Montag, 4. Juni 2018
Elf Freunde sollt ihr sein
Nächste Woche beginnt wieder einmal das völkische Ringen um den Endsieg im Finale. Die Fußballweltmeisterschaft ist die sportliche Apotheose des Nationalismus. Seit 2006 ist auch Deutschland wieder satisfaktionsfähig, schwarz-rot-golden prangt uns jede Duplo-Packung im Supermarkt entgegen. Panini wirft die Heiligenbildchen millionenfach unters Volk. Wir freuen uns auf gaskammervolle Fanmeilen. Keine Olympischen Spiele und schon gar keine Paralympics werden das je schaffen.
Wie tief sich der Nationalismus, der letztlich nur ein sprachlich verbrämter Rassismus ist, der sich auf die Idee eines biologisch klar definierten Volkskörpers stützt, in die Köpfe eingenistet hat, sieht man an der Debatte um Özil und Gündogan, die sich mit dem Präsidenten aus dem Land ihrer Familien fotografieren ließen. Für jeden echten Nationalisten war es schon vorher klar, dass nur reinrassige Germanen das blütenweiße Hemd mit dem Reichsadler tragen dürfen.
Das nationalistische Hetzblatt „Der Spiegel“ stimmt uns diese Woche auf den neuen politischen Feind ein. Nach den Griechen und Russen sind es jetzt die Italiener, auf die sich die Geschütztürme deutscher Drohungen und deutschen Selbstmitleids gedreht haben. Natürlich ist es nur zu unserem Schutz. Wir müssen uns verteidigen, denn die Italiener mögen uns angeblich nicht mehr. Diese Schnorrer verprassen den ganzen Tag unser Geld, liegen faul in der Sonne und fressen Spaghetti statt Königsberger Klopse. Wir haben es immer gewusst. Feindschaft als Selbstverteidigung. Fragen Sie die Polen!
Wem das alles noch zu milde ist, wer es deftiger und härter braucht, dem wird vom faschistischen Demagogen Gauland reichlich eingeschenkt. Im Sportpalast bringt er die Höcke-Jugend mit seiner Vogelschiss-Metapher auf den orgiastischen Höhepunkt. Lasst uns Hitler und Auschwitz vergessen und in den Schulen wieder alle drei Strophen des Deutschlandlieds singen. Am besten zu jeder vollen Stunde. Die Bayern hängen Kreuze in die öffentlichen Gebäude? Das reicht nicht. Wir brauchen Hakenkreuze.