Die deutsche Einheit hatte einen schlechten Start. Dann
ging es im Prinzip nur noch abwärts. Heute ist Deutschland so geteilt, wie es
vor dem Mauerfall war. Fehler wurden auf beiden Seiten gemacht.
Die Ostdeutschen wollten die Wiedervereinigung so schnell
wie möglich. Dazu kam die Forderung nach der D-Mark. „Kommt die D-Mark, bleiben
wir. Kommt sie nicht, gehen wir zu ihr“, so die unverhohlene Drohung. Als die
Westwährung kam, brachen schlagartig die osteuropäischen Absatzmärkte zusammen.
Dazu kam, dass man mit der D-Mark nur noch Westprodukte kaufte und die eigene
Wirtschaft – und damit die eigenen Arbeitsplätze – im Stich ließ. Auch die
Naivität der Ostdeutschen, man denke nur an das unsägliche Narrativ von den „Brüdern
und Schwestern“ im Westen, hat in diesem Transformationsprozess nicht geholfen.
Die westdeutsche Politik, namentlich der damalige
Bundeskanzler, streute den Ostdeutschen mit den „blühenden Landschaften“ Sand
in die Augen, während sich die westdeutschen Konzerne über die neue Kundschaft
freute und den Osten mit seinen Waren und Dienstleistungen überflutete. Das
Vertrauen der neuen Bundesbürger wurde missbraucht und nachhaltig enttäuscht. Der
Kapitalismus hat seine hässliche Fratze gezeigt. Warum hat man die ostdeutschen
Fabriken nicht mit modernen Maschinen ausgestattet? Warum hat man für kleines
Geld über die Treuhand eine komplette Volkswirtschaft verhökert?
Seit über dreißig Jahren sind wir uns so fremd wie immer.
Vielleicht gibt es eines Tages eine neue Generation, die diesen Zustand
überwindet. Aber wer die Wende erlebt hat, vergisst nie mehr, was geschehen
ist. Also wählt der halbe Osten aus purem Trotz populistische Parteien, ist
ausländerfeindlich und verehrt Putin. Hauptsache, man kann das westdeutsche
Establishment, das auch im Osten die Schlüsselpositionen besetzt, ein wenig
ärgern. Vielleicht wäre eine Zwei-Staaten-Lösung besser gewesen. Dann wären wir
jetzt gemeinsam in der EU und hätten mit dem Euro dieselbe Währung. Aber die
Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wir bleiben auch weiterhin
geteilt.
Für mich bleibt die Wiedervereinigung ein Wunder. Es gab keinen Toten. Vieles ging so schnell, so chaotisch vonstatten. Naivität schlug auf Kalkül. Komplexe auf Arroganz. Und vieles, vieles mehr. Froh bin ich trotzdem , diese wirre , aufregende Zeit erlebt zu haben.
AntwortenLöschen....ja, Du triffst den Nagel genau auf den Kopf.....
AntwortenLöschenEtwas zur Geschichte von: „Kommt die D-Mark, bleiben wir. Kommt sie nicht, gehen wir zu ihr“
AntwortenLöschenhttps://www.deutschlandfunkkultur.de/deutsche-rufe-7-8-kommt-die-d-mark-bleiben-wir-100.html