann mit einstimmen. So ergeht es mir... jeden Tag, seit Jahren -.-

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