Donnerstag, 15. Februar 2018

Nachrichten aus dem Fass

Es ist ein alter Traum von mir. Der Kern meiner Lebensphilosophie. Im Prinzip kreist mein Schreiben seit dreißig Jahren um dieses Thema. Das Nichts. Und in konkretes Handeln übersetzt: das Nichts-Tun.
Diogenes ist seit den Kindertagen, in denen ich mich mit den griechischen Sagen befasst habe, mein heimlicher Held. Nicht der listige Odysseus, nicht der Superheld Herakles. Sondern der Typ, der einfach nichts macht. Oskar aus der Sesamstraße ist sein modernes Pendant.
Wer untätig ist, macht sich unangreifbar. Kein Besitz, kein Ehrgeiz. Ich wehre mich nicht gegen die Leistungsgesellschaft, ich will sie auch nicht verändern. Ich nehme einfach nicht an ihr teil. Das ist Subversion in Reinkultur.
Stellen Sie sich vor: Die ganze Gesellschaft tritt in einen unbefristeten Generalstreik. Nichts passiert mehr. Alle Räder stehen still. Die Politiker werden hilflos fragen: Was wollt ihr denn? Und die Menschen antworten: Gar nichts. Das wäre das Ende. Chaos statt Gefängnis. Ein Neuanfang.

9 Kommentare:

  1. Großartige Idee! Wir haben auf der Grundlage Ihres Textes spontan in Fritzlar eine Arbeitsgruppe "Nichts-Tun" gebildet.

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  2. Eine interessante These. Nur, es ist ein bisschen wie mit dem ´ man kann nicht Nichtkommunizieren ´, kann man nicht Nichtteil von etwas sein, weil man immer in einen Kontext eingebettet ist.

    Frei von Zwängen wäre eine wunderbare Sache. Für mich würde es sich schon lohnen, würde ich einfach die Zwänge reduzieren. Und tatsächlich arbeite ich daran. Das Problem ist nur, durch die Einbettung in die Systeme gibt es immer ordentliche Reibereien.

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    1. Mit Drillingen ist es natürlich schwer. Selbst ich, der ich auf dem Pfad ewiger Muße schon weit fortgeschritten bin, musste heute den Bürgersteig freischaufeln - schon zum zweiten Mal diese Woche!

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    2. Ich sehe, Ihr Leben ist wie meines... die Hölle.

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    3. Ich hoffe doch, wir beide sind dem Himmel eine Winzigkeit näher als der Hölle. Natürlich ist das irdische Leben voller Plagen, da unterscheiden wir uns im Detail. Sie leiden gelegentlich unter ihren lästigen Kollegen, ich gelegentlich unter der Einsamkeit des freiberuflich arbeitenden Singles. Schon die Revue Ihrer Mahlzeiten und Ihre Getränkeauswahl lässt mich hoffen, dass es Ihnen gut geht. Die Hölle, das wären schwere Krankheiten, der Tod geliebter Menschen, Krieg und Diktatur. Davon sind wir zum Glück weit entfernt.

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  3. ...da bin ich schon weiter:...ich schaufle nict, ich lasse schaufeln.....

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  4. Eines meiner Lieblingszitate:

    „Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.“
    Christian Morgenstern

    ... und dann - bei mir - die Suche des Etwas nach dem Nichts ;) *himmlischeBeschäftigung...allDAYandLIFElong*

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  5. Na ja, Diogenes hatte es wärmer im schönen Griechenland.

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