Als ich auf die Welt kam, war
ich 48 Jahre alt.
Ich saß an einem Schreibtisch
und blickte auf meine Hände. Ich hatte sie nie zuvor gesehen. Vor mir lag ein
Stapel Bankauszüge. Kugelschreiber. Ein zugeklapptes Notebook. Aber ich konnte
mich nicht an mein Leben erinnern.
Ich stand auf und ging in den
Flur. Ich sah fünf Türen. Die Wohnungstür war geschlossen, die anderen vier
Türen standen offen. Eine Küche, ein Badezimmer, ein Wohnzimmer und ein
Schlafzimmer. Alle leer. Ich war allein.
Im Badezimmerspiegel betrachtete
ich mein Gesicht. Kurze, graue Haare, Geheimratsecken. Dunkelblaue Augen, eine
schmale Nase, kein Bart. Falten an den Augen, Tränensäcke, dichte Augenbrauen.
Ich sah in meinen Hosentaschen
nach. Eine Brieftasche. Mein Name war Burkhard von Gallenstein. Adresse: Schloßallee
23, 13156 Berlin. Geboren am 14. März 1973 in Düsseldorf. Jede Menge Bargeld
und zwei Kreditkarten.
Ich ging zurück ins
Arbeitszimmer und studierte die Bankauszüge. Woher bekam ich mein Gehalt? Ich
stellte fest, dass ich nicht berufstätig war. Offensichtlich besaß ich vier
Wohnungen in der Stadt. In Charlottenburg, Lankwitz, Dahlem und Köpenick.
Bruttoeinnahmen von über
sechstausend Euro monatlich. Davon gingen etwa zwölfhundert Euro für
Nebenkosten, Grundsteuer und Hausverwaltung ab. Für meine eigene Wohnung zahlte
ich knapp vierhundert Euro Wohngeld. Kosten für ein Auto tauchten in den
Auszügen nicht auf.
Auf der Kommode an der
Wohnungstür fand ich ein Schlüsselbund. Ein Schlüssel passte ins Schloss. Ich
verließ das Haus und fuhr mit der Tram bis zum U-Bahnhof Osloer Straße. Von
dort aus fuhr ich mit der U 9 zum Zoo und mit dem Bus die Kantstraße runter.
Mein Mieter in Charlottenburg
hieß Michael Tilkowski. Ich klingelte und es wurde mir geöffnet. Als er mich an
der Wohnungstür erblickte, wurde er kreidebleich.
„Herr von Gallenstein. Sie
kommen wegen der Mietnachzahlung.“
Ich war verblüfft und sagte nur
„Hallo“.
„Bitte, bitte, bitte. Schmeißen
Sie mich nicht aus der Wohnung. Ich habe nicht so viel Geld im Haus, aber ich
werde alles zurückzahlen. Ich brauche nur mehr Zeit.“
Dann ging er auf die Knie und
umklammerte meine Beine. Tränen liefen ihm über sein Gesicht.
„Meine Frau ist im achten Monat
schwanger. Ich bin in Kurzarbeit und weiß nicht, ob ich meinen alten Job als
Kellner behalten kann. Haben Sie ein Herz, Herr von Gallenstein. Bitte!“
Ich half dem kleinen Mann auf
und drückte ihn stumm an meine Vermieterbrust. In welches Leben war ich hineingeraten?
WER möchte tauschen ... ;D ?!?
AntwortenLöschenKommt der Patient zum Psychiater und sagt:
“Haben Sie tausend Dank, Herr Doktor, dass Sie mich von meinem Grössenwahn geheilt haben. Wie viel Milliarden bin ich ihnen schuldig?“
*hehe*
Um meinen Sadismus richtig auszuleben, würde ich den Mietern jetzt im Lockdown mit Ausgangssperre fristlos kündigen oder "Sanierungsmaßnahmen" durchführen, bei denen sie aus der Wohnung müssen und ich ihnen auch Strom, Heizung, Wasser und Abwasser abstelle.
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