Ancelotti steht mit Real Madrid
vor dem fünften Champions-League-Erfolg seiner Trainerkarriere. Beim FC Bayern
haben sie ihn im September 2017 rausgeschmissen, obwohl er gerade in seiner
ersten Saison in München die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte. Bis heute
hält sich die folgende Begründung, die leider sehr deutsch ist: Er habe nicht
zur Mannschaft gepasst, weil er nicht hart genug trainiert habe. Robben hätte
berichtet, dass das Training seines Sohnes bei der D-Jugend des FC Bayern
härter sei als sein eigenes.
In Deutschland ist es Tradition,
die Mannschaft von Montag bis Freitag wie auf einem Kasernenhof schuften zu
lassen. Magath und seine Medizinbälle sind eine Legende. Er hat Leistungssportler
so geschunden, dass sie kotzen mussten. Das gilt in diesem Land als gute
Trainingsarbeit. Wenn man sich mal über die ganze Saison die Verletzungen der
Bundesligaspieler anschaut, so fällt auf, dass die wenigsten auf brutale Fouls
zurückzuführen sind. Man hört unter der Woche von Verletzungen, die im Training
entstanden sind. Manche Spieler brechen auch plötzlich ohne Einwirkung des
Gegners auf dem Platz zusammen und sind für Wochen verletzt. Die Ursache:
Überlastung im Training. Ich schätze mal, dass 95 Prozent der Verletzungen
nicht in Punktspielen entstanden sind.
Warum waren Ausnahmefußballer
wie Messi oder Ronaldo nie schwer verletzt? Weil man sie im Training geschont
hat, damit sie am Wochenende volle Leistung bringen konnten. Durch zwanzig
Sprints mehr pro Tag macht man Leute wie Musiala oder Wirtz nicht zu besseren
Fußballern. Man gefährdet sie nur durch sinnlose Schleiferei von teutonischen
Fußballfeldwebeln. Diese Erkenntnis kam mir auf meinen Brasilienreisen. Am
Nachmittag wird das Training der Top-Mannschaften live im Fernsehen übertragen.
Da sind mir die Augen übergegangen. Spieler stehen im Kreis und unterhalten
sich, es fehlen nur noch die Bierflaschen. Andere jonglieren minutenlang mit
dem Ball, obwohl das in einem Spiel überhaupt nicht gebraucht wird. Dann gibt
es ein Trainingsspiel, ganz locker, ohne Blutgrätsche und falschen Ehrgeiz.
Brasilien ist mit fünf Titeln Rekordweltmeister.
Das gleiche Phänomen kann man
bei den taktischen Schulungen beobachten. Trainer benehmen sich wie Schullehrer
und wollen gestandenen Profis jeden Spielzug einbläuen. Als Nagelsmann letztes
Jahr als frischgebackener Bundestrainer ein Interview gegeben hat und es um
Taktik ging, habe ich kein Wort verstanden. Als hätte ein Physikprofessor gesprochen.
Die DFB-Auswahl hat gegen Länder wie Österreich und die Türkei verloren. In
diesem Jahr klang es anders. Die Spieler sollten einfach kicken. Schließlich
hat man Weltklassespieler im Kader und großartige Talente. Schon gab es Siege
gegen Frankreich und die Niederlande. Beckenbauer wusste das schon 1990:
„Gehts raus und spuilts Fußball.“ Es bringt nichts, Wirtz zu erklären, dass
man gegen drei Gegner nicht ins Dribbling geht. Es ist allemal besser, als
weitere Kurzpässe im Halbkreis um den gegnerischen Strafraum zu spielen, als
sei man beim Handball.
Locker trainieren, den Spielern
ihre Freiheit lassen – so können wir es bis ins Viertelfinale schaffen. Ab dann
hilft uns nur der liebe Gott.
Locker??? Einfach machen lassen??? Hammwajanochniesogemacht! Wokommwadenndahin? Wärjawohlnochschöner! Die sind zum ARBEITEN da! Was kommt als nächstes? Untergebene wie Erwachsene behandeln?
AntwortenLöschenMeine Rede. Wer auf der faulen Haut liegen will, soll zu Real Madrid oder Atalanta Bergamo gehen!
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