Blogstuff 954
1923: Der Verleger Isaak Goldstein
lehnt die erste Version von Hitlers „Mein Kampf“ ab.
„Der folgende Text ist mir
eingefallen, als ich allein durch die Wüste gefahren bin. Über mir nur der unendliche
Sternenhimmel, ich hatte kein Ziel. Ich hatte gar nicht vor, einen Text zu
schreiben. Eigentlich ging mir in diesem Augenblick überhaupt nichts durch den
Kopf. Es war ein Tag wie jeder andere. Nichts war passiert, was man erzählen
könnte. Wenn ich nicht diese unglaubliche Idee gehabt hätte, würde ich mich gar
nicht an ihn erinnern. Ich würde mich nicht an den Burger bei Wendy’s erinnern,
an die Tankstelle in Reno, an das tote Opossum auf der Straße …“
Manchmal bewundere ich die Naivität
der Provinzmenschen. Wir sitzen zu acht bei einem Dorfitaliener, der
offensichtlich von einer türkischen Familie betrieben wird (Inhaber: Umut Ali
D.), beim Abendessen und genießen Klassiker der italienischen Küche wie
Jägerschnitzel mit Pommes frites. Ich erzähle, dass die drei Pseudoitaliener in
meinem Berliner Kiez in Wirklichkeit von einem Kroaten, einem Albaner und einem
Libanesen betrieben werden. Sie amüsieren sich köstlich. Die Realität sieht
längst so aus: 99 Prozent aller Sushi-Restaurants werden von Vietnamesen betrieben
und bei McDonald’s steht sicher kein Amerikaner an der Fritteuse. Aber man
sollte diesen schlichten Gemütern nicht ihren Glauben nehmen. Ein
schwarzhaariger Mann, der eine Pizza serviert, muss Italiener sein. Schließlich
sind sie hier schon seit dreißig Jahren Stammgäste.
Heutiger Traum: Ich fliege nach
Tokio, um dort eine Woche Urlaub zu machen. In der Stadt baue ich mit meinem Mietwagen
einen Unfall und im Gedränge eines Bahnhofs wird mir die Brieftasche geklaut.
Ich bin also ohne Geld, Ausweis, Flugticket und Kreditkarte. Ich sitze danach
in einem Zug, der aber stundenlang nicht losfährt. Mein Handy spielt verrückt
und ich erreiche niemanden. Dann erlöst mich ein gnädiges Erwachen.
Die Comedians Lisa Eckart und
Michael Mittermeier können bei ihren Auftritten nicht unterschiedlicher sein.
Werden L.E. unbeweglich wie eine griechische Statue ihre Bosheiten mit einem
maliziösen Lächeln wie Rosenblätter unters Volk streut, steht M.M. für mich
unter ADHS-Verdacht. Er läuft ruhelos und gelegentlich immer noch wie sein
großes Vorbild Jerry Lewis grimassierend auf der Bühne auf und ab. Ich stelle
mir vor, wie er beim Abendessen mit seiner Familie um den Tisch herumrennt,
während er eine Geschichte erzählt.
Die Beziehung mit Simone endete
an dem Tag, als sie erfuhr, dass ich sie in meinem Freundeskreis als
Hupen-Paula bezeichnet habe.
Jetzt ist es also passiert. Ich
stehe in der S-Bahn und eine junge Frau bietet mir ihren Sitzplatz an.
Fassungslos frage ich: „Warum?“ Sie lächelt nur. Für sie ist es offensichtlich.
Auf ein Sitzplatzangebot im ÖPNV reagiere ich gern mit "Nein, danke, ich sterbe lieber im Stehen. Alte Familientradition, wissen Sie."
AntwortenLöschenAuch nicht schlecht ;o)
LöschenAber beim ersten Mal war ich noch nie schlagfertig.
Schlagfertige Repliken denke ich mir grundsätzlich im Wohnzimmersessel bei einem Glas Rotwein aus.
LöschenDu bist schon alt, wenn Dich junge Menschen siezen.
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